Projekt ALIVE will mehr Menschen Ü60 zum Impfen motivieren
Am 1. Juli 2022 startete das von den Ersatzkassen initiierte Projekt ALIVE, vorerst in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Der Name steht für ALtersspezifische Impfinanspruchnahme VErbessern.
Hintergrund des Projektes
Das Immunsystem wird mit fortschreitendem Alter schwächer. Ältere Menschen werden anfälliger für Infektionskrankheiten. Schwere Verläufe oder lebensbedrohliche Komplikationen treten häufiger auf. Die von der STIKO für diese Altersgruppe empfohlenen Impfungen werden von der Generation 60plus zu wenig in Anspruch genommen, obwohl die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Impfungen gegen
- Tetanus
- Diphtherie
- Pertussis
- Pneumokokken
- Herpes zoster und
- Influenza
übernehmen. Besonders mit der Impfquote der jährlich angeratenen Grippe-Impfung sind Experten unzufrieden. Sie lag in der Saison 2018/2019 bei den über 60-Jährigen nur bei 35 %. Die WHO empfiehlt 75 %! Im OECD-Vergleich lag die Quote der über 65-Jährigen mit 38,8 % im Jahr 2019 zwar etwas höher – im internationalen Vergleich war 2019 Deutschland jedoch weit entfernt von den Spitzenreitern Korea mit 85,8 % und den Vereinigten Staaten mit 70,5 %. Aktuellere Zahlen von 2020 sind noch nicht für alle Staaten verfügbar.
Was will ALIVE konkret?
Das vom 1. Juli 2022 bis 31. März 2024 laufende Projekt möchte die gezielte Impfansprache in der Arztpraxis fördern. Dazu gehört, die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten in Bezug auf das Impfen zu verbessern und speziell die Durchimpfungsrate gegen Influenza und Pneumokokken zu erhöhen.
Wie können Hausärzte und MFAs die Impfbereitschaft steigern?
Im Rahmen des Projektes wird eine Online-Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte sowie MFAs entwickelt. Außerdem sollen Standardprozesse zu Impfansprache, -abläufen und -erinnerungen etabliert sowie adressatengerechte, evidenzbasierte Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. „Der Fokus liegt dabei sowohl auf Versicherten, die eigenständig ihren Hausarzt aufsuchen, als auch auf Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeheimen und Pflegebedürftigen zu Hause“, heißt es in der Projektbeschreibung des G-BA.
Wer setzt das Projekt um?
Die neue Versorgungsform wird zunächst in hausärztlichen Praxen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein umgesetzt. Ein Merkblatt der KV Nordrhein informiert, dass maximal 397 Hausärzte und hausärztlich tätige Internisten des Bundeslandes teilnahmeberechtigt sind. Diese konnten sich online registrieren und wurden nach einem Zufallsprinzip der Interventionsgruppe zugeordnet. Die Teilnahme wird mit Pauschalen vergütet.
Projektpartner sind:
- BARMER
- DAK-Gesundheit
- KKH – Kaufmännische Krankenkasse
- hkk – Handelskrankenkasse
- HEK – Hanseatische Krankenkasse
- Techniker Krankenkasse sowie die
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Wie geht es weiter?
Das mit 5,6 Millionen Euro gefördert Projekt ALIVE wird wissenschaftlich evaluiert. Die Forschenden wollen herausfinden, ob die Interventionen die Impfinanspruchnahme steigern und ob sich die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten verändert. Auch Hausärztinnen und Hausärzte sowie MFAs werden befragt, wie nützlich und umsetzbar sie die Interventionsmaßnahmen bewerten. Bei einem erfolgreichen Verlauf des Projektes sollen die Tools bundesweit angewendet und für andere Zielgruppen wie Kinder oder Menschen mit chronischen Erkrankungen angepasst werden.
Praxen für erfolgreiche Impfkampagnen unentbehrlich
Unabhängig vom Projekt sprechen MFAs ihre Patientenklientel Ü60 kontinuierlich auf empfohlene Impfungen, besonders gegen Grippe und Pneumokokken, an. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hob jüngst hervor, dass „allein in der Grippesaison 2020/21 in den Praxen mehr als 20 Millionen Patienten gegen Influenza geimpft worden seien und diestrotz der hohen Anforderungen für den Praxisbetrieb aufgrund der Corona-Impfung“. Das verdeutliche, dass Praxen unentbehrlich sind, wenn es um erfolgreiche Impfkampagnen geht.
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