| Magazin

Gesundheitsrisiko Zahnersatz – richtig aufklären und abrechnen

Die Mundgesundheit rückt in den Fokus. Patientinnen und Patienten schätzen die umfassenden Zusatzleistungen der neuen PAR-Strecke und nutzen das Angebot rege. Ebenso wichtig sind die Leistungen für Patientinnen und Patienten mit Pflegegrad. BEMA 174a, 174b, MHU und ATG tragen zur Erfassung und Verbesserung der Mundhygiene bei. Die Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz bleibt aber trotz des Gesundheitsrisikos eine Privatleistung.

BEMA 174a/b bieten Patientinnen und Patienten mit Pflegegrad folgende Leistungen:

  • 174: Präventive zahnärztliche Leistungen nach § 22a SGB V zur Verhütung von Zahnerkrankungen bei Versicherten, die einem Pflegegrad nach § 15 SGB XI zugeordnet sind oder Eingliederungshilfe nach § 99 SGB IX erhalten
  • 174a: Mundgesundheitsstatus und individueller Mundgesundheitsplan
  • 174b: Mundgesundheitsaufklärung

 

Reinigung Zahnersatz – keine GKV-Leistung

Die GKV übernimmt Leistungen zur Erfassung der Mundhygiene und die Schulung der häuslichen Mundhygiene, nicht jedoch für die Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz. Die KZBV konnte in den Verhandlungen ihren Wunsch nach solchen Angeboten nicht durchsetzen. Die Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz bleibt eine private Leistung, trotz der Gefahren von bakterieller Besiedelung für die Mundgesundheit.
 

Gesundheitsrisiko herausnehmbarer Zahnersatz

Herausnehmbarer Zahnersatz kann zur Prädilektionsstelle werden, denn es können sich dort Biofilm und pathogene Keime festsetzen und für eine vermehrte Besiedelung mit pathogenen Keimen sorgen. Zahnersatz kann auch eine Rebesiedelung mit pathogenen Keimen verursachen.
 

Klären Sie über das Risiko auf

Sie sind verpflichtet, im Rahmen der BEMA 174a/b, MHU und ATG die Gesundheitsrisiken von herausnehmbarem Zahnersatz anzusprechen. Gehen Sie insbesondere darauf ein, dass ein Verzicht auf professionelle Reinigung den Erfolg einer PAR-Therapie gefährden und die Verbesserung der Mundhygiene verhindern kann. Lehnt die Patientin oder der Patient die Reinigung trotzdem ab, dokumentieren Sie dies.

Wichtig: Diese Aufklärung findet im Rahmen das Patientenrechtegesetzes statt und ist ein gesetzlich bestimmter Aufklärungsinhalt, ergänzend zu ATG/MHU sowie 174 a/b. Erläutern Sie diesen Sachverhalt gegenüber jenen Patientinnen und Patienten, die befürchten, ihnen würde mit der Reinigung eine teure Privatleistung „verkauft“.
 

Leitfaden für Ihre Aufklärung

Berücksichtigen Sie bei der Aufklärung folgende Punkte:

  • Befund, Diagnostik, Indikation: Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz
  • Sachleistung der GKV: keine
  • Private notwendige Leistung: Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz, keine Sachleistung der GKV
  • Risiken: Keine
  • Folgen der Unterlassung: Gefährdung der Mundgesundheit, Erhöhung des Risikos pathogener Keimbesiedelung, Verringerung des Erfolges einer PAR-Therapie
  • Prognose: … (wichtig sind mögliche Risiken hinsichtlichMundgesundheit, PAR-Therapie, Allgemeingesundheit)
  • Behandlungsablauf: Reinigung praxisintern/praxisextern
  • Kosten/Kostenerstattung: … € / GKV: keine
  • Entscheidung: Ja/Nein (Folgen der Unterlassung wurden verstanden)
     

Bei gesetzlich Versicherten ist eine Vereinbarung via BMV-Z notwendig. Basierend auf der erfolgten Aufklärung haben Sie die Grundlage für den Vertragsabschluss geschaffen.
 

Zwei Varianten für die Abrechnung

Die Reinigung von Zahnersatz oder Schienen ist in der GOZ nicht beschrieben. Die BZÄK empfiehlt zwei Varianten:

  • Berechnung gemäß § 6 (1) GOZ als analoge Leistung
  • Berechnung gemäß § 9 GOZ als zahntechnische Leistung
     

Beide Berechnungen haben Vor- und Nachteile. Hier muss jede Praxis selbst entscheiden. Erfolgt die Reinigung in einem externen zahntechnischen Labor, wird die Leistung als zahntechnische Leistung berechnet.
 

Unterteilen Sie in drei Aufwandsstufen

Die praxisinterne Reinigung können Sie in drei Aufwandsstufen unterteilen. Dabei ist es unerheblich, ob Sie analog nach § 6 (1) GOZ oder als zahntechnische Leistung abrechnen:

Stufe1: Einfache Prothesenreinigung, Belagsentfernung an herausnehmbarem Zahnersatz, Politur

Stufe2: Mittlerer Aufwand zur Prothesenreinigung, Belagsentfernung an herausnehmbarem Zahnersatz, Politur

Stufe3: Hoher Aufwand zur Entfernung von mineralisierten Anhaftungen an herausnehmbaren Zahnersatz, Politur
 

Zusätzlich können Sie berechnen:

  • Desinfektion
  • Auftragen von antimykotischen/antibakteriellen anhaftenden Medikamenten
     

Wichtig: Mithilfe der drei Stufen können Sie den Aufwand präzise kalkulieren. Außerdem können Sie das Bemühen Ihrer Patientinnen und Patienten berücksichtigen, denn Zahnersatz, der zu Hause gut gereinigt wird, verursacht in der Praxis/ZT weniger Aufwand.

© 2024 PKV Institut GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Sämtliche Texte und Bilder in unserem Online-Magazin sind urheberrechtlich geschützt. Bitte beachten Sie, dass auch dieser Artikel urheberrechtlich geschützt ist und nur mit schriftlicher Genehmigung des PKV Instituts wiederveröffentlicht und vervielfältigt werden darf. Wenden Sie sich hierzu bitte jederzeit unter Angabe des gewünschten Titels an unsere Redaktionsleitung Silke Uhlemann: redaktion(at)pkv-institut.de. Vielen Dank!

Qualitätsmanagement

Werden Sie zur Qualitäts­management­beauftragten und machen Sie Ihre Praxis effizienter – flexibel neben dem Beruf!