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Welche Persönlichkeitstypen gehen zur Krebsvorsorge?

Vorsorgeuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Krebsvorsorge. Doch viele Menschen nehmen diese nicht oder nur unregelmäßig wahr. Eine neue Studie hat herausgefunden, welche Rolle dabei bestimmte Persönlichkeitsmerkmale spielen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist etwa jeder dritte bis zweite Krebsfall vermeidbar. Neben einer gesunden Lebensweise spielen dabei Früherkennungsuntersuchungen eine entscheidende Rolle. Je früher Krebsvorstufen oder bereits gebildete Tumore entdeckt werden, desto besser stehen die Heilungschancen.
 

Wer geht zur Vorsorge?

Doch obwohl auch in Deutschland die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen zu einem großen Teil von den Krankenkassen übernommen werden, gingen im Jahr 2023 rund 9,76 Millionen Menschen ab 14 Jahren nie zu einer medizinischen Vorsorgeuntersuchung

Aufschluss über die Beweggründe könnte nun eine NAKO Studie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geben. „Ziel unserer Studie war es, anhand von Daten aus der NAKO Gesundheitsstudie den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsfaktoren und der Inanspruchnahme verschiedener selbstberichteter Krebsvorsorgeuntersuchungen zu untersuchen”, erklärt Professor Dr. André Hajek, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung des UKE.

Die Studie umfasst 132.398 Teilnehmende im durchschnittlichen Alter von 53 Jahren. Sie wurden befragt, welche Krebsvorsorgeuntersuchungen sie in den vergangenen 5 Jahren wahrgenommen hatten und welche Persönlichkeitsmerkmale sie sich selbst zuordnen. 

Zu den in der Befragung erfassten Krebsvorsorgemaßnahmen gehörten:

  • Der Test auf Blut in Stuhlproben und die Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge
  • Die Hautuntersuchung auf Muttermale als Früherkennungsmaßnahme von Hautkrebs
  • Das Brustabtasten und die Röntgenuntersuchung der Brust (Mammografie) zur Früherkennung von Brustkrebs
  • Der Abstrich vom Gebärmutterhals zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs 
  • Die Fingeruntersuchung des Enddarms und der Bluttest des prostataspezifischen Antigens (PSA) zur Früherkennung von Prostatakrebs

 

Die psychologische Persönlichkeitsforschung hat in der Vergangenheit ein einheitliches Modell zur Beschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen definiert. Dabei lassen sich 5 Haupteigenschaften unterscheiden:

  • Gewissenhaftigkeit (Tendenz zu Strukturiertheit und Planung)
  • Extraversion (Tendenz zu Kontaktfreudigkeit und Energie)
  • Verträglichkeit (Tendenz zu Freundlichkeit und Mitgefühl)
  • Neurotizismus (Tendenz zu Nervosität und zu negativen Emotionen) 
  • Offenheit für Erfahrungen (Tendenz zu Neugier und Erfindungsreichtum)

     

„Die Ergebnisse unserer Auswertungen zeigen, dass Menschen mit höherer Extraversion, also kontaktfreudige Personen, mit höherer Wahrscheinlichkeit zur Krebsvorsorge gehen. Wir vermuten, dass das stärkere Maß an positiven Emotionen dieser Menschengruppe Ängste reduziert, die möglicherweise mit einer Vorsorgeuntersuchung verbunden sind”, berichtet Prof. Hajek. „Überraschend war, dass Menschen, die sich prinzipiell als neugierig und offen für Erfahrungen beschreiben, weniger Vorsorgeuntersuchungen besucht haben. Eine spekulative Erklärung ist, dass Personen mit einer hohen Offenheit für Erfahrungen ihr Leben in vollen Zügen genießen möchten – beispielsweise durch Reisen – und daher Vorsorgeuntersuchungen vermeiden, um ihre Lebensplanung kurzfristig nicht zu gefährden.” Durch weitere, vertiefende Untersuchungen könnte man die Angebote zur Krebsvorsorge gezielter an Menschengruppen mit spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen anpassen.
 

Immer mehr Krebsfälle bei Jüngeren

So könnte man die Vorsorgeangebote auch speziell an jüngere Patientengruppen richten. Wie eine US-Studie mit 23,6 Millionen Patienten zeigt, steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken, in den Generationen der Millennials und der Generation Z an. 

Insbesondere war die Inzidenzrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Nierenkrebs und Dünndarmkrebs bei Männern und Frauen sowie bei Leberkrebs bei Frauen im Geburtsjahrgang 1990 etwa zwei- bis dreimal höher als im Geburtsjahrgang 1955. Darüber hinaus stiegen die Inzidenzraten bei 9 Krebsarten, darunter Eierstockkrebs, Gebärmutterkörperkrebs und Dickdarmkrebs wieder an, obwohl sie in älteren Geburtsjahrgängen rückläufig waren. Woran das liegt, können sich die Forschenden noch nicht erklären.

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