Was bei Impfungen gegen Grippe und Covid wichtig ist
Betrifft die kommende Grippe-Saison vor allem Kinder?
Um den Verlauf und die Schwere des Grippeverlaufs abschätzen zu können, schauen Experten gerne auf die Südhalbkugel, z. B. nach Australien. Dort neigt sich die Grippesaison derzeit gerade dem Ende entgegen. In diesem Jahr beobachteten die Forscherinnen, dass dort außergewöhnlich viele Kinder und Jugendliche an Grippe erkrankten. Viele von ihnen hatten so schwere Symptome, dass sie auf einer Intensivstation behandelt werden mussten. Außerdem setzte sowohl in Australien als auch in Neuseeland die Grippewelle ungewöhnlich früh ein. Dazu könnte auch beigetragen haben, dass es keine Corona-Schutzmaßnahmen mehr gab. Außerdem seien die Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen niedriger als üblich gewesen sein.
Auch wenn man dieses Bild nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen kann – u. a. wegen des unterschiedlichen Immunstatus in der Bevölkerung – gibt die Infektionswelle auf der Südhalbkugel wertvolle Hinweise auf einen möglichen Infektionsverlauf in Deutschland. Das zeigte sich auch im vergangenen Jahr, als die Grippewelle in Australien ungewöhnlich früh startete und ungewöhnlich stark ausfiel: Auch in Deutschland gab es eine ungewohnt frühe und starke erste Welle, die von Influenza Typ A dominiert war. Die zweite Welle, die im Februar einsetzte, war schwächer und dominiert von Influenza Typ B.
Unterstützung der Impfkampagnen in Praxen
Zur Unterstützung Ihrer Impfkampagne bietet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Arztpraxen Plakate an unter dem Motto: „Grippe? Kann ich mir nicht leisten. Ich lass mich impfen. Mit Sicherheit: In meiner Arztpraxis“. Ergänzend dazu gibt es Infomaterial – auch zum Auslegen für Patienten – und ein Video fürs Praxis-TV.
Das Robert Koch-Institut (RKI) weist daraufhin, dass Grippe-Impfungen gemäß der Stiko-Empfehlungen die wichtigste Maßnahme gegen die Erkrankung ist, auch wenn sie nicht hundertprozentig vor einer Infektion schütze. Auch der kommende Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Florian Hoffmann, hält sich wegen der vielen Unwägbarkeiten mit Prognosen für Deutschland zurück, mahnt aber zeitnah Impfungen der Risikogruppen und aller Beschäftigten im Gesundheitswesen an.
Risikogruppen bei Grippe und Covid ähnlich
Für die Grippe-Impfung steht auch in dieser Impfsaison ein Vierfach-Impfstoff zur Verfügung, der die dafür von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Influenza-Stämme A und B enthält. Für Menschen über 60 empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) einen inaktivierten Vierfach-Hochdosis-Impfstoff. Im Vergleich zu den herkömmlichen Grippe-Impfstoffen enthält er die vierfache Antigen-Menge. Das soll bei älteren Personen eine bessere Immunantwort hervorrufen. Dafür ist derzeit nur der Impfstoff von Sanofi (Efluelda) zugelassen. Eine Ausnahmeregelung, wonach über 60-Jährige auch mit herkömmlichem Grippe-Impfstoff geimpft werden konnten, endete zum 31. März 2023.
Die KBV macht darauf aufmerksam, dass weiterhin ein Regress-Risiko besteht, wenn die bestellte Menge an Grippe-Impfstoff die verbrauchte Menge übersteigt. Die KBV forderte bereits mehrfach eine Änderung dieser Regelung – bisher ohne Erfolg. Die KBV weist außerdem darauf hin, dass Gruppen, die ein höheres Risiko für einen schweren Grippeverlauf haben, auch gefährdeter für einen schweren Covid-Verlag sind. Laut Stiko können beide Impfungen an einem Termin verabreicht werden. Eine Herausforderung dabei bleibt der hohe Aufwand für Corona-Impfungen. KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner kritisiert: "Weder stellt der Bund mittlerweile Einzeldosen des Covid-Impfstoffs zu Verfügung, noch ist die wöchentliche Meldung von tagesgenauen Impfdaten abgeschafft worden. Das führt zu einem enormen Mehraufwand für die Praxen.“
Corona-Impfstoff von Moderna: KBV rät von Verordnung ab
Obwohl der an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepasste Corona-Impfstoff von Moderna kürzlich von der Europäischen Kommission zugelassen wurde und als Einzeldosis verfügbar ist, rät die KBV derzeit von einer Verordnung ab. Der Grund: Das Regressrisiko ist zu hoch. Der Impfstoff wird nicht zentral vom Bund beschafft und kann deshalb auch nicht auf Kosten des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) und damit nicht kostenfrei für die gesetzliche Krankenversicherung bezogen werden. Da der Bund dieses Verfahren jedoch beim angepassten Impfstoff von Biontech anwendet, besteht das Risiko, dass aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebots ein erhöhtes Regressrisiko für Praxen besteht.
Der bisher verfügbare Impfstoff von Moderna (Spikevax BA.4-5) ist 9 Monate haltbar. Die Haltbarkeitsdauer aller im Zentrallager des Bundes verfügbaren Chargen wurde deshalb spätestens am 21. September erreicht, wie das Paul-Ehrlich-Institut mitteilt. Tiefgefroren hält sich der Impfstoff 12 Monate. Dosen, die in Praxen geliefert werden, sind nach dem Auftauen noch 14 Tage haltbar. Der Gesamtlagerzeitraum von 12 Monaten darf aber bei diesem Impfstoff nicht überschritten werden.
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