Keuchhusten: So viele Fälle wie noch nie
22.379 Fälle von Keuchhusten wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) bis zum 28. November gemeldet. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es insgesamt nur 3.430 Fälle, im bisherigen Rekordjahr 2017 16.829 Fälle. „Es gibt natürliche Schwankungen und es kommt alle paar Jahre zu einer stärkeren Saison“, sagte der Direktor der Infektiologie der Berliner Charité Leif Erik Sander gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). „Dieses Jahr liegt aber deutlich außerhalb der normalen Schwankungen.“ Das zeige sich auch deutlich in den Kinderarztpraxen und Kinderkliniken. Interessanterweise betrifft das Phänomen nicht nur Deutschland, weltweit werden viele Fälle verzeichnet. In den USA sind laut der Gesundheitsbehörde CDC Anfang November bereits 5-mal so viele Fälle wie im Vorjahr gemeldet worden. Da längst nicht alle Fälle erkannt bzw. gemeldet werden, geht man international von einer hohen Dunkelziffer aus.
Vor allem Jugendliche erkranken
Besonders Teenager in der Altersklasse von 12 bis 16 Jahren sind betroffen. Erik Sander vermutet, dass es sich noch immer um Nachwirkungen der Corona-Pandemie handeln könnte. Während der Pandemie seien die Menschen aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen nur selten in Kontakt mit Keuchhustenerregern gekommen. Dadurch könnte die Immunität der Bevölkerung abgenommen haben. Ein anderer Grund für den hohen Anstieg könnte sein, dass schlicht mehr auf Keuchhusten getestet würde.
Hochansteckende Infektionskrankheit
Noch immer ist Keuchhusten eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Bei den Erregern handelt es sich um Stäbchenbakterien, genauer gesagt um Bordetella pertussis, seltener um Bordetella parapertussis. Die Krankheit ist hochansteckend und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Sobald eine Person hustet, kann sie andere anstecken.
Die ersten Symptome sind klassische Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen. Während sich die übrigen Symptome zurückbilden, bleibt ein krampfhafter Husten bestehen. Er ist sehr quälend, kann sogar bis zum Erbrechen führen. Die Erkrankten ringen während der Hustenanfälle um Luft. In vielen Fällen klingt der Husten nach einigen Wochen ab, er kann jedoch unter Umständen auch monatelang anhalten. Ob es sich wirklich um Keuchhusten handelt, kann nur ein PCR-Test eindeutig belegen.
Impfung empfohlen
Obwohl Keuchhusten oft zu den Kinderkrankheiten gezählt wird, tritt die Mehrzahl der Fälle bei Jugendlichen und Erwachsenen auf. Der beste Schutz ist die Impfung. Sie schützt allerdings nur vor einem schweren Verlauf, eine Infektion kann sie nicht immer vermeiden. Üblicherweise wird sie als Kombinationsimpfung bereits im Alter von 2, 4 und 11 Monaten empfohlen. Danach sollte sie erstmals nach etwa 5 Jahren, später alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Während die Impfquote bei jüngeren Kindern mit 93 % hoch ist, nimmt sie im Laufe des Lebens ab. Bei den Erwachsenen haben nur noch etwa 50 % einen ausreichenden Impfschutz.
Babys besonders gefährdet
Die Stiko empfiehlt eine Impfauffrischung auch für Schwangere. Denn während Keuchhusten für gesunde Menschen in der Regel folgenlos verläuft, kann er für Neugeborene lebensbedrohlich werden. So betrifft ein Großteil der Menschen, die aufgrund von Keuchhusten in Kliniken behandelt werden, junge und ungeimpfte Säuglinge. Laut Informationen des RKI sind in diesem Jahr bisher 4 Menschen an der Krankheit verstorben. Auch bei den Todesfällen handelte es sich in den vergangenen Jahren überwiegend um Babys oder vorerkrankte Menschen.
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