Corona verändert Drogenkonsum
Einmal pro Jahr gibt die EMCDDA mit Sitz in Lissabon für jedes Land der Europäischen Union einen Drogenbericht heraus – auch für Deutschland. Der Bericht für das Jahr 2020 wird sich deutlich von dem der Vorjahre unterscheiden. Denn die Corona-Pandemie wirbelt auch den Drogenmarkt durcheinander. Der Konsum von illegalen Rauschmitteln wie Heroin, Kokain, Cannabis und Ecstasy geht zurück. Das heißt aber nicht, dass Suchterkrankungen abnehmen. Im Gegenteil: Es wird deutlich mehr Alkohol getrunken. Auch eine gefährliche Droge aus dem Lösungsmittel GHB findet zusätzliche Konsumenten. Insgesamt ist der Drogenkonsum dem Bericht zufolge sogar gestiegen.
Nachtleben bleibt aus, Botendienste florieren
Zwar sind Straßenverkauf und illegaler Handel am Rande der Club- und Partyszene wegen der Ausgehbeschränkungen zurückgegangen. Dennoch werden Drogen weiterhin produziert und verkauft. Der Handel im Internet wächst. Auch Botendienste bis zur Haustür gehören inzwischen zum Service der Dealer. Drogennutzer geben u.a. Langeweile im Lockdown und Angstzustände als Grund für ihren Konsum an.
Krise verschärft Drogenmissbrauch weltweit
Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) mit Sitz in Wien beobachtet die aktuelle Entwicklung mit Sorge. Steigende Arbeitslosigkeit sei immer mit Drogenmissbrauch verbunden. „Die Covid-19-Krise und der wirtschaftliche Abschwung drohen die Drogengefahren noch weiter zu verschärfen", sagte UNODC-Generaldirektorin Ghada Waly.
Suchtmediziner fordern, dass Praxen Methadon abgeben
Ebenfalls zum Anti-Drogen-Tag meldete sich die Initiative Substitutionsversorgung Opioid-abhängiger Patient*innen zu Wort. Sie fordert, die Versorgung von opioidabhängigen Substitutionspatienten zu verbessern. Die Corona-Krise habe die Situation dieser Patientengruppe – einer Hochrisikogruppe für COVID-19 – verschärft.
Die Initiative weist darauf hin, dass nach der novellierten Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) auch Praxen ohne Substitutionsschwerpunkt Methadon und Buprenorphin vergeben dürfen. Die Praxen müssten nun – ebenso wie Suchtkliniken, Drogenhilfe und Pflegeheime – stärker in die Substitution einbezogen werden.
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