

Verlängert sich die Testphase der ePA?

„Nach 7 Wochen ist keine valide Aussage möglich, ob die ePA im Praxisbetrieb funktioniert“, berichtete Dr. Sybille Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Auf der Vertreterversammlung führte sie am vergangenen Freitag auf, welche Rückmeldungen die KBV auf eine Umfrage unter den teilnehmenden Praxen erhielt.
Testbetrieb verläuft holprig
So hätte etwa ein Viertel der Praxen noch kein ePA-Modul von ihren PVS-Herstellern bekommen. Bei der Hälfte der Teilnehmenden seien die Module fehlerhaft. Folglich konnten nur 31 von 75 Praxen störungsfrei die ePA testen. Nur 19 von 67 Praxen konnten den Patientenwiderspruch im Praxisverwaltungssystem (PVS) dokumentieren. Während einer ePA-Transaktion konnten lediglich 22 Praxen parallel im System weiterarbeiten.
Erneut kommen daher Zweifel auf, ob die bundesweite Einführung im April sinnvoll ist. Nur 24 der 71 befragten Testpraxen können sich das vorstellen.
Die Vertreterversammlung hat daher einen Antrag ans Bundesgesundheitsministerium (BGM) gestellt, in dem eine Verlängerung des Testbetriebs gefordert wird. Darin sind 4 besonders auffällige Fehlercluster aufgeführt, die eine regelhafte Testung in einem Drittel der Pilotpraxen in NRW verhindern.
- Zugriffe auf die Aktensysteme seien nicht möglich
- Daten würden gar nicht oder nicht vollständig in die elektronische Medikationsliste übertragen
- Das PDF/A-Upload funktioniere nicht zuverlässig
- Vorkommen von Systemfehlern in den Primärsystemen oder der Infrastruktur in der Praxis
„Das funktioniert vorne und hinten nicht“, verdeutlicht Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Westfalen-Lippe und Test-Teilnehmer. In seiner Praxis konnten bisher nur 2 ganze ePAs befüllt werden. Sein Kollege Dr. Jens Grothues aus Westfalen-Lippe empfindet zwar die Medikationsliste als echte Bereicherung. Doch auch bei ihm lief die ePA tagelang gar nicht. „Wenn man in die beteiligten Praxen reinhört, ist der Test desaströs“, sagte Dr. Christian Pfeiffer, KV-Chef in Bayern. Der bundesweite Rollout der ePA dürfe erst stattfinden, wenn die Kinderkrankheiten beseitigt seien und die Akte für Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten sicher sei.
Gegensätzliche Meinungen zum bundesweiten Start
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht das anders. Laut kürzlichen Äußerungen möchte er mit dem bundesweiten Rollout wie geplant beginnen. Dies stünde im Gegensatz zu seinen Zusicherungen, die ePA erst dann im gesamten Bundesgebiet einzuführen, wenn sie im Praxisbetrieb zuverlässig funktioniere und Sicherheitslücken geschlossen würden.
Die KBV-Vertreterversammlung fordert deshalb nach einem Antrag der 4 Testregionen, die Testphase der ePA zu verlängern. Zudem solle das Bundesamt für Sicherheit bestätigen, dass keine Sicherheitsmängel mehr bestünden.
Gematik ermittelt aktuelle Zahlen
Die gematik hat unterdessen ihr TI-Dashboard zur ePA erweitert und nennt weitere Zahlen zur Erprobung in den Modellregionen. Die Entwicklung der Daten verdeutlicht, dass die Einrichtungen in den Modellregionen stetig intensiver mit der ePA arbeiten. Unter anderem ist die Zahl der geöffneten Patientenakten durch medizinische Einrichtungen von der KW 8 auf die KW 9 um 40 % gestiegen. Zu den Einrichtungen zählen Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser in den Testregionen.
Auch die Nutzung der elektronischen Medikationsliste (eML) steigt an, von der KW 7 auf die KW 9 um stattliche 175 %. Diese Zahl veranschaulicht, wie viele Medikationslisten durch medizinische Einrichtungen geöffnet wurden. Die Liste bietet einen Überblick über alle per E-Rezept verordneten und von den Apotheken ausgegebenen Medikamente der Patientin oder des Patienten.
MT
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