Wandern als physisches Breitbandtherapeutikum
Wussten Sie, dass die Beinmuskeln die größten Kalorienverbraucher sind? Wenn Sie einen Kilometer gehen, brauchen Sie mindestens genauso viel Energie wie beim Laufen – aber auch mehr Zeit. Wandern als wenig intensiver, aber regelmäßig betriebener Ausdauersport stärkt das Immunsystem und den Kreislauf und normalisiert den Stoffwechsel. Das ist seit den 1990er Jahren aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Zudem kostet es fast nichts, ist ohne Vorkenntnisse möglich und hat kaum Nebenwirkungen.
Was die Wissenschaft zum Wandern sagt
Im Jahr 2000 fand im Schwarzwald das erste Symposium über die gesundheitsförderliche Wirkung des Wanderns statt. Das Portal wanderforschung.de hat zahlreiche Studien zusammengetragen und bezeichnet das Wandern als „physisches Breitbandtherapeutikum“. Einige Wirkungen sind hier aufgeführt:
- Immunsystem: Mobilisierung natürlicher Killerzellen
- Krebs: Verminderung des Risikos für Brust- und Dickdarmkrebs sowie teilweise auch für andere Krebsarten
- Stoffwechsel: Zunahme des gesundheitsfördernden HDL-Cholesterins, Senkung des gesundheitsgefährdenden LDL-Cholesterins, Senkung des Laktatspiegels bei Anstrengungen
- Übergewicht: Wirksamer Beitrag zum Abnehmen ohne Jojo-Effekt
- Diabetes: Senkung des Insulinbedarfs und des Risikos für einschlägige Folgekrankheiten wie Arteriosklerose und Schlaganfall
- Metabolisches Syndrom: Minderung aller typisch zivilisatorischen Risikosymptome
- Herz und Kreislauf: Senkung von Puls und Blutdruck, Erhöhung des Herz-Schlagvolumens
- Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und des Zustandes der Blutgefäße
- Atem: Erhöhung des Atemzugvolumens, Senkung des nasobronchialen Widerstandes, Linderung von Erkrankungen der Atemorgane
- Augen: Minderung des Augeninnendruckes
- Skelett: Stärkung von Knochen, Knorpeln, Bandscheiben, Gelenken, Sehnen und Bändern, Vorbeugung von Osteoporose
- Muskeln: Stärkung der Beinmuskeln mit entlastendem Effekt für die Gelenke
- Rheuma: Linderung bei chronischen Gelenkbeschwerden
Die Psyche profitiert ebenfalls vom Wandern. Durch verstärkt produzierte Hormone und Botenstoffe hellt die Stimmung auf. Depressive Symptome werden ähnlich wie bei medikamentöser Behandlung gemindert, kommen aber seltener zurück. Wandern wird bei Angst- und Panikstörungen in psychiatrischen Krankenhäusern oder Reha-Einrichtungen eingesetzt. Es wirkt auch bei psychovegetativen Störungen und Tinnitus. Zudem verbessert sich die Hirndurchblutung und der Hirnstoffwechsel. Es bilden sich neue Hirnnervenzellen und das Risiko für Hirnerkrankungen wie Demenz sinkt. Wandern gilt deshalb nicht nur als optimales präventives Mittel, sondern ist auch als begleitende Therapie von Zivilisationskrankheiten anerkannt.
Mehr Studien zu verschiedenen Wanderthemen sind beim Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e.V. zu finden. Dort können Interessierte auch eine präventionsanerkannte Ausbildung zum Gesundheitswanderführer absolvieren.
Die Bergzeit-Wanderstudie 2021 hat ebenfalls Wissenswertes zusammengetragen. Demnach zieht es die meisten Wanderlustigen in die Berge, aber auch im Flachland wird gern gewandert. So verzeichnete das Bundesland Brandenburg infolge Corona den höchsten prozentualen Zuwachs. Liebster Ort waren die Alpen, gefolgt von Harz und Erzgebirge. Durchschnittliche Wanderstrecken lagen zwischen 10 und 15 Kilometer und waren mit 4 bis 6 Stunden etwas länger als kleine Ausflüge. Nur jeder Dritte suchte sportliche Herausforderungen z. B. durch Aufstiege in die Höhe. Wenig überraschend: Der gesundheitliche Aspekt wird wichtiger, je älter die Wandernden werden. Von den über 56-Jährigen gaben knapp 55 % diesen Grund an.
Übrigens nahmen 98 % der Befragten selbstverständlich ihren eigenen Müll wieder mit. Ein Drittel sammelte sogar den Müll Fremder auf.
Haben Sie auch etwas zum Thema Wandern beizutragen? Das können Sie beim jährlichen Wandermonitor. Die Befragung zu Wandererfahrungen wird seit 2015 jährlich vom Forschungszentrum Wandern & Gesundheit des Deutschen Wanderinstitut e.V. an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften durchgeführt. Die Umfrage dauert nur 10 Minuten und ist anonym möglich.
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