Wie gut sind medizinische Selbsttests?

In Zeiten des Hausärztemangels und der langen Wartezeiten auf Facharzttermine interessieren sich immer mehr Menschen für medizinische Tests, die sie zuhause durchführen können. Einige davon liefern tatsächlich verlässliche Ergebnisse, andere haben eher wenig Aussagekraft. Und manche Resultate führen ohne ärztliche Einordnung zu großer Verunsicherung.
Tests auf grippale Infekte
Selbsttests auf COVID-19 und Influenza sind schon länger in der Apotheke oder im Drogeriemarkt zu kaufen. Es gibt sogar Mehrfachtests, die mehrere Erreger gleichzeitig erkennen können. Seit Kurzem sind auch für Privatpersonen Streptokokken-Tests erhältlich. Einige überlastete Arztpraxen bitten ihre Patienten schon am Telefon um die Durchführung von Selbsttests. So sollen dann nur noch diejenigen die Praxis besuchen, deren Infektion bakteriell bedingt ist und bei denen somit die Verschreibung eines Antibiotikums sinnvoll sein könnte.
Richtig durchgeführt sind Tests bei grippalen Infekten relativ zuverlässig. Allerdings zeigen sie die Infektion häufig erst an, wenn die Erkrankung bereits im vollen Gange ist.
Selbsttests für Frauen
Schwangerschaftstests gehören mit zu den ersten Selbsttests. Sie gelten als relativ zuverlässig und einfach anzuwenden. Je länger die Periode ausgeblieben ist, desto sicherer wird eine Schwangerschaft angezeigt.
Ebenfalls seit längerer Zeit sind die sogenannten Ovulationstests auf dem Markt, die ähnlich funktionieren wie ein Schwangerschaftstest. Sie ermitteln den Zeitpunkt des Eisprungs, was sowohl zur Schwangerschaftsplanung als auch zur Verhütung genutzt werden kann. Sie bieten jedoch nicht die gleiche Sicherheit bei der Empfängnisverhütung wie die Pille oder Kondome.
Hormontests sollen die Konzentration verschiedener Hormone wie Cortisol, Testosteron, Östrogen oder Schilddrüsenhormone anzeigen. Dafür schicken Patienten eine zuhause abgenommene Blutprobe an ein Labor. Nach einigen Tagen erhält man das Ergebnis. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät von der Nutzung dieser Selbsttests ab, da die Ergebnisse nicht zuverlässig sind.
Allergietests
Online werden verschiedene Allergietests angeboten. Bei den einen entnimmt sich die Patientin oder der Patient selbst Blut am Finger und tropft es in ein mitgeliefertes Röhrchen oder auf eine Trockenblutkarte. Dieses wird dann an ein Labor geschickt. Nach einigen Tagen wird das Ergebnis mitgeteilt. In vielen Fällen werden hier korrekte Ergebnisse ermittelt. Allerdings fehlen die ärztliche individuelle Beratung und Auswertung. Bei einem positiven Ergebnis sollten die Patienten sowieso eine Arztpraxis aufsuchen. Darauf weisen u. a. der Deutsche Allergie- und Asthmabund sowie die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft hin. Es gibt jedoch auch Allergietests, bei denen man Haare einschicken kann. Diese gelten in Fachkreisen als unsinnig, da mit dieser Methode keine Allergie festgestellt werden kann.
Tests auf schwere Erkrankungen
Einige Selbsttests versprechen, auch Hinweise auf schwerwiegende Erkrankungen zu erkennen.
Stuhltest: Immunologische Selbsttests können sowohl von der Arztpraxis ausgegeben als auch im Internet erworben werden. In beiden Fällen werden Stuhlproben an das Labor geschickt und dort auf okkultes Blut untersucht. Die Tests gelten als relativ sicher, sind aber weniger aussagekräftig als eine Darmspiegelung.
Herz- und Kreislauferkrankungen: Patientinnen und Patienten schicken eine selbst entnommene Blutprobe an ein Labor. Dort wird es u. a. auf Cholesterin, Triglyzeride und Ferritin untersucht. Die nach einigen Tagen übermittelten Ergebnisse können Hinweise auf Mangelerscheinungen und beginnende Herz-Kreislauf-Probleme geben. Ein Blutbild und gegebenenfalls weitere Untersuchungen sowie eine fachliche Einordnung in der Arztpraxis sind allerdings wesentlich aussagekräftiger für Patientinnen und Patienten.
HIV: Die Selbsttests auf HIV gelten als relativ zuverlässig und werden auch von der Aidshilfe ausgegeben. Ein positives Ergebnis sollte immer mit einem zweiten Test abgesichert werden, da die Selbsttests sehr sensibel sind und gelegentlich ein falsch positives Ergebnis anzeigen.
Worauf sollten Patientinnen und Patienten achten?
Die Genauigkeit der Tests kann abhängig von der Testart und dem Hersteller sein. Darauf sollten Anwendende auf jeden Fall achten:
- Qualität und Zertifizierung: Nur Tests mit CE-Kennzeichnung oder behördlicher Zulassung verwenden.
- Kosten: Die Kosten für den Erwerb und die Auswertung von Selbsttests werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.
- Gebrauchsanweisung genau befolgen: Anwendungsfehler können ebenso zu falschen Ergebnissen führen wie abgelaufene oder falsch gelagerte Tests.
- Tests nicht als alleinige Diagnose verwenden: Das Ergebnis sollte im Zweifelsfall immer mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden.
- Keine überstürzten Maßnahmen treffen: Selbsttests ersetzen keine professionelle medizinische Diagnose und Therapie.
MT
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