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Die Menopause: Für die Hälfte der Menschheit eine Lebensphase, die rund ein Drittel ihres Lebens dauert

Obwohl das Thema „Wechseljahre“ seit einiger Zeit viel präsenter in den Medien auftaucht, herrscht noch immer viel Verunsicherung. Viele Frauen wünschen sich eine umfassendere Beratung in den Arztpraxen, aber auch im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Die Menopause gilt noch immer als Randgruppenproblem (wir berichteten). Doch es betrifft früher oder später die Hälfte der Menschen. Zudem verbringen Frauen im Schnitt rund ein Drittel ihres Lebens während und nach der Menopause. Viele Jahre dieser Zeit sind sie berufstätig. Umso erstaunlicher, dass das Thema im betrieblichen Gesundheitsmanagement der meisten Unternehmen kaum eine Rolle spielt. Das Projekt „MenoSupport“ der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und der Hochschule für Wirtschaft und Technik (HTW) in Berlin hat sich daher zum Ziel gesetzt, ein stärkeres Bewusstsein in den Unternehmen für das Thema zu schaffen. 
 

Einfluss auf die Arbeitskraft

Dabei ist die erste deutschlandweite Befragung zu Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz entstanden. Projektteam-Mitglied Julia Memmert dazu: „Die Frauen sollen von den Unternehmen besser unterstützt werden, dazu wollen wir konkrete Möglichkeiten aufzeigen.“ Befragt wurden 2.119 Frauen zwischen 28 und 67 Jahren. 10 % gaben an, aufgrund der gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der Menopause früher in Rente gehen zu wollen oder bereits gegangen zu sein. Bei den Befragten über 55 Jahre waren es fast 20 %.

Weitere Ergebnisse:

  • Fast ein Viertel reduzierte aufgrund von Wechseljahresbeschwerden die Arbeitszeit. 
  • Mehr als jede sechste Frau wechselte den Arbeitsplatz. 
  • Unterstützung durch den Arbeitgeber erhielten nur 15 %. 
  • Rund zwei Drittel bemängelten ein fehlendes empathisches Umfeld in dieser Zeit. 
  • 77 % der Befragten sprechen nie oder nur selten mit Kollegen oder Vorgesetzten über die Menopause.
  • 71 % fühlten sich von Wechseljahresbeschwerden in ihrer Arbeitskraft beeinträchtigt.
  • Die Hälfte der Befragten erlebt sich während der Menopause als reizbar und ungeduldig.
  • 50 % verbinden diese Lebensphase mit negativen Gefühlen.
  • Jede Zweite fühlt sich mit Wechseljahresbeschwerden von ihrem Arbeitgeber alleingelassen. 
  • 46 % gaben an, die Wechseljahre hätten einen negativen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl.
  • 76,6 % der teilnehmenden Frauen wünschen sich eine Sensibilisierung der Führungskräfte in Bezug auf die Wechseljahre. 

Als hilfreich empfinden die Teilnehmerinnen u. a. eine offene Kommunikation am Arbeitsplatz, spezielle Sportangebote und Infoveranstaltungen und einen besseren Zugang zu Toilettenartikeln und Sanitäranlagen.
 

Kein ausreichendes Budget für Beratung

Auch in den gynäkologischen und hausärztlichen Arztpraxen fühlen sich viele Frauen nicht ausreichend informiert und betreut. Noch immer werden körperliche und psychische Beschwerden häufig nicht adäquat behandelt. Das könnte u. a. daran liegen, dass es keine spezielle Abrechnungsziffer für die Wechseljahres-Beratung gibt, wie sie beispielsweise für die Beratung zur Empfängnisregelung vorhanden ist. „Vorsorge, Erklärung, Vorurteile entkräften oder falsche Erwartungen richtigstellen sind in 5 bis 10 Minuten für eine Quartalspauschale von 16,89 Euro nicht machbar“, sagt Claudia Sievers. 

Die Münchner Gynäkologin bietet in ihrer Privatpraxis ein ganzheitliches Konzept für Frauen in den Wechseljahren an, wie die Ärztezeitung berichtet. Da sie auch über einen Kassensitz verfügt, sieht sie die unterschiedlichen Möglichkeiten. „Es ist mit einem hohen Aufwand verbunden, die Frauen zu beraten und dann auch zu begleiten, und dies wird bei gesetzlich Versicherten nicht abgebildet.“

Im Rahmen der Privatpraxis kann sie ihre Patientinnen über unterschiedliche Themengebiete wie Ernährung, Sport, Hormontherapien und mentale Gesundheit aufklären. Für Kassenpatientinnen müsse es aufgrund der zeitlichen Beschränkung bei einer kurzen Beratung und der Ausstellung eines Rezeptes bleiben. 

Claudia Sievers rät Arztpraxen, Kooperationen mit speziell ausgebildeten Heilpraktikerinnen oder sogenannten Wechseljahresberaterinnen zu suchen. Die Frauen könnten dann nach einem Besuch zurück in die Arztpraxis kommen und eine ihnen angeratene medikamentöse Therapie besprechen.

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