Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Wünsche der Patienten
Ob Online-Terminvergabe, E-Rezept oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: Immer mehr Services rund um die Gesundheit laufen digital. Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts „eye square“ im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv) zeigt nun, welche Angebote die Patienten besonders gerne nutzen und wo sie weiteres Potenzial für die Arztpraxen sehen. Vor allem Menschen von 16 bis 49 Jahren, in deren Haushalt Kinder leben und deren formale Bildung hoch ist, greifen auf die Online-Services zurück.
Online-Terminvergabe
51 % der Befragten haben die Online-Terminvergabe bereits angewendet oder würden das gerne in Zukunft tun. Zahlen, wie viele Arztpraxen diesen Service bereits anbieten, gibt es aktuell nicht. Beim Terminbuchungsportal doctolib waren nach eigenen Angaben im Jahr 2021 rund 20.000 Ärzte und Gesundheitsfachkräfte registriert. Einige Praxen bieten jedoch auch Onlinetermine über die eigene Internetseite oder andere Buchungsportale wie jameda.de oder dr-flex.de an. Bei einer Ende 2022 durchgeführten Umfrage des PKV Instituts gab rund ein Drittel der Befragten an, dass in ihrer Praxis eine Online-Terminvergabe genutzt werde.
Die Vorteile für die Patienten sind klar:
- Sofortige Übersicht, wann ein Termin frei ist
- Terminbuchung rund um die Uhr, unabhängig von Sprechstunden
- Keine Wartezeiten am Telefon
Doch auch für die Praxen birgt die digitale Terminvergabe einige Vorzüge:
- Entlastung des Praxisteams durch weniger Telefonate
- Zeitersparnis, da langwierige Terminabsprachen entfallen
- Vermeidung von Missverständnissen, da die Patienten den Termin als schriftliche Bestätigung per E-Mail erhalten
- Zeitgemäßes Image als moderne Praxis
E-Rezept
Eigentlich sollte Anfang 2023 das E-Rezept per Gesundheitskarte bundesweit starten. Doch in den Testregionen, die das Verfahren eingeführt hatten, stellten sich Schwachstellen in den Prozessen heraus, sodass der flächendeckende Roll-out erstmal gestoppt wurde. Nun wird ein Zeitpunkt Mitte 2023 anvisiert, ob dieser eingehalten werden kann, ist noch nicht absehbar. Dabei wünschen sich 40 % der Befragten der „eye square“-Umfrage diese digitale Funktion für die Zukunft.
Für Praxen und Patienten könnten sich daraus einige Vorteile ergeben:
- Weniger Papierverbrauch
- Bessere Übersicht für den Patienten, z. B. der Zeitpunkt, bis wann das Rezept einzulösen ist
- Folge- und E-Rezepte können innerhalb eines Quartals bzw. nach Nachweis der Versichertenkarte auch digital ausgestellt werden
- Die App soll automatisch Einnahmehinweise und weitere Informationen zum verschriebenen Medikament aufzeigen
Digitaler Zugriff auf Ergebnisse
41 % der Umfrage-Teilnehmer wünscht sich zukünftig die Möglichkeit, auf Informationen wie persönliche medizinische Befunde, Auswertungen und Tests zugreifen zu können. Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) ist das theoretisch heute schon möglich. Doch nutzen bislang weniger als 1 % der Patienten die elektronische Patientenakte. Das liegt u.a. daran, dass viele Versicherte gar nicht wissen, dass sie Anspruch auf eine ePA haben, anderen wiederum sind Registrierung und Anwendung zu kompliziert.
Positive Aspekte der ePA:
- Bessere Übersicht über den Gesundheitszustand und die bisherigen Behandlungen des Patienten
- Dokumente sind sicher gespeichert und können nicht verloren gehen
- Das Risiko, wechselwirksame oder unverträgliche Medikamente zu verschreiben, verringert sich
Elektronischer Impfpass
Als Bestandteil der elektronischen Patientenakte (ePA) könnten Patienten ihre Impfungen auch im digitalen Impfpass erfassen lassen. 29 % der Befragten empfinden diese Möglichkeit als sinnvoll und möchten sie gerne nutzen.
Im Gegensatz zum alten gelben Impfpass in Papierform bietet diese Möglichkeit einige Vorteile, sowohl für Patienten als auch für die behandelnden Praxen:
- Schnelle Übersicht über alle erfolgten Impfungen und gegebenenfalls vorhandene Impflücken
- Eine Erinnerungsfunktion macht die Patienten auf anstehende Impfungen aufmerksam
- Impfpass kann nicht mehr verloren gehen
- Zeitersparnis und Fehlerreduzierung, weil viele Felder im elektronischen Impfpass automatisch ausgefüllt werden
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