Digitale Tools helfen Süchtigen und deren Angehörigen
Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Internetsucht, psychoaktiver Substanzkonsum. Jede Arztpraxis hat Patientinnen und Patienten mit Suchtproblemen. Nicht immer sind diese den ärztlichen oder psychotherapeutischen Behandlern, den Medizinischen Angestellten oder den Betroffenen selbst bekannt oder bewusst. Häufig sind es Angehörige, die Probleme zuerst sehen und Beratung suchen. Das Portal DigiSucht ermuntert Angehörige deshalb explizit, sich an professionell Geschulte zu wenden.
Erster Kontakt mit dem professionellen Hilfesystem
Seit Oktober 2022 ist das niedrigschwellige Portal DigiSucht auf www.suchtberatung.digital online. 90 Fachkräfte aus 40 Suchtberatungsstellen in 13 Bundesländern beraten Hilfesuchende kostenfrei und anonym. Mecklenburg-Vorpommern, das Saarland und Schleswig-Holstein sind aktuell noch nicht involviert. Die Projektinitiatoren weisen darauf hin, dass in der Modellphase in einzelnen Bundesländern noch nicht alle Themen und alle Personengruppen über die länder- und trägerübergreifende Plattform beraten werden können. Weitere Beratungsstellen sollen kontinuierlich hinzukommen. Für viele suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie deren Angehörige ist der Kontakt via Internet oft die erste Kommunikation mit dem professionellen Hilfesystem.
Wie DigiSucht funktioniert
Suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie deren Angehörige können sich über DigiSucht kostenfrei registrieren. Das funktioniert auf Smartphones, Tablets, Laptops oder am PC. Es muss weder eine spezielle Software noch eine App heruntergeladen werden. Zunächst wird eine Beratungsstelle in der Region ausgewählt, das Anliegen übermittelt und ein Termin gebucht. Die Beratungen können auf folgenden Wegen stattfinden:
- per Videochat /Videocall (via Chrome, Microsoft Edge oder Safari)
- per Textchat / Nachricht
- vor Ort
- vor Ort und digital
- über digitale Tools (alle Browser)
Spätestens innerhalb von drei Werktagen wird auf Anfragen und Terminwünsche reagiert. Die Beratung kann auf Wunsch vollkommen anonym erfolgen. E-Mailadressen können – sofern sie hinterlegt werden – nicht von den Beratenden eingesehen werden. Abgefragte Informationen dienen dazu, eine passende Beratungsstelle zu finden.
Wer bereits weiß, dass er persönlich vor Ort beraten werden möchte, muss sich nicht auf DigiSucht anmelden. Diese Personen können eine Beratungsstelle über das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen suchen.
Alkohol, Cannabis und Glücksspiel als Hauptthemen
Die derzeit zur Verfügung stehenden digitalen Tools widmen sich schwerpunktmäßig den Themen Alkohol, Cannabis und problematisches Glücksspiel. Perspektivisch soll das Spektrum erweitert werden. Interaktive Angebote wie Konsumtagebuch oder Motivationswaage helfen, Einstellungen und Verhaltensweisen zu reflektieren. Sie werden ausschließlich im Rahmen einer Beratung von einer Suchtberatungsfachkraft online freigeschaltet. Zudem können die Tools ergänzend zu einer Vor-Ort-Beratung genutzt werden.
Bayern initiiert Social-Media-Kampagne
Obwohl das Portal in Bayern bereits gut angenommen wird und 20 (von 40 bundesweit) Suchtberatungsstellen vernetzt sind, startete das Gesundheitsministerium des Freistaats jüngst eine Info-Kampagne auf Facebook und Instagram. Damit sollen vor allem jüngere Menschen erreicht werden. Die meisten Beratungswünsche betrafen Alkohol (37%), Cannabis (23 %) und Aufputschmittel/Amphetamine (12 %).
Nach der bis Ende 2023 dauernden Modellphase soll das Projekt wissenschaftlich ausgewertet und in den Bundesländern dauerhaft verankert werden.
Weitere Online-Portale zum Thema Sucht
- www.drugcom.de, Angebot zu legalen und illegalen Drogen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- www.ins-netz-gehen.de, Angebot zum Thema Mediensucht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- www.ins-netz-gehen.info, Angebot der BZgA zum Thema Mediensucht für Eltern, Lehrkräfte und Bezugspersonen
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)
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