| Magazin

Mehr Diabetes mellitus – aber auch bessere Versorgungsmöglichkeiten

In Deutschland hat inzwischen jeder zehnte Erwachsene eine Diabetes-Typ-2-Diagnose. Das zeigen Abrechnungsdaten der AOK. Besonders ältere Menschen sind betroffen. Ist ihr Diabetes schlecht eingestellt, erhöht sich ihr Demenzrisiko. Eine Aktualisierung des Disease-Management-Programms soll die Versorgung der Erkrankten verbessern. Unter anderem soll sie digitaler werden.

Diabetes ist in ländlichen Regionen stärker verbreitet

Wie verbreitet ist Diabetes? Diese Frage beantwortet der WIdO-Gesundheitsatlas. Er wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben und nutzt Abrechnungsdaten der AOK. Demnach hat inzwischen jeder zehnte Erwachsene in Deutschland eine Diabetes-Typ-2-Diagnose. Ältere Menschen sind besonders häufig betroffen: Ein Drittel der über 85-Jährigen ist zuckerkrank.

Insgesamt sind Männer häufiger betroffen als Frauen und Menschen, die in dünn besiedelten ländlichen Regionen leben häufiger als Stadtbewohner. Das hat wahrscheinlich mit der Altersstruktur auf dem Land zu tun. Auffällig ist auch, dass in den östlichen Bundesländern zum Teil deutlich mehr Menschen mit Diabetes-mellitus-Typ-2 leben als in den westlichen. Spitzenreiter waren Gotha mit 13,4, der Elbe-Elster-Kreis mit 13,3 und Dessau-Rißlau mit 12,8 pro 1000 Einwohner.
 

Risiko für Demenz bei Diabetes erhöht

Eine aktuelle Studie eines australischen Forscherteams stellt fest, dass ältere Menschen mit einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus Typ 2 ein erhöhtes Risiko hatten, eine Demenz zu entwickeln. Für die Studie wurden von 1996 bis 2015 die Daten von über 250.000 Diabetes-Patienten aus den USA ausgewertet, die mindestens 50 Jahre alt waren. Im Mittel waren die Teilnehmerinnen 61,5 Jahre alt und wurden entsprechend des mittleren HbA1c-Prozentwertes in 6 Gruppen eingeteilt. Dieser Wert beschreibt, wie hoch der Blutzucker in den letzten 8 bis 12 Wochen war. Die Patienten wurden im Schnitt 5,9 Jahre nachbeobachtet.

Dabei zeigte sich, dass Teilnehmende mit einem HBA1c-Wert zwischen 9 und unter 10 % im Vergleich zu Teilnehmenden mit niedrigeren Werten ein um 31 % höheres Risiko für eine Demenzerkrankung hatten. Lag der Wert über 10 % stieg das Risiko sogar um 74 %. Die Studie sagt nichts darüber aus, ob eine schlechte Stoffwechseleinstellung eine Demenz verursachen kann, sie stellte lediglich fest, dass es einen Zusammenhang gibt. Die Ergebnisse legen nahe, dass ältere Diabetes-Patienten von einem gut eingestellten Stoffwechsel profitieren.
 

Behandlungsprogramm wird digital

Für die Versorgung von Typ-2-Diabetikerinnen steht den Arztpraxen hierzulande ein Disease-Management-Programm (DMP) zur Verfügung. Rund 4,7 Millionen gesetzliche Versicherte sind derzeit in dieses und das DMP zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 eingeschrieben.

Das für die Überwachung der DMPs zuständige Gremium, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), hat vor Kurzem das DMP Diabetes mellitus Typ 2 überarbeitet. Die Empfehlungen zu medikamentösen Behandlungen wurden an die aktuellen Leitlinienempfehlungen angepasst und die Dokumentation verschlankt. Vor allem Diabetes-Kranke, die eine arteriosklerotische kardiovaskuläre Erkrankung, eine chronische Herzinsuffizienz oder eine Nephropathie haben, profitieren von neu zugelassenen Substanzen. Dazu gehören SGLT2-Inhibitoren (Empagliflozin oder Dapagliflozin), die zusammen mit Metformin gegeben werden und GLP-1-Rezeptoragonisten (Liraglutid).

Im Referentenentwurf für ein neues Digitalgesetz ist nun eine digitale Variante der Diabetes-DMPs vorgesehen. Patientinnen sollen wählen können, ob sie diese Variante in Anspruch nehmen möchten. Da die Behandlung des Diabetes bereits stark datengetrieben sei und immer mehr Zuckerkranke digitale Hilfsmittel, wie zum Beispiel Apps für das Smartphone, nutzten, seien neue Möglichkeiten zur personalisierten Therapiesteuerung entstanden. Diese würden jedoch in den Arztpraxen kaum eine Rolle spielen, weil sie bisher zu wenig an die Praxisverwaltungssysteme angebunden seien. So könnten die Daten, die die Patienten selbst erheben, kaum für die Behandlung genutzt werden.

Mit den digitalen DMP sollen die beiden Datenwelten von Patientin und Arzt zusammengeführt werden. Dafür könnte neben den digitalen Hilfsmitteln (DiGA) auch die elektronische Patientenakte (ePA), telemedizinische Leistungen und der elektronische Medikationsplan (eMP) via Telematikinfrastruktur genutzt werden.

Der aktualisierte DMP Diabetes mellitus Typ 2 soll zum 1. Oktober in Kraft treten.

Vertiefen Sie Ihr Fachwissen

…und entdecken Sie das Online-Seminar-Programm für MFAs und ZFAs.


Newsletter

Regelmäßige Neuigkeiten für Ihren Praxisalltag und zu interessanten Fortbildungen. Melden Sie sich an und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.