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„Schmerzmedizin ist Zukunftsmedizin!“

Unter diesem Motto findet vom 16. bis 19. Oktober 2024 in Mannheim der Deutsche Schmerzkongress der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG) statt. MFAs und ZFAs können ihre Patienten darauf aufmerksam machen, dass online ein Patiententag stattfindet.

Wussten Sie, dass nur etwa jeder 12. Mensch mit chronischen Schmerzen einen Behandlungsplatz mit ausreichender Fachkenntnis erhält? Chronische Schmerzen stellen eines der häufigsten und kostspieligsten Gesundheitsprobleme dar. Trotzdem sind Betroffene – insbesondere im ambulanten Bereich – unterversorgt. In Deutschland fehlt eine gute Versorgungsstruktur mit flächendeckender Schmerzexpertise. Darauf wiesen im Vorfeld des Schmerzkongresses 2024 die Kongresspräsidenten hin.
 

Chronische Schmerzen in der Hausarztpraxis

20 % der Patienten in hausärztlichen Praxen haben Schmerzen, die länger als 3 Monate andauern und damit als chronisch definiert werden. Am häufigsten sind Rücken- und Gelenkschmerzen. Über 75 % der Betroffenen sind älter als 50 Jahre. Psychische Komorbiditäten sind häufig. Zwei Drittel der Betroffenen erhält Analgetika-Verordnungen und etwa die Hälfte nimmt freiverkäufliche Schmerzmittel ein.

Ein Symposium auf dem Schmerzkongress 2024 wird sich damit auseinandersetzen, dass die in Leitlinien beschriebenen Prozesse im realen Versorgungalltag meist nicht für alle betroffenen Personen umsetzbar sind. Zudem werden Studienergebnisse zu Versorgungslücken, Barrieren und Förderfaktoren bezüglich der Umsetzung einer leitliniengerechten Schmerzbehandlung im hausärztlichen Bereich vorgestellt.
 

Delegation von Aufgaben an MFAs ist förderlich

Bereits identifiziert werden konnte, was eine erfolgreiche Leitlinienimplementierung in hausärztlichen Praxisteams fördert: die Möglichkeit zur Delegation von Aufgaben an Medizinische Fachangestellte und eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit. MFAs, Pflegefachpersonen und ambulante Pflegedienste können bei der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen vor allem motivieren und Self-Care-Maßnahmen anleiten.
 

Bei interdisziplinären Netzwerken ist noch Luft

Das 2017 an der Justus-Liebig-Universität Gießen etablierte ambulante interdisziplinäre Schmerz-Netzwerk bietet regelmäßig regionale Netzwerktreffen mit Weiterbildung sowie Möglichkeiten zum Vernetzen und Austauschen an. Aktuell sind 105 Mitglieder aus 16 verschiedenen Bereichen (u. a. Physio-, Ergo-, Psychotherapie, Orthopädie, Psychiatrie, Neurologie, Zahnmedizin) involviert. Trotz eines 2020 zusätzlich eingerichteten Online-Portals zur besseren Kommunikation halten die Initiatoren ihr Ziel der verbesserten ambulanten Zusammenarbeit (z. B. in Form einer interdisziplinären Therapieplanung) für noch nicht erreicht. Zwar weise man sich gegenseitig Patienten zu, ein vermehrter Austausch zwischen den Fachrichtungen finde aber noch nicht statt. Als eine Hürde wird die unzureichende Abrechenbarkeit benannt. Wie es besser funktionieren kann und inwieweit digitale Tools helfen können, soll deshalb ebenfalls auf dem Schmerzkongress 2024 besprochen werden. 
 

Virtual-Reality (VR), KI und Biomarker in der Schmerztherapie

Angesichts der unbefriedigenden Versorgungslage sind Lösungen und neue Wege für die Therapie der Schmerzpatienten gefragt. Mit der Behandlung mit Virtual-Reality-Brillen ist Hoffnung verbunden. Die Methode basiert auf Entspannung, Achtsamkeit, Ablenkung, körperlichem Training, edukativen Inhalten sowie Embodiment, was eine neue Schmerzwahrnehmung ermöglicht. In Studien konnten positive Effekte auf Schmerzreduktion und Funktionalität gezeigt werden. Noch ist allerdings unklar, ob, wie häufig und in welcher Form VR-Interventionen in den Gesundheitsberufen eingesetzt werden. Sie sind in der Regelversorgung daher noch nicht angekommen. Ob sie zukünftig eine Therapieoption sein können, wird auf dem Schmerzkongress 2024 ebenso wie die Rolle von Künstlicher Intelligenz und Biomarkern bei Kopfschmerzen diskutiert.
 

Beispiel für ein digitales Werkzeug

Stellvertretend für viele andere innovative Versorgungsoptionen sei hier ein vom Universitätsklinikum Freiburg angebotenes digitales Werkzeug vorgestellt. „tala-med“ kommt aus dem Schwedischen und heißt „spricht mit“. Personen mit Kreuzschmerzen und/oder Bluthochdruck werden auf dem Portal informiert und in den Behandlungsprozess aktiv einbezogen. Weitere Zielgruppen sind Angehörige sowie ärztlich Tätige und Angehörige von Gesundheitsberufen. Auf „tala-med Rücken“ sind verständliche Informationen und Übungsvideos abrufbar. Die Lotsenfunktion der Hausarztpraxen bleibt erhalten. 
 

Online-Patiententag am 18. Oktober

Schmerzgeplagte Patienten und Interessierte können am Freitag, dem 18. Oktober 2024, von 17 bis 18:30 Uhr kostenfrei an einem Online-Patiententag teilnehmen. Die Veranstaltung ist mit „Zukunft ohne Stigma“ überschrieben. Renommierte Schmerzexpertinnen und -experten sprechen über Gesundheits­kompetenz chronisch kranker Menschen, über die Zukunft der Versorgung von Schmerzpatienten sowie über Handlungsoptionen. Teilnehmende können Fragen stellen. Zur Anmeldung geht es hier.

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