Hausärzte sind beim Kampf gegen HIV gefragt
In Deutschland lebten Ende 2019 etwa 90.700 Menschen mit HIV. Allerdings wissen nicht alle Betroffenen, dass sie das Virus in sich tragen. 10.800 Personen haben sich zwar infiziert, sind aber ahnungslos. Manche von ihnen erhalten die Diagnose erst, wenn sie schwer erkrankt sind. Es könnten mehr werden. Denn durch die Corona-Pandemie sind HIV und Aids in den Hintergrund geraten. Die Zahl der Tests ging zurück. Auch die sogenannte PrEP wurde von Ärzten seltener verordnet. Diese Tabletten zur Vorbeugung von HIV nehmen vor allem Männer ein, die Sex mit Männern (MSM) haben. Vor dem sexuellen Kontakt eingenommen, schützt die PrEP so gut wie ein Kondom.
Ziele der WHO werden in Deutschland teils übertroffen
Die WHO strebt an, dass bis zum Jahr 2025 95 % aller HIV-Positiven diagnostiziert sind, 95 % dieser Gruppe behandelt werden und die Viruslast wiederum bei 95 % unter der Nachweisgrenze liegt. Denn HIV lässt sich inzwischen erfolgreich therapieren. Ist der Patient medikamentös gut eingestellt, lässt sich das Virus im Körper nicht mehr nachweisen.
Das deutsche Gesundheitswesen übertrifft das 95/95/95-Ziel der WHO teilweise, liegt allerdings auch darunter. Nur 88 % der HIV-Positiven haben bei uns eine Diagnose. 97 % der Diagnostizierten sind in Behandlung, bei 96 % lässt das Virus sich nicht mehr nachweisen.
Deutlich schlechter sieht es in anderen Regionen der Erde aus, vor allem in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
Eine chronische Erkranung unter vielen
Der Kampf gegen HIV und Aids ist also noch nicht gewonnen. Um ihn zu verstärken, nimmt die Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) die Hausärzte in die Pflicht. Die dagnä hat einen Praxisleitfaden erstellt, in dem häufige Erkrankungsbilder der HIV-Patienten beschrieben werden. Auch Therapievorschläge sind enthalten. Denn dank der guten Versorgung von HIV-Patienten erreichen diese heute ein Lebensalter wie viele andere chronisch erkrankten Patienten. So gesehen ist HIV heute eine Erkrankung wie Diabetes oder Herzinsuffizienz.
Aufklärung hilft weiter
Doch es ist noch viel mehr möglich als Diagnose und Therapie. Auch als MFA können Sie zum Kampf gegen HIV beitragen, indem Sie das Thema offen ansprechen und bei Ihren Patienten für mehr Aufklärung sorgen. „Wir müssen dazu das Leben mit Aids zeigen und nicht begründete Angst abbauen“, sagt Robin Rüsenberg, Geschäftsführer der dagnä.
Möglich ist, dass auf Hausarztpraxen eine weitere Impfung zukommt: Denn in der mRNA-Technologie steckt die Chance, einen Impfstoff gegen das komplexe HI-Virus zu entwickeln. Die WHO könnte ihrem Ziel, HIV zu eliminieren, damit näher kommen.
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