STIKO zögert bei Empfehlung zu neuen RSV-Medikamenten
Bisher lagen vor allem Kinder der Risikogruppen im Fokus der RSV-Prophylaxe. Dazu zählen z. B. Früh- und Neugeborene, Kinder mit chronischen Lungenerkrankungen sowie schweren Herzerkrankungen oder einer geschwächten Immunabwehr. Sie erhalten über Herbst und Winter alle vier Wochen eine Spritze mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab (Handelsname Synagis). Diese Methode ist auch als passive Immunisierung bekannt. Dadurch erhält der Körper künstlich produzierte Proteine, um das Virus zu bekämpfen, so wie es die körpereigenen Antikörper sonst tun würden. Die Prophylaxe gilt als äußerst effektiv.
Was ist RSV?
Eine Infektion mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) verläuft üblicherweise durch Tröpfcheninfektion. Daher sind besonders Kinder in Betreuungseinrichtungen betroffen.
Nach der Ansteckung dauert es in der Regel 4 bis 6 Tage, bis die ersten Symptome auftreten. Während dieser Zeit vermehrt sich das Virus in den Atemwegen. Die RSV-Infektion beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen, darunter Fieber, Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Bei Säuglingen können diese Symptome oft schwerwiegender sein. Bei ihnen entwickelt sich die RSV-Infektion auch häufig zu einer Bronchiolitis. Die Symptome können Atemprobleme, pfeifende Atemgeräusche, schnelle oder flache Atmung und sogar Atemstillstand umfassen. In einigen Fällen kann die RSV-Infektion zu einer Lungenentzündung führen, die durch Fieber, Schwierigkeiten beim Atmen und möglicherweise bläuliche Hautfarbe gekennzeichnet ist.
Bei den meisten Menschen, insbesondere älteren Kindern und Erwachsenen, heilt die RSV-Infektion jedoch folgenlos von selbst aus. Bei Säuglingen und Personen mit geschwächtem Immunsystem kann der Verlauf allerdings schwerwiegender sein und erfordert möglicherweise eine medizinische Behandlung, einschließlich Krankenhausaufenthalt und Sauerstofftherapie.
Schutz für alle?
Viele Mediziner plädieren dafür, nicht nur Hochrisikokinder, sondern auch gesunde Kinder unter zwei Jahren vor dem RSV-Virus zu schützen. Dazu beitragen könnte ein neuer Impfstoff der Firma Pfizer namens Abrysvo, der bereits in der Schwangerschaft der werdenden Mutter verabreicht wird. Sie gibt den Antikörperschutz durch die Plazenta an ihr ungeborenes Kind weiter. So ist es vom ersten Tag an bis zum sechsten Lebensmonat geschützt, also genau in dem Zeitraum, in welchem eine Infektion besonders riskant ist.
Außerdem hat Astrazeneca/Sanofi einen neuen monoklonalen Antikörper mit dem Handelsnamen Beyfortus (Nirsevimab) auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu dem bisher eingesetzten ist dieser nicht nur für die Risikogruppen, sondern auch für gesunde Kinder geeignet.
Noch keine STIKO-Empfehlung
Die Hoffnung vieler Pädiater, mithilfe dieser neuen Medikamente, eine Überfüllung der Praxen und Kliniken in dieser Saison zu vermeiden, wird sich jedoch nicht erfüllen. Denn noch hat die STIKO keine offizielle Empfehlung für den Einsatz bei gesunden Kindern herausgegeben. Das bedeutet, dass die Impfung mit einem der neuen Medikamente noch nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Interessierte Familien müssen die Kosten selbst tragen.
Das Zögern der STIKO liegt bei Abrysvo u. a. darin begründet, dass es in Tests eine leicht erhöhte Neigung zur Frühgeburtlichkeit bei den Probandinnen gegeben hatte. Bislang ist dies nur ein Verdacht, der für die Europäische Arzneimittelagentur EMA und die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA so unerheblich ist, dass sie das Medikament trotzdem zugelassen haben. Nichtsdestotrotz laufen derzeit Nachfolgestudien, um einen Zusammenhang zu bestätigen oder auszuschließen.
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