MFA-Mangel gefährdet Krebsvorsorge
Eine Darmspiegelung ist ohne die Assistenz von MFAs nicht möglich. Das ist nur eine von vielen medizinischen Leistungen, die einige Praxen schon heute aufgrund fehlender MFAs seltener oder gar nicht mehr durchführen können. Damit droht dem deutschen Gesundheitssystem eine ernsthafte Versorgungslücke, wie u. a. der Focus dieser Tage berichtet. Denn den mangelnden Fachkräften gegenüber steht ein steigender Bedarf an (Vorsorge-) Untersuchungen wie der Koloskopie aufgrund der alternden Bevölkerung.
Viele Patienten, wenige MFAs
Wie wichtig solche Früherkennungsuntersuchungen im Kampf gegen Krebs sind, zeigt u. a. eine Modellierungsstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Laut dieser nehmen derzeit nur 20 % der Teilnahmeberechtigten die Darmkrebsvorsorge in Anspruch. Um die Darmkrebsrate weiter zu senken, müsste die Rate erheblich gesteigert werden. Bis zum Jahr 2030 auf etwa den doppelten und ab dem Jahr 2040 sogar auf den dreifachen Wert. Denn die Zahl an Menschen, die 67 Jahre oder älter sind, wird erwartungsgemäß in Deutschland von 16 Millionen im Jahr 2019 auf über 21 Millionen im Jahr 2060 ansteigen.
Gleichzeitig sind immer mehr MFAs unzufrieden mit ihrem Beruf. 2023 ergab eine Online-Umfrage des Verbandes für medizinische Fachberufe (vmf), dass knapp 40 % aller befragten MFAs häufiger im Monat über einen Berufsausstieg nachdenken. In vielen Fällen wechselten sie ihren Beruf bereits während der ersten 5 Jahre nach Beendigung der Ausbildung.
Aufwertung des Berufs
An der Ausarbeitung des Positionspapiers der Felix Burda Stiftung beteiligten sich Dr. med. Ulrich Tappe, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes der Niedergelassenen Gastroenterologen in Deutschland (bng), Hannelore König, Präsidentin des vmf, Dr. Petra Lynen Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), Dr. Berndt Birkner, Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs sowie die beiden Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger und Emmi Zeulner (beide CSU).
Die Beteiligten vertreten die Meinung, dass vor allem 4 Forderungen den Fachkräftemangel bekämpfen können:
- Mehr Wertschätzung und besseres Gehalt
- Umfassende Novellierung der MFA-Ausbildung auf Bundesebene
- Stärkere Kommunikation der Vielseitigkeit des MFA-Berufs
- Verbesserung von schulischen Qualifikationen
Im Koalitionsvertrag von 2021 wurde festgelegt, dass die Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen gestärkt werden sollen. Hannelore König, Präsidentin des vmf, weist darauf hin, dass bislang wenig geschehen ist: „Die Bundesregierung muss endlich handeln, damit die ambulante Versorgung und vor allem die Prävention nicht gefährdet wird.“
Dr. Andreas Beivers, Professor für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius, betont: „Wer die Ambulantisierung vorantreiben möchte, wird an dieser Berufsgruppe nicht vorbeikommen. Sie sind knappe und wichtige Fachkräfte, die gerade auch von Kliniken benötigt werden, um ambulanten Prozessen zum ökonomischen Gelingen zu verhelfen.”
Das sieht auch Carsten Frederik Buchert, Director Marketing & Communications der Felix Burda Stiftung so: „Die gesellschaftliche Bedeutung der MFA ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wer gesund bleiben will und wer die Darmspiegelung zur Prävention von Darmkrebs auch in Zukunft zeitnah in Anspruch nehmen möchte, ist jetzt gefordert, sich für diesen Beruf einzusetzen.“
Das Positionspapier mit den 4 Forderungen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner wird u. a. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und politischen Entscheidungsträgern vorgelegt.
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