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Willkommen im Team! Azubis starten ins Berufsleben

42 % der Vertragsarztpraxen und Medizinischen Versorgungszentren bilden aktuell aus. Das ist – verglichen mit anderen Branchen – viel. Angespornt werden die Ärztinnen, Ärzte und Praxismanagerinnen vor allem vom Fachkräftemangel. Um den Berufsnachwuchs zu halten, bedarf es jedoch einiger Anstrengungen.

Im Jahr 2020 wurden bundesweit 15.750 Ausbildungsverträge für künftige Medizinische Fachangestellte geschlossen. 15.222 davon waren weiblich, 3.831 Personen (darunter 3.666 Frauen) hatten eine nichtdeutsche Nationalität. Das belegen Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung. Die Zahlen belegen leider auch, dass im Berichtszeitraum rund ein Viertel der Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst wurde. Insgesamt befanden sich am 31. Dezember 2020 41.472 Menschen bundesweit in einer Ausbildung zur MFA, davon 40.254 Frauen. Von den 7.218 Personen mit Migrationshintergrund waren 6.876 weiblich.
 

Ressourcenorientiert ausbilden

Das Zentralinstitut (ZI) für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland hat im Juli 2022 eine Studie veröffentlicht, die die Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) in Praxen und Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung untersuchte. Über die Hälfte aller Praxen erhielt 4 und mehr Bewerbungen pro Ausbildungsstelle. „Rund 90 % der Einrichtungen konnten alle angebotenen Ausbildungsstellen besetzen. Allerdings waren auch in rund 4 % der Einrichtungen zu Beginn des Ausbildungsjahres 2021/2022 alle Ausbildungsstellen unbesetzt.“ Knapp die Hälfte der befragten Einrichtungen klagte über nicht geeignete Bewerbungen. Ein Drittel stellte Azubis mit einem Schulabschluss unterhalb der Mittleren Reife ein. Das ist erwähnenswert, weil es ein Risiko für einen Ausbildungsabbruch darstellt. Ernsthafte Qualifikationsdefizite wurden in diesen Bereichen festgestellt:

  • Sozialkompetenz
  • Belastbarkeit
  • Mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse
  • Handlungsorientiertheit
     

Auch diese Defizite können neben persönlichen Gründen zum Ausbildungsabbruch führen. Aber: So mancher Azubi entwickelt sich durch empathische und strukturierte Anleitung zum Überflieger. Praxismanagerinnen und Teams können viel dafür tun, dass künftige MFAs mit Freude und Optimismus in die Ausbildung starten und diese erfolgreich abschließen.
 

Respektvoll zuwenden und Lernziele konkretisieren

Auch wenn Sie oder Ihr Praxisinhaber etwas andere Wünsche gehabt haben sollten, heißen Sie die Azubis herzlich willkommen. Geben Sie Ihnen das Gefühl, von nun an dazuzugehören. Stellen Sie alle Teammitglieder vor und erklären Sie den Praxisbetrieb sowie zuständige Ansprechpersonen. Wichtige Regeln und Abläufe sollten schriftlich fixiert werden. Ebenso do’s und dont’s. Willkommensordner haben sich in vielen Praxen bewährt. Besprechen Sie gemeinsam Schul-, Arbeits- und Freizeiten und beachten Sie gesetzliche Vorgaben. Dies ist besonders für Minderjährige wichtig. Ist Ihr Azubi schon älter, bringt sie oder er Lebenserfahrung mit. Fragen Sie danach und nutzen Sie diese Stärken. So fühlt sich ihr Gegenüber anerkannt.
 

Schon gewusst?

Die meisten MFA-Azubis mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2020 waren 17 Jahre alt (2.634). 2.166 Personen waren unter 16 Jahre alt. Aber auch 1.737 24- bis 39-Jährige begannen eine MFA-Ausbildung. 240 Frauen und 6 Männer waren 40 Jahre und älter. (bibb)

Der Ausbildungsrahmenplan ist eine abstrakte Vorgabe. Überlegen Sie im Team, welche konkreten Kompetenzen Ihr Azubi wann und mit wem lernen soll. Erstellen Sie einen konkreten Plan mit zeitlichen und inhaltlichen Bausteinen sowie personelle Zuständigkeiten. Erklären Sie viel und lassen Sie Ihre Azubis so viel wie möglich praktisch (mit-)arbeiten. Vereinbaren Sie regelmäßige Feedbackrunden. Auch Ihr Praxisteam kann vom frischen Blick der Auszubildenden profitieren. Werden Routinen hinterfragt, werten Sie das nicht als Angriff oder Frechheit, sondern reflektieren Sie, ob und wo es Verbesserungspotenzial gibt.
 

Aus Fehlern lernen und viel loben

„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, sagt der Volksmund. Das heißt, beim Lernen passieren Fehler. Beschweren Sie sich nicht und erklären Sie vieles gegebenenfalls mehrmals. Kommen Ihre Azubis aus anderen Kulturkreisen, können bestimmte Redewendungen Hürden darstellen. Fragen Sie nach, ob alles verstanden wurde. Kritisieren Sie niemals vor Patienten. Loben Sie, auch wenn Ihre erfahrenen Kolleginnen den Anlass dafür selbstverständlich finden. Seien Sie auch dabei konkret. So fühlt sich Ihr Azubi gesehen und respektiert – das motiviert.

Für engagierte Azubis mit einem erhöhten Förderbedarf, z. B. in sprachlicher und/oder inhaltlicher Hinsicht, der in der Praxis nicht geleistet werden kann, oder bei gesundheitsbedingten Einschränkungen, kann die Assistierte Ausbildung eine wertvolle Unterstützung darstellen. Bringen Sie in Erfahrung, ob dieses noch relativ unbekannte Förderinstrument der Bundesagentur für Arbeit bei einem Bildungsträger in Ihrer Nähe angeboten wird.

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