Präventionsmöglichkeiten gegen Krebs besser nutzen
„Wir haben die Möglichkeiten und Mittel, viele Neuerkrankungen zu vermeiden“, sagte der Gesundheitsminister beim Fachforum Gesundheit des Tagesspiegels in Berlin. Das „Supermedikament“ heiße Sport und Bewegung. Neben dem Verzicht auf Nikotin und Alkohol und der Vermeidung von Übergewicht, könne Bewegung die Risiken für viele Krebsarten um bis zu 20 % senken.
Präventionsmöglichkeiten besser nutzen
„Der vorbeugende Effekt sportlicher Betätigung ist wissenschaftlich erwiesen, selbst die Rückfall- und Metastasierungsquote nach Krebstherapien ist bei verschiedenen Tumorarten deutlich niedriger, wenn regelmäßig Sport getrieben wird“, erklärt er. Im europäischen Vergleich bewegten sich die Deutschen jedoch immer noch zu wenig. Hier könnte auch der Grund für die vergleichsweise niedrigere Lebenserwartung hierzulande liegen.
„Die Potenziale der Prävention müssen besser genutzt werden“, forderte Lauterbach. Auch ökonomisch sei dies erforderlich. „Durch neue Medikamente und Therapien in der Onkologie werden wir künftig eine Preisexplosion haben.“ Es sei u. a. deshalb wichtig, die Zahl der neuen Krebsfälle durch Präventionsmaßnahmen und Forschung zu senken. Noch vor der Sommerpause sollen mehrere diesbezügliche Gesetzesinitiativen verabschiedet werden.
Politik ist am Zug
Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums, sieht ebenfalls große Chancen in einer verstärkten Prävention. Er prophezeit sogar, dass 60 % aller Krebstodesfälle durch Prävention und Früherkennung vermieden werden könnten. Seine Forderung: „Wir müssen die Effekte aber endlich auf die Straße bringen.“ Gleichzeitig sei ihm bewusst, dass Prävention eine schwierige Angelegenheit sei. Denn diese hätte einen langen Vorlauf. Im Gegensatz zu erfolgreichen medikamentösen Therapien seien die Ergebnisse erst viel später zu sehen. Daher stehe Prävention bisher auch noch nicht ganz oben auf der politischen Agenda. Es fehle an Strategien, die die verschiedenen Komponenten verknüpfe. „Wir brauchen die Kooperation vieler Akteure bei der Prävention und dürfen nicht länger in Silos denken.“
„Wenn wir einen großen Sprung im Kampf gegen den Krebs machen wollen, müssen wir Neuerkrankungen vermeiden“, erklärte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der „Wir brauchen Strukturen und politische Strategien“, forderte er. „Die Zeit ist reif dafür.“
Nicole Ernstmann vom Lehrstuhl für Versorgungsforschung des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität Köln sagt: „Versorgungsforschung ist auch Verhaltensforschung. Wir müssen vom Individuum ausgehend denken.“ Klar sei aber auch: Menschen könnten sich nur so gesundheitskompetent verhalten, wie es ihnen das System vorgebe.
Ausweitung der Darm- und Brustkrebsvorsorge
Anlässlich des Darmkrebsmonats März weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) auf die Wichtigkeit der Darmkrebsprävention hin. Nur 20 % der Berechtigten ab 50 Jahren nehmen laut ihrer Aussage die Möglichkeit zur Darmspiegelung wahr. Und dass, obwohl die Studienlage beachtliche Erfolge zeigt. Die gesetzliche Darmkrebsvorsorge ist ein Erfolgskonzept der Gastroenterologie, das dazu führt, dass die Zahl der Neuerkrankungen seit ihrer Einführung um 20 Prozent gesunken ist“, sagte Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS. Die Teilnahmerate müsse unbedingt gesteigert werden. Die Gesellschaft setzt sich u. a. dafür ein, dass bei familiär vorbelasteten Patienten bereits ab dem 30. Lebensjahr eine Vorsorge übernommen wird.
Die Brustkrebsvorsorge wird ab Juli 2024 erweitert. Ab diesem Zeitpunkt können auch Frauen zwischen 70 und 75 alle 2 Jahre einen Termin zum Mammographie-Screening vereinbaren. Bisher war dies nur vom 50. bis zum 69. Lebensjahr möglich. Man geht davon aus, dass in dieser Altersgruppe 2 bis 6 von 1.000 Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden.
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