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Zu wenig Arztpraxen auf dem Land: Neuer Lösungsvorschlag der Ersatzkassen

Die medizinische Versorgung auf dem Land ist ein Sorgenkind der Gesundheitspolitik. In einigen dünn besiedelten Regionen gibt es schon heute zu wenige Fach- und Hausärzte. Der Mangel wird sich in Zukunft noch verschärfen. Das erwarten alle Experten. Nun macht der Verband der Ersatzkassen einen neuen Lösungsvorschlag.

Das Problem: gesellschaftlicher Wandel

Das Problem ist so alt wie bekannt: Da der Anteil älterer Menschen in Deutschland steigt, während gleichzeitig immer mehr Medizinerinnen angestellt und in Teilzeit arbeiten möchten, übersteigt der Bedarf an medizinischer Versorgung immer öfter das Angebot. Die Folge: Überlastete Arztpraxen und zum Teil unterversorgte Patienten.

Das Problem und die Folgen werden schon länger diskutiert, doch einfache Lösungen sind nicht in Sicht. Zahlreiche Versuche, die Landarztquote zu erhöhen, zeigten bisher keine großen Effekte. Die Suche nach einem Nachfolger ist für niedergelassene Ärztinnen auf dem Land und in sozial benachteiligten Stadtteilen oft schwierig. Zu oft findet sich niemand, der den Kassensitz übernehmen möchte. Das ist auch ein Dilemma für die zuständigen Kassenärztlichen Landesvereinigungen, wie ein aktuelles Beispiel aus Sachsen zeigt: Der KV Sachsen drohte ein monatliches Zwangsgeld, weil es in der Region Löbau-Zittau keine Hausarztpraxis mehr gibt.

Die vom Bundesministerium für Gesundheit angekündigten Reformen enthalten nicht nur Vorschläge für die Umstrukturierung von Krankenhäusern, sondern sehen auch eine Stärkung der ambulanten Gesundheitsversorgung vor. Die Ideen reichen von der Gründung von 1000 Gesundheitskiosken bis hin zu ambulanten Operationszentren. Nun mischt sich der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) in die Diskussion ein und schlägt eine neue Betriebsform für die medizinische Versorgung auf dem Land vor: Regionale Gesundheitszentren (RGZ).
 

NäPA sollen wichtige Rolle in Regionalen Gesundheitszentren spielen

Dem vdek gehören 6 Krankenkasssen an: Techniker, Barmer, DAK-Gesundheit, KKH, hak und HEK. Sie versichern zusammen mehr als 28 Millionen Menschen, das sind 38,8 % der gesetzlich Versicherten in Deutschland. Die Vorstandsvorsitzende des vdek, Ulrike Elsner, erklärt zum Modell der Regionalen Gesundheitszentren: „Es geht weiter als heutige Medizinische Versorgungszentren.“

In RGZs sollen Hausärztinnen, Fachärzte der Grundversorgung (wie zum Beispiel Innere, Orthopädie, Augenheilkunde etc.) zusammen mit anderen Leistungserbringern, wie zum Beispiel Ergotherapeutinnen und Hebammen, dafür sorgen, dass Patienten umfassend und leitliniengerecht medizinisch versorgt werden können. Dabei sollen nicht-ärztliche Praxisassistentinnen (NäPA) eine wichtige Rolle spielen: Sie sollen ein intelligentes Case Management sicherstellen. Davon verspricht sich Elsner auch eine Verbesserung für die Versorgung chronisch kranker Menschen.

Damit das Konzept funktioniert und sich die Ärztinnen auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, soll nicht-ärztliches Praxispersonal ärztliche Leistungen systematisch übernehmen. Mit dieser strukturell angelegten Delegation sei die Attraktivität der RGZ für alle Beteiligten hoch.
 

Gesundheitszentren als intelligente Weiterentwicklung bestehender Konzepte

Da, wo es sinnvoll sei, könnten RGZ auch durch ein ambulantes OP-Zentrum erweitert werden, zu dem auch einige Überwachungsbetten gehörten. Oder es könnten Kurzzeitpflegeplätze integriert werden. Das richte sich nach dem Bedarf vor Ort. Entscheidend sei es, RGZ zunächst da aufzubauen, wo die hausärztliche Versorgung bereits jetzt oder in naher Zukunft nicht mehr sichergestellt sei. Als Träger der Zentren kämen Ärztenetze ebenso wie umgewandelte Krankenhäuser in Frage.

Die Entscheidung darüber, wo ein RGZ entstehen und wie es organisiert werden soll, könnten Landesausschüsse treffen, zu denen Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen und Landeskrankenhausgesellschaften gehörten. Das Angebot solle dann allen Versicherten zur Verfügung stehen und kollektivvertraglich geregelt werden. Es sei wichtig, dabei auf überflüssige Bürokratie zu verzichten, so die vdek-Vorstandsvorsitzende. Ein Nebeneffekt der RGZ könnte sein, dass sie attraktive Arbeitsplätze für junge Menschen in Gesundheitsberufen schaffe.

Die RGZ könnten als „Primärversorgungszentren“ verstanden werden, die in der vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Reform bereits vorgesehen sind. Dieser rechtliche Rahmen schafft die Voraussetzungen, um die Zusammenarbeit von ärztlichen und nicht-ärztlichen Professionen unter einem Dach umzusetzen. Nach Ansicht von Ulrike Elsner sind die RGZ damit ein konkurrenzfähiges Modell zu den bereits etablierten MVZ.

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