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Es gibt keine Glücksformel und das ist eine gute Nachricht

Menschen fühlen sich gerne glücklich. Da wäre es doch am schönsten, wenn sich dieses Gefühl möglichst oft einstellt und möglichst lange anhält. Doch wie geht das? Das fragt sich auch die Forschung und macht sich auf die Suche nach der Glücksformel. Dabei zeigt sich: wahrscheinlich vergebens. Zum Glück!

Erwartungen sind ein Schlüssel zum Glück

In Finnland leben die glücklichsten Menschen. Das stellt seit Jahren der World Happiness Report fest. In diesem Ranking schaffen es die Bewohnerinnen des skandinavischen Landes regelmäßig auf den ersten Platz. Als Grund dafür führen Soziologen den Wohlstand, das naturnahe Leben, die Gleichberechtigung und die vergleichsweise niedrige Erwartungshaltung der Finnen und Finninnen an. Das beuge Enttäuschungen vor.

Dieser Analyse widerspricht jedoch die Psychologie. Die in Irland am Zentrum für positive Gesundheitswissenschaften in Dublin lehrende Psychologin Jolanta Burke hält hohe Erwartungen für einen wichtigen Faktor, um sich glücklich zu fühlen. Hohe Erwartungen helfen uns ihrer Ansicht nach, auf Träume und Ziele hinzuarbeiten. Dabei wird ein Prozess in Gang gesetzt, der sich mentales Kontrastieren nennt. In dessen Verlauf entscheidet sich, welche Träume realistisch und erreichbar sind und welche wir besser aufgeben sollten, damit wir nicht frustriert sind. Je höher die Erwartungen, desto optimistischer bleiben wir auch bei Widrigkeiten. Das hilft uns, zuversichtlich zu bleiben und weiterzumachen. Die Psychologin betont, dass diese Einstellung ein Zeichen von Widerstands- und Anpassungsfähigkeit sowie Wohlbefinden sei. Alles Anzeichen für eine positive Grundhaltung.

Niedrigere Erwartungen seien hingegen hinderlich, um sich an Veränderungen anzupassen. Sie befördern eher ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht, meint Burke. Menschen mit niedrigen Erwartungen würden schneller aufgeben und so Chancen für positive Erlebnisse verpassen. Sie begründeten ihre niedrigen Erwartungen oft damit, sich vor Enttäuschungen schützen zu wollen. Damit sei jedoch eine Fokussierung auf Sorgen und Probleme verbunden. Anstelle sich vor negativen Gefühlen wie Traurigkeit oder Frustration schützen zu wollen, sei es besser, den eigenen Umgang damit zu trainieren. Burke sagt: „Die Vorteile hoher Erwartungen, die uns motivieren, Ziele zu setzen und zu erreichen, überwiegen die Nachteile und jeden Schutz, den wir durch niedrige Erwartungen erhalten könnten“.
 

Glück ist ein Hilfsmittel, nicht das Ziel

Nach Ansicht des Psychologen Robb Rutledge, der als Assistenzprofessor an der Yale-Universität in den USA lehrt, ist Glück eng verbunden mit dem Lernen über unsere Umwelt. Er sagt: „Glück ist ein Hilfsmittel, kein Ziel an sich“. Glück könne uns helfen, besser zu verstehen, was uns wichtig ist und was nicht. Glücksgefühle könnten uns darüber informieren, ob die Dinge überraschend gut laufen, also besser als erwartet. Glücksgefühle trügen so dazu bei, dass man an den entscheidenden Stellen weitermacht oder einen Neuanfang wagt. Immer dann, wenn wir unzufrieden sind, sei das ein Zeichen dafür, dass es gut sei, etwas Neues auszuprobieren.

Es gibt nach Erkenntnissen aus der Glücksforschung 4 Faktoren, die für Glücksgefühle entscheidend sind. Neben dem Lernen über die Umwelt sind es das Nachdenken über die Zukunft, die Ungewissheit und die Anstrengung.
 

Das Gehirn gewöhnt sich an Glück

Der Umstand, dass Glücksgefühle viel mit der eigenen Erwartungshaltung zu tun haben, bringt nach Ansicht Rutledges auch Probleme mit sich. Glücksgefühle sind demnach nicht abhängig davon, wie gut es jemandem geht, sondern ob es mit den Träumen und Zielen besser als erwartet läuft.

Menschen, die immer mit dem Schlimmsten rechneten, würde es zwar schwerer fallen, gute Entscheidungen zu treffen und damit sich bewusst für Glücksgefühle zu entscheiden. Andererseits entstehen Glücksgefühle auch dadurch, dass etwas besser als erwartet läuft. Dann könne unser Gehirn aufgrund dieser Erfahrung die eigene Einstellung nach oben korrigieren und so dafür sorgen, dass wir von da an bessere Entscheidungen treffen.

Rutledge betont aber auch: Die meisten Ereignisse wirken sich nicht lange auf unser Glücksgefühl aus. Unser Gehirn passt sich an Freude ebenso an wie an alle anderen Emotionen und empfindet sie beim selben Auslöser immer weniger stark. Nach Ansicht des Psychologen hat das jedoch einen Sinn. Was uns glücklich macht, ändert sich immer wieder. Die eine Glücksformel kann es deshalb gar nicht geben. Zum Glück! Das macht das Leben auch interessanter. 

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