Tödliche Sturzgefahr
Sicher behandeln Sie auch in Ihrer Praxis immer wieder Verletzungen, die von Stürzen herrühren. Während diese bei jüngeren Patienten häufig noch glimpflich ausgehen, können sie bei älteren Patienten weitreichende Folgen haben.
Warum stürzen ältere Menschen?
Mit dem Alter lässt die Muskelkraft nach, die Koordination verschlechtert sich, und das Gleichgewicht wird instabiler. Dazu kommen altersbedingte, bewegungseinschränkende Erkrankungen wie Arthrose oder Polyneuropathie. Aber auch eine Verschlechterung des Sehens oder neurologische Beschwerden wie Parkinson können zu Stürzen führen.
Auch die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können das Gleichgewicht, die Motorik oder die Aufmerksamkeit stören, was zu Stürzen führen kann. Dazu zählen u. a. Antidepressiva, Opioide, Muskelrelaxanzien, Benzodiazepine, Antihypertensiva oder Diuretika. Trotzdem sollten Patienten diese nicht eigenständig absetzen. Listen wie die Priscus-Liste oder die FORTA-Liste (Fit for The Aged) geben eine Übersicht über potenziell ungeeignete Medikamente für Senioren.
Welche Sturzfolgen sind lebensbedrohlich?
Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Stürze lediglich zu leichteren Blessuren wie blauen Flecken, Schrammen oder Platzwunden führt – schlimmstenfalls können Verletzungen lebensbedrohlich werden:
- Hüftfrakturen: Besonders bei älteren Menschen kann ein Bruch des Oberschenkelhalses lebensbedrohlich werden. Die Mobilität wird stark eingeschränkt, was Folgekomplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen nach sich ziehen kann.
- Schädel-Hirn-Trauma: Ein Sturz auf den Kopf kann zu schweren Hirnverletzungen führen. Daher sollte der Kopf beim Radfahren, Skifahren oder Eislaufen immer durch einen Helm geschützt werden.
- Wirbelsäulenverletzungen: Stürze aus großer Höhe oder auf den Rücken können zu Querschnittslähmungen oder lebensbedrohlichen Schäden führen.
- Innere Verletzungen: Ein harmlos wirkender Sturz kann Verletzungen innerer Organe wie der Milz oder der Leber verursachen, die unbehandelt tödlich sein können.
Vorsicht kann Leben retten
Stürze sind eine ernstzunehmende Gefahr, die oft unterschätzt wird. Dabei kann man mit guter Vorsorge und Achtsamkeit viele Stürze verhindern.
Wohnumfeld
- Stolperfallen wie lose Teppiche oder Kabel entfernen
- Rutschfeste Matten in Dusche oder Badewanne
- Ausreichende Beleuchtung in allen Wohnräumen
- Stabile Treppengeländer
Haltegriffe in Bereichen wie dem Badezimmer
Körperliche Fitness
- Balance- und Krafttraining: Übungen wie Yoga oder Rückengymnastik stärken die Muskulatur und verbessern das Gleichgewicht.
Regelmäßige Bewegung: Spazierengehen oder Schwimmen kann die körperliche Stabilität fördern und das Risiko verringern.
Gesundheitszustand
- Regelmäßige Arztbesuche: Sehtests, Hörtests und die Kontrolle der Knochengesundheit sind für alle Altersklassen empfehlenswert.
Nahrungsergänzungsmittel: Bestimmte Vitamine und Mineralstoffe wie Kalzium oder Vitamin D können die Knochengesundheit stärken.
Bewusstsein schaffen
- Aufmerksamkeit: Erinnern Sie Senioren daran, dass Stürze eine echte Gefahr darstellen. Sie sollten keine Arbeiten in größerer Höhe verrichten und ihre eigene Motorik realistisch einschätzen können.
- Hilfsmittel: Auch, wenn viele Senioren lange darauf verzichten möchten: Rollatoren oder Gehstöcke geben Sicherheit und können viele Stürze verhindern.
Kennen Sie den Flamingotest?
Nach der Körperhaltung der rosa Vögel ist dieser Test benannt, durch den man schnell prüfen kann, wie es ums eigene Gleichgewicht bestellt ist. So geht’s: Man steht auf einem Bein, während das andere Bein angewinkelt ist, sodass der Fuß des angewinkelten Beins das Knie des Standbeins berührt. Die Arme werden entweder zur Seite ausgestreckt oder am Körper angelegt. Nun werden die Sekunden gemessen, in denen man in dieser Position verharren kann, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Die Mindestzeiten sind nach Altersstufen gestaffelt:
- 18–39 Jahre: 43 Sek.
- 40–49 Jahre: 40 Sek.
- 50–59 Jahre: 37 Sek.
- 60–69 Jahre: 30 Sek.
- 70–79 Jahre: 18–19 Sek.
- Über 80 Jahre: 5 Sek.
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