Einfach digital?
Nach langer Planung, Entwicklung und Testung soll das E-Rezept nun tatsächlich ab Januar 2024 verpflichtend für alle Arztpraxen in Deutschland eingeführt werden. Seit Juli können Patienten dieses bereits über die Gesundheitskarte bei ihrer Apotheke einlösen. Doch so richtig etabliert hat sich das neue Verfahren noch nicht, nicht zuletzt aufgrund komplizierter technischer Strukturen und mangelnder Ausstattung in den Praxen.
E-Rezept wie E-AU?
Für Praxisteams könnte die Einführung des E-Rezepts zu Anfang eher zusätzlichen Aufwand bedeuten. Das lässt sich anhand einer Umfrage des PKV Instituts Ende 2022 ableiten, in der 80 % der befragten Praxisteams angaben, durch die Einführung der E-AU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) keine Entlastung zu verspüren. Ob sich derzeit – nach einem Dreivierteljahr – die Abläufe in den Praxen besser eingespielt haben, bleibt abzuwarten. Die Patienten dagegen äußerten sich in der Umfrage mehrheitlich positiv zur E-AU. Über 65 % beurteilten sie mit „gut“ oder „sehr gut“.
Patienten begrüßen Digitalisierung
Patientinnen und Patienten zeigen sich überhaupt mehrheitlich offen für neue digitale Anwendungen. Bei einer aktuellen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom gaben 83 % der Befragten an, dass sie die Digitalisierung des Gesundheitswesens grundsätzlich für richtig halten. Allerdings beurteilen 72 % das Tempo in Deutschland für zu langsam, die Einführung des E-Rezepts geht sogar 81 % nicht schnell genug. Nur 7 % empfinden den Fortschritt der Digitalisierung im Gesundheitswesen insgesamt als zu schnell. Immerhin ein Viertel der Befragten möchte z. B. Rezepte vorerst lieber weiterhin in Papierform nutzen.
Die Meinungen zur elektronischen Patientenakte (ePA) sind etwas durchwachsener. Zum 15. Januar 2025 soll sie für alle Versicherten automatisch eingerichtet werden, sofern diese nicht aktiv widersprechen. 33 % der Umfrage-Teilnehmer wollen die ePA „auf jeden Fall“ nutzen, 26 % beantworteten die Frage mit „eher ja“. Doch ein Drittel lehnt die Nutzung (derzeit noch) ab, 6 % schließen diese kategorisch aus. Insgesamt sind 59 % um ihre Daten besorgt. 73 % der Befragten gaben an, sich mehr und bessere Informationen zur ePA zu wünschen.
Hoffnungen in KI
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) schreitet in hohem Tempo voran. 81 % der Umfrage-Teilnehmer sehen darin „eine riesige Chance für die Medizin“. 71 % sind der Meinung, dass Ärzte möglichst viel Unterstützung von der KI erhalten sollten. Mehr als die Hälfte der Befragten fordert, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medizin in Deutschland besonders gefördert werden sollte.
Einfach, unabhängig, effizienter
Patienten versprechen sich von der Digitalisierung vielfach eine Vereinfachung der Abläufe in der Praxis. Laut einer Umfrage des Onlineportals doctolib wünschen sich 65 % vor allem, ihre Arztpraxen schneller zu erreichen. 60 % möchten sich Zeit beim Organisieren der Arzttermine sparen und 40 % halten mehr Flexibilität beim Ausmachen der Termine unabhängig von Sprechzeiten für wichtig. Dementsprechend möchten gerne 78 % die Online-Terminbuchung nutzen, gefolgt von der digitalen Rezeptbestellung mit 69 %. Auf Platz drei landet mit 61 % die Online-Terminerinnerung.
Insgesamt wünschen sich 61 % der Befragten mehr Informationen zu digitalen Entwicklungen im Gesundheitswesen. Auch würden es rund 60 % begrüßen, wenn sie mehr Informationen über Präventivmaßnahmen erhielten, z. B. Erinnerungen an Vorsorgeuntersuchungen.
Keine Mehrbelastung durch Digitalisierung
Viele Praxisteams fühlen sich beim Thema Digitalisierung von der Politik allein gelassen. Hier mangelt es an vielen Stellen an Informationen und einer praxisfreundlichen Umstellung der Prozesse. Die Vereinfachung durch die Digitalisierung für Patienten, Krankenkassen und Behörden sollte nicht zulasten der MFAs und ZFAs in den Praxen vonstattengehen.
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