Natürliche Aromatherapie unter Bäumen fördert die Gesundheit
Mit einer mitten im Wald aufgestellten Badewanne hat Waldbaden nichts zu tun. Es meint vielmehr den bewussten und entspannten Aufenthalt im Wald. Also nicht Leistungswandern oder Lauftraining unter Bäumen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einem moosbewachsenen Baumstumpf auf einer Waldlichtung. Sie riechen die Natur, lauschen der Stille und atmen saubere Luft. Manche Menschen kommen zur Ruhe, wenn sie Bäume umarmen. Das alles umfasst Waldbaden.
Waldmedizin als Teil der öffentlichen Gesundheit
In Japan, wo Waldausflüge „Shinrin Yoku“ genannt werden, wird seit knapp 20 Jahren zu dieser natürlichen Aromatherapie geforscht, um medizinisch zu beweisen, dass Waldbaden therapeutisch wirken kann. Tatsächlich fanden die Forschenden heraus, dass ein Waldbad bei Menschen:
- die Cortisol-Konzentration im Speichel,
- die Adrenalin- und Noradrenalin-Konzentration im Urin,
- die präfrontale Hirnaktivität,
- den Blutdruck und
- die autonome Nerventätigkeit
verringern können. Außerdem nahmen natürliche Killerzellen, die Viren töten und Krebszellen zerstören, nach Waldaufenthalten um 40 % zu. Zur Förderung der waldmedizinischen Forschung, insbesondere mit Blick auf die Stressbewältigung und die Krankheitsprävention, wurde im Jahr 2007 in Osaka die japanische Gesellschaft für Waldmedizin gegründet. Heute gehört Waldmedizin zum Bereich der öffentlichen Gesundheit. Als Forschungsgebiet ist sie in der Umweltimmunologie anerkannt. Das sagt Dr. Qing Li, außerordentlicher Professor an der Abteilung für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Nippon Medical School und Präsident der „Gesellschaft für Waldmedizin“ innerhalb der Japanischen Gesellschaft für Hygiene. Der weltweit anerkannte Experte weiß: „Ein nachhaltiger Effekt beim Waldbaden tritt erst nach ungefähr vier Stunden auf.“ Empfohlen wird, die Aufenthalte unter Bäumen mit Achtsamkeits- oder Chi Gong-Übungen zu verbinden. Auch einfache Meditationen und Atemtraining sind gut. Ebenso wie einfach in der Hängematte unter Bäumen zu entspannen. Zwei Waldtage im Monat sollen das Immunsystem dauerhaft stärken.
Shinrin Yoku als Naturschutz- und Gesundheitskonzept in Deutschland
Der Trend des Waldbadens kommt auch in Deutschland immer mehr an. 2019 gründete sich in Nordrhein-Westfalen der gemeinnützige Bundesverband Waldbaden e.V. Sein Leitmotiv: „Naturschutz & Gesundheit mit Herz“. Die Vereinsmitglieder gehen davon aus, dass Menschen, die die heilende Wirkung des Waldes erfahren, den Wald aus innerer Überzeugung schützen und sich für den Naturschutz einsetzen. Inzwischen gibt es bundesweit Waldbaden-Seminare und Wald-Workshops von qualifizierten Trainern und Trainerinnen. In diversen Erfahrungsberichten im Internet berichten Gruppen, die das Waldbaden erlebten, von einem inspirierenden Gemeinschaftserlebnis.
Vorbeugung, kein Therapieersatz!
Auch wenn sich das „Baden im Wald“ positiv auf Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und andere psychische Erkrankungen auswirkt, kann es weder Psychotherapien noch medikamentöse Behandlungen ersetzen. Darauf weist Dr. Gisela Immich hin. Die Humanbiologin forscht am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung und Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München zu Gesundheitsförderung und Prävention durch naturbasierte Interventionen, unter anderem auch zu Waldtherapie. Diese wirkt präventiv und dient der Gesundheitsvorsorge. Als Leistung der GKV ist sie bisher nicht anerkannt. Allerdings kann man sich mit einem Bildungsgutschein als Kursleitung für Waldbaden ausbilden lassen. An der Universität Hildesheim wird aktuell untersucht, ob sich Waldbaden als Therapie für Long COVID-Betroffene eignet.
Waldreichtum in Deutschland
Wussten Sie schon, dass Deutschland die meisten Waldregionen in Mitteleuropa hat? Knapp ein Drittel der Gesamtfläche ist Wald (11,4 Millionen Hektar). Auf jeden Einheimischen kommen 1.000 Bäume – insgesamt geht die Forstwirtschaft von 90 Milliarden Bäumen bundesweit aus. Die letzte Bundeswaldinventur ergab, dass in Rheinland-Pfalz mit 42,3 % der Landesfläche und Saarland mit 39,3 % den größten Waldanteil haben. Die prozentual wenigste Waldfläche hat mit 11 % Schleswig-Holstein
© 2024 PKV Institut GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Sämtliche Texte und Bilder in unserem Online-Magazin sind urheberrechtlich geschützt. Bitte beachten Sie, dass auch dieser Artikel urheberrechtlich geschützt ist und nur mit schriftlicher Genehmigung des PKV Instituts wiederveröffentlicht und vervielfältigt werden darf. Wenden Sie sich hierzu bitte jederzeit unter Angabe des gewünschten Titels an unsere Redaktionsleitung Silke Uhlemann: redaktion(at)pkv-institut.de. Vielen Dank!
Die Nutzung der Inhalte des Online-Magazins für Text und Data Mining im Sinne des § 44b UrhG ist ausdrücklich vorbehalten (§ 44b Abs. 3 UrhG) und daher verboten. Die Inhalte dieses Werkes dürfen nicht zur Entwicklung, zum Training und/oder zur Anreicherung von KI-Systemen, insbesondere von generativen KI-Systemen, verwendet werden.
Jetzt Datenschutzbeauftragte werden!
Werden Sie zur Datenschutzbeauftragten und gewinnen Sie an Sicherheit – flexibel neben dem Beruf!