Was Sie für die Erdbebenopfer tun können
Die Situation in den Erdbebengebieten ist katastrophal
Am 6. Februar bebte frühmorgens die Erde in einem Gebiet, das ungefähr so groß ist wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Bei diesem Beben wurde ein großer Teil der türkischen und syrischen Landstriche so stark verwüstet, dass nun Millionen Menschen obdachlos sind und zum Teil keinen Zugang zu sauberem Wasser, Toiletten, Nahrung und medizinischer Versorgung haben. Durch die kalten Temperaturen wird ihre Lage zusätzlich erschwert. Die Zahl der Toten wird derzeit mit 35.000 angegeben, sie wird wahrscheinlich noch deutlich steigen, weil viele Menschen vermisst werden und die Bergungsarbeiten weitgehend eingestellt wurden.
Dazu kommt: Die internationale Nothilfe erreicht einige Gebiete nur schwer oder gar nicht. Insbesondere in Syrien ist die Situation katastrophal. Das vom Beben betroffene syrische Gebiet hat eine eigene Provinzverwaltung und wird nicht vom Regime in Damaskus kontrolliert. Die Provinzverwaltung gibt an, dass in der Gegend rund um die Stadt Idlib 5.000 Gebäude zerstört wurden und ca. 30.000 Familien auf Hilfe angewiesen sind. Es sollen 68 Camps errichtet worden sein, in denen 10.000 Menschen Schutz gefunden haben. Das Material dafür soll aus allen Ecken der Provinz zusammengetragen worden sein, weil kaum Hilfsgüter in der Region ankommen.
Ein Grund dafür ist, dass Hilfslieferungen der Vereinten Nationen über den einzigen vom syrischen Regime dafür zugelassenen Grenzübergang zuerst wegen des Bebens selbst kaum durchkamen. Inzwischen ist das Problem eher, dass die Regierung in Damaskus internationale Hilfslieferungen stärker kontrollieren will und die dadurch gestiegene Bürokratie die von der UNO organisierte Hilfe behindert. Hilfe, die abseits dieser Struktur ins Land kommen soll, muss aufwändig mit der Provinzregierung abgestimmt werden. Diesen Mehraufwand müssten hilfswillige Staaten oder die EU engagierter angehen, um schneller zu helfen.
Dazu kommt, dass aus der Türkei weiterhin Luftangriffe auf die Provinz geflogen werden. Wie der Sozialmediziner und Gründer der Hilfsorganisation Armut und Gesundheit, Gerhard Trabert, in einem Podcast der Ärzte Zeitung erklärt, wird es dadurch für ausländisches Gesundheitspersonal zu gefährlich, um selbst in die Region zu reisen und direkt zu helfen. Auch das Auswärtige Amt warnt davor, in Eigeninitiative in die Erdbebenregionen aufzubrechen.
Welche Hilfe jetzt nötig ist
In den betroffenen Regionen fehlt es an medizinischem Material und Ausstattung, Gesundheitspersonal, Nahrung, Decken, Zelten und Hygienekits. Die Überlebenden müssen nicht nur mit dem Trauma zurechtkommen, ihre Angehörigen und ihr Zuhause verloren zu haben, sie leiden auch unter dem eklatanten Mangel an allem, was sie zum Leben eigentlich brauchen. Die hygienischen Bedingungen begünstigen das Entstehen von Cholera und anderen Seuchen. Bereits vor dem Beben war es in den syrischen Bürgerkriegsgebieten zu Cholera-Ausbrüchen gekommen.
Aus Deutschland brechen derzeit täglich Maschinen der Bundeswehr mit Tonnen an Hilfsgütern auf. Zahlreiche Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk und Ärzte ohne Grenzen arbeiten in den Gebieten mit Partnerorganisationen wie z. B. dem Roten Halbmond zusammen. Sie versorgen diese ortsansässigen Organisationen mit Hilfsmaterial und unterstützen die Verteilung der Hilfsgüter. Die Bundesregierung und die EU unterstützen die Organisationen zusätzlich mit Geld. Gelder, die über die Regierungen der Türkei und Syrien verteilt werden sollen, kommen jedoch nicht zuverlässig in den Erdbebengebieten an, berichtet Gerhard Trabert.
Wie Sie konkret helfen können
Viele Menschen in Deutschland wollen für die Menschen in den Erdbebengebieten spenden. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, z. B. über die Hilfsorganisationen direkt oder über das Aktionsbündnis Deutschland hilft.
Um medizinische Hilfe kümmern sich Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, medico international und viele kleinere Nichtregierungsorganisationen, wie der Verein Armut und Gesundheit. Sie rufen zu Geldspenden auf, mahnen aber zur Zurückhaltung bei Sachspenden und selbst organisierten Hilfslieferungen. Da die Straßen in einem sehr schlechten Zustand sind, würden „Staus“ auf den befahrbaren Wegen zu weiteren Problemen führen. Wer dennoch selbst Hilfstransporte organisieren will, wird aufgerufen, sich bei der türkischen Botschaft in Berlin zu melden.
Wer mit dem Gedanken spielt, in solchen Notlagen direkte medizinische Hilfe zu leisten, kann sich zum Beispiel bei Ärzte ohne Grenzen melden. Die Organisation weist jedoch darauf hin, dass 90 % ihrer Mitarbeiterinnen direkt aus den betroffenen Regionen stammen und man sich nicht direkt für ein bestimmtes Hilfsprojekt bewerben kann, sondern nur allgemein zur Mithilfe. medico international betont, wie wichtig die langfristige Hilfe ist. Denn die Hauptarbeit beginnt, wenn die Bergungstrupps und Medien wieder abgereist sind.
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