Zum Rauchstopp motivieren ist jederzeit sinnvoll
In Deutschland rauchen ca. 32% der Männer und 25% der Frauen (Zahlen aus dem Jahr 2020). Wer raucht, erkrankt vermehrt an Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Es wird geschätzt, dass Tabakrauchen rund jeden 10. Tod infolge einer Herz-Kreislauferkrankung verursacht. Viele Rauchende würden ihrem Laster gern entsagen, doch sie glauben, das lohne nicht. Eine Übersichtsarbeit des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane konnte nun nachweisen, dass ein Rauchstopp auch nach dem ersten Herzinfarkt das Herz-Kreislauf-Risiko senken kann. Die Wahrscheinlichkeit, einen weiteren Infarkt oder Schlaganfall zu erleiden, sinkt um rund ein Drittel.
Rauchstopp lohnt sich
Für die Arbeit Rauchentwöhnung zur Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wertete ein Forscherteam der britischen Universität Oxford bis April 2021 68 erschienene Studien aus, in die mehr als 80.000 Menschen involviert waren. In 11 wissenschaftlichen Arbeiten waren nur Männer einbezogen. Das sind die Kernaussagen:
- Menschen mit koronarer Herzerkrankung, die mit dem Rauchen aufhören, verringern wahrscheinlich ihr Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden und daran zu sterben, um rund ein Drittel.
- Die Lebensqualität erhöhte sich bei den Studienteilnehmenden, die sich zum Rauchstopp entschlossen, langfristig sogar geringfügig besser als bei jenen, die weiter rauchten.
Die Forschenden hoffen, mit den Ergebnissen ihrer Arbeit mehr Menschen zu einem Rauchstopp zu motivieren und Gesundheitspersonal dazu zu ermutigen, Patientinnen und Patienten beim Aufhören aktiver zu unterstützen. Und es gibt noch mehr Argumente.
Rauchen beeinträchtigt Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetes
Besonders Männer mit neudiagnostiziertem Typ-2-Diabetes können von einem Rauchstopp profitieren. Bisher lagen relativ wenige Forschungsdaten zu Langzeitverläufen vor. Eine Studie aus Taiwan begleitete mehr als 3.000 rauchende und nichtrauchende Menschen und verglich den HbA1c-Wert in Quartalsabständen. Es zeigte sich, dass sich die Blutzuckereinstellung bei schlanken rauchenden Männern mit neudiagnostiziertem Typ-2-Diabetes (BMI < 25 kg/m2) schwieriger gestaltete.
Zigarettenrauchen erhöht das Risiko für Depressionen
Innerhalb der seit 2007 laufenden Gutenberg-Gesundheitsstudie entdeckten Forschende des Zentrums für Kardiologie – der Universitätsmedizin Mainz Anzeichen, dass Rauchen das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen erhöhen könnte. Etwa ein Drittel der rund 15.000 Studienteilnehmenden gab depressive und Angstsymptome sowie Schlafstörungen an. Ob das Rauchen die Ursache ist, ist noch nicht ganz klar. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen über die bisher unbekannte Verbindung zwischen Zigarettenrauchen und psychischen Erkrankungen müssten folgen. Fest steht jedoch für die Studienleitung: „Je länger die Teilnehmenden nicht mehr rauchen, desto weniger gaben sie an, unter bestehenden Depressionssymptomen zu leiden.“
Rauchstopp bringt Rheumatiker auf Nichtraucherniveau
Schon etwas älter ist eine Studie, die 2020 Daten von mehr als 3.000 Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis aus 10 Ländern auswerteten. Davon hatten 1.412 Personen nie geraucht, 1.012 hatten das Rauchen aufgegeben und 887 rauchten noch. Mit Hypertonie und erhöhten Blutfettwerten wiesen die Raucher das schlechteste Risikoprofil für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Bei ihnen traten auch häufiger akute Herz-Kreislauf-Ereignisse auf. Bei ehemaligen Rauchern und Nichtrauchern gab es keine Unterschiede. Zusammenfassend wiesen Raucher mit rheumatoider Arthritis eine höhere Krankheitsaktivität und ein höheres Risiko für akute Herz-Kreislauf-Ereignisse auf. Gaben sie das Rauchen auf, erreichten sie einen Gesundheitszustand wie Personen rheumatoide Arthritis, die nie geraucht hatten.
Kennen Sie erfolgreiche Rauchstopp-Programme?
Der Wille aufzuhören, ist für eine erfolgreiche Rauchentwöhnung wichtig sowie eine wirksame Behandlungsstrategie. Wie diese nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auszusehen hat, ist in der aktuellen Leitlinie Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung geregelt. Zwei Beispiele bewährter Rauchstopp-Programme sind diese:
- Rauchfrei ist ein Programm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
- Beim Rauchfrei-Programm des Instituts für Therapieforschung München können sich u.a. MFA zum Rauchfrei-Trainer schulen und zertifizieren lassen.
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