Stille Nacht, einsame Nacht
Schlafanfälle, Angststörungen, Demenz, Depressionen und Suizid – die Liste der Krankheiten, für die Menschen ohne soziale Kontakte anfälliger sind, ist lang. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus sieht Einsamkeit als ebenso hohes Risiko für einen vorzeitigen Tod wie Tabakkonsum oder Fettleibigkeit, berichtet das Ärzteblatt.
Weltweit seien Bürger aller Altersstufen betroffen. Eine von der WHO eingesetzte Kommission soll nun untersuchen, wie Sozialkontakte als Beitrag zur Gesundheit gefördert werden könnten.
Zunahme psychischer Erkrankungen
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an wiederkehrenden Depressionen, fand eine Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) heraus. Von 2012 bis 2022 erhöhte sich der Anteil der Patienten um 67 %.
Das schlägt sich auch in der Arbeitsunfähigkeit nieder. Als Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion teilte der Bundestag mit, dass 2021 die Zahl der Krankentage aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Frauen bei 75 Mio. und bei Männern bei 51 Mio. Tagen gelegen habe. Die Ursachen für Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen seien vielfältig, mangelnde Sozialkontakte gehören dazu.
Junge und alte Menschen gleichermaßen betroffen
In und kurz nach der Hochphase der Corona-Pandemie schossen die Zahlen der psychisch erkrankten Jugendlichen nach oben. In den letzten 2 Jahren gab es hier einen leichten Rückgang. Doch noch immer sind mehr junge Menschen betroffen als vor der Pandemie, das ergab eine Auswertung der Krankenkasse DAK Gesundheit. Mädchen erkrankten häufiger, 2022 wurde bei rund 110.000 von ihnen eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert.
Auch im höheren Alter gibt es mehr psychisch beeinträchtigte Menschen. Wie die KKH mitteilte, stieg die Zahl der depressiven Patienten im Alter zwischen 60 bis 69 Jahren auf 21,8 %. Bei den 70 – bis 79-Jährigen zeigt sich gegenüber dem Jahr 2011 ein Plus von 14 % auf jetzt 19,8 %.
Als MFA Warnsignale erkennen
Jedes Jahr nehmen sich, laut der Onlineplattform statista, knapp 10.000 Menschen in Deutschland das Leben. Viele von ihnen deuten gegenüber Angehörigen und Freunden, aber auch medizinischem Fachpersonal ihre Absichten an. Doch wie können Sie erkennen, ob ein Patient wirklich selbstmordgefährdet ist? Und was ist dann zu tun?
Besonders gefährdet sind Menschen,
- die psychisch krank sind (Angsterkrankungen, Depressionen etc.)
- die sich in psychosozialen Krisen befinden (z. B. nach Tod eines Angehörigen, nach Unfall)
- die schon ein- oder mehrmals Suizidversuche unternommen haben
- die schwer körperlich erkrankt sind und keine Aussicht auf Linderung oder Heilung ihrer Beschwerden haben
- die kaum oder gar keine sozialen Bindungen haben
Wie Menschen ihre Hoffnungslosigkeit ausdrücken, ist ganz individuell. Als MFA können Sie in beiläufigen Gesprächen vielleicht solche finsteren Zwischentöne heraushören. Sie sollten auch vermeintlich scherzhafte Äußerungen wie „dann nehme ich mir einen Strick“ ernst nehmen. Auch Sätze wie „ich weiß nicht mehr weiter“ oder „das hat alles keinen Sinn“ sollten Sie nicht übergehen.
Ermuntern Sie den Patienten, seine seelische Not im Arztgespräch anzusprechen. Durch Sätze wie „ich merke, dass es Ihnen nicht gut geht. Wie können wir Ihnen helfen?“ fühlt sich derjenige ernst genommen und in seiner Not gesehen. Haben Sie den Eindruck, dass bereits konkrete Suizidpläne vorliegen? Dann sollten Sie dies umgehend dem Arzt mitteilen. Er kann versuchen, dem Patienten einen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nahezulegen und ggf. eine Einweisung veranlassen. Sind die Aussagen noch eher vage, helfen dem Patienten ggf. Kontakte zu psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA), psychiatrischen Praxen oder karitativen oder kirchlichen Beratungsstellen.
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