Bunter Monat wirbt für Toleranz und Vielfalt
Homosexualität ist keine Krankheit. Es ist erst 30 Jahre her, dass diese Tatsache von der WHO anerkannt wurde. Doch „Störungen der Geschlechtsidentität“ werden bis heute im ICD klassifiziert, auch wenn in der aktuellsten Version ICD-11 trans Personen zumindest nicht mehr als „mental gestört“ gelten.
Diskriminierendes Verhalten ist an der Tagesordnung
LGBTQIA ist die Abkürzung für lesbian, gay, bisexual, transgender, queers, intersex und asexual. Ein unmittelbar nach dem Begriff stehendes + oder * bezieht mögliche zusätzliche Identitäten ein. Angehörige der LGBTQIA+-Community werden in vielen gesellschaftlichen Bereichen diskriminiert. Statistiken von Opferberatungsstellen zeigen, dass sie häufig (und leider wieder zunehmend) Gewalt ausgesetzt sind. In einer Umfrage unter 600 Beschäftigten in 12 Ländern gaben 42 % der Befragten an, am Arbeitsplatz verbal diskriminiert oder sozial ausgegrenzt zu werden. Ein langer Weg stehe der Szene bevor, konstatierte der 2020 veröffentlichte LGBTI-Report der EU-Grundrechteagentur mit 140.000 online befragten Menschen in 30 Ländern, davon rund 16.000 in Deutschland. 13 % der in Deutschland Befragten zeigten körperliche oder sexuelle Übergriffe an (EU: 14 %).
Was der Pride Month bedeutet
Pride kommt aus dem Englischen und heißt Stolz. Menschen sollen – unabhängig von ihrer sexuellen Identität oder Orientierung – stolz auf sich sein und sich nicht verstecken. Der Pride Month geht auf den ersten bekannten sechstägigen Aufstand homo-, bi- und transsexueller Menschen gegen Polizeiwillkür am 28. Juni 1969 in New York zurück. Weltweit finden heute im Juni friedliche Aktionen statt, die daran erinnern, sich für sexuelle Freiheit und mehr Toleranz einzusetzen. Weil die Krawalle von einer Schwulenbar in der Christopher Street ausgingen, sind die Events in deutschsprachigen Ländern häufiger als „Christopher Street Day“ (CSD) bekannt.
Wie groß ist die queere Szene?
Je nachdem, welche Statistik man zu Rate zieht, differieren die Zahlen. Nach einer aktuellen Umfrage von Statista Consumer Insights identifizieren sich beispielsweise 8 % der ab 1995 geborenen volljährigen Deutschen (Generation Z) als homo- oder bisexuell. Bei den Babyboomern (Jahrgänge 1946 bis 1964) geben 97 % der Befragten an, heterosexuell zu sein. Bei der Generation X (Jahrgänge 1965 bis 1979) sagten das 94 %.
Verzeichnis für queerfreundliche und sensibilisierte Praxen
Seit Mai 2021 wird das Verzeichnis Queermed aufgebaut. Privat initiiert, ist es seit Ende 2022 ein gemeinnütziges Ein-Person-Unternehmen. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen aus der LGTBQIA*-Community und weitere von Ausgrenzung betroffenen Personen eine diskriminierungsfreie und respektvolle medizinische oder psychotherapeutische Behandlung zu ermöglichen. Das Verzeichnis arbeitet auf Empfehlungsbasis. Nutzende können Behandelnde nach verschiedenen Faktoren filtern, beispielsweise nach Ort, Fachrichtung, Barrierefreiheit, Sprachkenntnissen. Zudem finden sich unter anderem ein Leitfaden für einen diskriminierungssensiblen Umgang, eine Bücherliste und Infomaterial.
Gütesiegel „Praxis Vielfalt“
Die Deutsche Aids-Hilfe initiierte 2018 das von der AOK geförderte Projekt „Praxis Vielfalt“. Es entwickelte ein Gütesiegel für Arztpraxen, um eine diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung für LGBTIQ-Patientinnen und Patienten sowie HIV-Positive zu fördern. Im (kostenfreien) Zertifizierungsprozess mit E-Learning-Einheiten und Seminaren wird die Diversitätskompetenz beim Praxisteam entwickelt und eine diversitätssensible Kommunikation trainiert. Aktuell sind auf der Website bundesweit 33 zertifizierte Praxen aufgeführt (Abruf 18. Juni 2023).
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