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Engagieren gegen Einsamkeit

In der Adventszeit wird es vielen Menschen noch bewusster als sonst: Sie fühlen sich einsam. Sie empfinden eine Art „sozialen Schmerz“, weil zwischen erwünschten und tatsächlich vorhandenen sozialen Kontakten eine Diskrepanz besteht. Das Thema ist so relevant, dass sich der Bundestag 2021 damit befasste. Immer mehr Aktive engagieren sich gegen Einsamkeit.

„Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.“Das Zitat vonMutter Theresa stellt die Psychologin Daniela Schultheis einem Artikel voran, der die wichtigsten Informationen zum Thema „Einsamkeit“ zusammenfasst und in einem aktuellen Schwerpunktheft der Zeitschrift PiD – Psychotherapie im Dialog erschienen ist.

Einsamkeit ist kein typisch deutsches Phänomen. Weltweit wurden diverse wissenschaftliche Studien durchgeführt. Diese kamen – auch schon vor der Corona-Pandemie – zum Schluss, dass Menschen krank werden, wenn sie aus sozialen Systemen ausgeschlossen werden. Einsamkeit ist ein Dauerstressor, der sich negativ auf die körperliche, psychische und soziale Gesundheit auswirkt.

Großbritannien mit geschätzten 9 Millionen einsamen Menschen richtete im Jahr 2018 ein Ministerium für Einsamkeit ein. Für Deutschland wurden im Jahr 2017 12 % der Bevölkerung als einsam geschätzt.

Im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages fand im April 2021 eine Anhörung zum Thema „Einsamkeit - Erkennen, evaluieren und entschlossen entgegentreten“ statt. Hier einige Auszüge aus dem Statement von Professorin Dr. Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum:

  • Einsamkeit darf nicht mit sozialer Isolation gleichgesetzt werden.
  • Einsamkeit kann unterschiedlich gemessen werden. Es gibt kein klares Kriterium, ab wann jemand als einsam gilt. Häufigkeitsschätzungen zur Einsamkeit sind daher oft nicht gut vergleichbar.
  • Exakte Zahlen zur Verbreitung von Einsamkeit sind schwierig zu ermitteln.
  • Einsamkeit hat während der Covid-19-Pandemie in Deutschland in allen Altersgruppen stark zugenommen. Besonders betroffen von diesem Anstieg sind Jugendliche und junge Erwachsene, Eltern kleiner Kinder und Alleinlebende.
  • Bekannte Risikofaktoren für Einsamkeit sind u. a. Arbeitslosigkeit, Armut, Migrationshintergrund, Partnerlosigkeit, gesundheitliche Einschränkungen sowie objektive soziale Isolation.
  • Chronisch einsame Menschen haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene psychische und körperliche Erkrankungen.
     

In der Institutsambulanz des LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin wurde im Oktober 2021 eine Spezialsprechstunde „Einsamkeit“ als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Sie versteht sich als Anlaufstelle für Betroffene und möchte Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Erste Erfahrungen zeigen, dass Betroffene starke Hemmungen haben, sich Unterstützung zu suchen, in der Folge jedoch eine große Entlastung empfinden.

Noch gibt es keine zentrale Einsamkeitsbeauftragte oder -beauftragten in der Bundesregierung. Allerdings hat sich das beim Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. angesiedelte, 2022 gegründete, Kompetenznetz Einsamkeit mit Geschäftsstellen in Frankfurt am Main und Berlin der Forschung, Vernetzung und der Aufklärung der Öffentlichkeit verschrieben. Projekte, die sich bundesweit gegen Einsamkeit engagieren, sind unter Angebote zu finden. Eine umfangreichere Expertise zu den gesundheitlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Folgen von Einsamkeit von Dr. Susanne Bücker können Interessierte hier kostenlos herunterladen.
 

Was können MFAs gegen Einsamkeit tun?

Zunächst einmal ist es hilfreich, das weit verbreitete Phänomen zu kennen. Das hilft, Menschen mit mehr Redebedarf als es das knappe Zeitbudget in der Praxis zulässt, empathisch zu begegnen. Deshalb:

  • Geben Sie Information zu hilfreichen Angeboten wie das anonyme, vertrauliche und kostenfreie Silbertelefon (0800) 4708090 für ältere Menschen ab 60 Jahre oder weisen Sie auf andere Telefonangebote hin
  • Vermitteln Sie Kontakte zu Selbsthilfegruppen und/oder regionalen Projekten
  • Informieren Sie über Nachbarschaftshilfen
     

Haben Sie beispielsweise schon vom ESF Plus-Programm „Stärkung der Teilhabe älterer Menschen – gegen Einsamkeit und soziale Isolation“ gehört? Mit ihm erhalten mehr als 70 regionale Projektträger bundesweit bis 2027 rund 50 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus. Bisher wurden 29 Modellprojekte gefördert, die ungewollter Einsamkeit und Altersarmut entgegenwirken. Vielleicht befindet sich eins in Ihrer Nähe? Weitere Projekte der Strategie gegen Einsamkeit des Bundesfamilienministeriums finden Sie hier.

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