Wenn Zocken krank macht
Haben Sie schon mal was von „Nintendinitis“ gehört? Mediziner umschreiben damit gesundheitliche Beschwerden, die durch exzessives Spielen von Videospielen auftreten. Der Begriff setzt sich aus „Nintendo“ und „Tendinitis“ zusammen. Also aus dem Firmennamen eines der größten Gaminghersteller und dem lateinischen Begriff für die Sehnenscheidenentzündung. Erstmals kursierte der Begriff in den 1990er-Jahren, als sich die Spielkonsolen von Nintendo verbreiteten.
Körperliche Beschwerden
Tatsächlich ist die Sehnenscheidenentzündung eine der am häufigsten auftretenden Erkrankungen, die durch Gaming entstehen kann. Sie äußert sich durch Schmerzen im Daumen, im Handgelenk oder den Händen. Diese entstehen durch die unnatürlich starre Haltung des Handgelenks, mit der Konsolen oder Computer-Mäuse bedient werden. Auch das ständige Tippen mit den Daumen kann die Beschwerden hervorrufen. Dann nennt man das Syndrom „Nintendo-Daumen“.
Karpaltunnelsyndrom
Ähnliche Ursachen liegen dem Karpaltunnelsyndrom zugrunde. Dabei wird der Medianusnerv im Handgelenk eingeklemmt, was neben Schmerzen auch zu Schwäche oder Gefühllosigkeit in der betreffenden Hand führen kann.
Rücken- und Nackenbeschwerden
Gamer sitzen oft stundenlang vor dem Bildschirm. Die mangelnde Bewegung führt zu Verspannungen im Nacken und Rücken. Die dauerhafte Fehlbelastung kann sogar Bandscheibenvorfälle oder ein Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom) nach sich ziehen.
Augenprobleme
Das ständige Starren auf Bildschirme kann die Augen überanstrengen, was zu Symptomen wie trockenen Augen, verschwommenem Sehen und Kopfschmerzen führt. Dieses Phänomen wird oft als „Digital Eye Strain" oder „Computer Vision Syndrome" bezeichnet.
Sonstige Verletzungen
Vor allem das Spielen auf der Nintendo-WII, bei dem die Spieler sich vor dem Bildschirm bewegen, hat ebenfalls zu zahlreichen Verletzungen geführt. Man liest u. a. von Hämatomen, Gehirnerschütterungen und Augenverletzungen. Diese sind jedoch häufig nicht bei den Spielern selbst, sondern bei Angehörigen zu beobachten. Die Spieler hatten nur noch das Geschehen auf dem Bildschirm im Auge, nicht aber die Abläufe um sich herum. Ruckartige Bewegungen trafen dann diejenigen, die in der Nähe standen. Ähnliche Gefahren lauern bei der Nutzung von VR-Brillen.
Psychische Folgen
Häufiges Gaming kann aber auch unangenehme psychische Folgen haben. 2018 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die „Gaming Disorder“, also die Computersucht offiziell anerkannt. Dabei kommt es zum Kontrollverlust des Spielverhaltens, zum Spielen als einzigen Lebensinhalt und zu körperlichen oder psychischen Symptomen bei Entzug.
Außerdem kann Gaming auch auslösen:
Schlafstörungen: Ausdauerndes Zocken, insbesondere vor dem Schlafengehen, kann den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören. Die Blaulichtstrahlung von Bildschirmen hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Das kann zu Einschlafproblemen und einer schlechten Schlafqualität führen.
Depression und Angst: Studien zeigen, dass exzessives Gaming mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angststörungen verbunden sein kann. Dies kann durch soziale Isolation, das Gefühl von Versagen oder das ständige Vergleichen mit anderen Spielern verstärkt werden.
Aggressives Verhalten: Insbesondere bei Gewaltspielen kann es zu einer Desensibilisierung gegenüber Gewalt und in einigen Fällen zu aggressivem Verhalten kommen. Dies ist jedoch ein kontroverses Thema und nicht alle Studien bestätigen diesen Zusammenhang eindeutig.
Vorbeugung und Behandlung
Gaming ist nicht automatisch schädlich. Man sollte jedoch einige Maßnahmen beachten. Dazu gehören:
- Regelmäßige Pausen – mindestens 10 Minuten pro voller Stunde, am besten auch ein Tageslimit setzen
- Bewegung – vorzugsweise inkl. Dehn- und Kräftigungsübungen
- Anpassungen – bei Stühlen und Computermäusen auf ergonomische Form achten
- Abstinenz – bei fast allen Beschwerden, die auf Gaming beruhen, hilft eine Pause von mehreren Tagen bis Wochen. Begleitend können, je nach Symptomen, schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie oder Psychotherapie helfen.
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