Warum im April so viele über Parkinson sprechen
Der schlurfende Gang ist wahrscheinlich das bekannteste Symptom der neurodegenerativen Erkrankung. Meist wird sie zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr diagnostiziert, bei jedem 10. Betroffenen jedoch schon vor dem 40. Geburtstag. Typische Krankheitszeichen sind – meist einseitig und schleichend beginnend – unkontrollierbarer Tremor, steife Muskeln (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) sowie Gleichgewichtsstörungen. Sprach- und Schluckstörungen, vegetative Symptome, Schlafprobleme, Depressionen und anderes können hinzukommen.
Schon Jahre vorher können Frühzeichen der fortschreitenden Erkrankung beobachtet werden: REM-Schlaf-Verhaltensstörungen, Riechstörungen, Sehstörungen, Schmerzen in Muskeln und Gelenken, vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen, Störungen der Feinmotorik (veränderte Handschrift), Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Unsicherheit und Zittrigkeit, informiert die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DGP). Morbus Parkinson ist bis heute nicht heilbar. Forschende in aller Welt suchen nach ursächlichen Therapien, verstärkt auch nach Frühmarkern und Behandlungsmöglichkeiten, um das Absterben von Nervenzellen zu verhindern.
Um neue Therapien zu entwickeln, bedarf es vertiefter Ursachenforschung
Warum bekommt jemand Parkinson? Was passiert in der Nervenzelle? Diese Fragen interessieren auch die Grundlagenforscher Prof. Dr. Tiago Fleming Outeiro und Dr. Annekatrin König von der Universitätsmedizin Göttingen. Ganz speziell: Wie hängen Zucker und Parkinson zusammen? Im Fokus steht das Protein alpha-Synuclein. Es ist ein Hauptbestandteil der Lewy-Körperchen, die in den Zellen von Parkinson-Betroffenen toxisch werden. Aber warum? „Die Proteine werden falsch gefaltet. Das ist die molekulare Basis zahlreicher neurodegenerativer Erkrankungen“, so die Erklärung. Es ist bekannt, dass Diabetes-Patienten ein höheres Risiko haben, an Parkinson zu erkranken. Hohe Blutzucker-Werte beeinflussen das alpha-Synuclein. Das Göttinger Team will mit dem Preisgeld von 100.000 Euro in der Kategorie „Grundlagenforschung“ Antikörper entwickeln, die Zuckerveränderungen an den Proteinen erkennen. Davon erhoffen sie sich neue Therapieansätze. „Wir wollen die molekularen Ursachen finden, nicht nur Symptome behandeln“, so die Motivation.
Die so genannte Progredienzangst, also die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung, erkennen und lindern
Die Kölner Psychologin und Gerontologin Dr. Ann-Kristin Folkerts wurde in der Kategorie „Versorgungsforschung“ mit 50.000 Euro ausgezeichnet. Sie erforscht unter anderem, wie Menschen mit Morbus Parkinson und deren Angehörige mit der Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung umgehen. Diese „Progredienzangst“ tritt häufig auf, mehr bei Frauen und bei aktueller Berufstätigkeit. Psychologisch relevant sind „wenig Selbstwirksamkeit und Gesundheitskompetenz“. Wie lange die Parkinson-Erkrankung dauert und wie schwer sie verläuft, hat keinen wesentlichen Einfluss. „Behandlungsbedürftige Progredienzängste sind in jedem Krankheitsstadium anzutreffen“, betont die Forscherin. In ihrem aktuellen Projekt will ihr Team herausfinden, ob und wie sich eine kurze kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentherapie in stationärer Reha eignet, um die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung zu lindern.
Mit Tischtennis und Sport aktiv bleiben
Für die Parkinson-Forschung wird viel Geld benötigt. Der selbst erkrankte Fernsehmoderator Frank Elstner engagiert sich seit vielen Jahren für die Aufklärung über die Krankheit und wirbt Spenden ein. Dafür wurde er jetzt mit dem Muhammad Ali Gedächtnispreis der Deutschen Parkinson Hilfe geehrt. Sein Preisgeld von 2.000 Euro spendete er der Parkinson-Forschung. Er moderierte den 2022 zum zweiten Mal digital stattgefundenen Welt-Parkinson-Tag. Das Besondere: Alle Programmpunkte des von der Parkinson Stiftung veranstalteten Events wurden aufgezeichnet und können im Internet angesehen werden.
Ein geeigneter Sport für Parkinson-Betroffene ist Tischtennis, obwohl die wissenschaftliche Expertise dazu aussteht. Der vor 2 Jahren gegründete Verein PingPongParkinson Deutschland erfreut sich zunehmender Beliebtheit, auch bei Angehörigen. Er hat Regionalgruppen in allen Bundesländern und nimmt an Weltmeisterschaften teil. Zudem finden Vernetzungs- und Informationsveranstaltungen statt.
Weiterführende Informationen
Für Parkinson-Betroffene und deren Angehörige:
- Deutsche Parkinson Vereinigung
- Parkinson-Online Akademie der Parkinson-Stiftung: Allgemeinverständliche Videovorträge von Expertinnen und Experten
- Parkinson-Wegweiser der DGP: Informationen und Organisationen
- PingPongParkinson Deutschland e. V.: 2020 gegründeter Verein für Parkinson-Betroffene, deren Angehörige und Selbsthilfegruppen, der Tischtennis als Therapie und Kommunikationsmittel nutzt
- Podcast „Jetzt erst recht!“: Parkinson-Podcast von Kathrin Wersing aus Münster
- Parkinson-Fachkliniken
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