„Leben mit HIV – anders als du denkst!“
Die Deutsche Aidshilfe stellte in einer Umfrage im Jahr 2020 viele Wissenslücken und Berührungsängste bezüglich HIV fest. So wollte knapp ein Viertel der Befragten Geschirr oder Sportgeräte lieber nicht mit HIV-positiven Menschen teilen. Ein Fünftel hatte Angst, dieselbe Toilette zu benutzen. Eine ihnen sympathische HIV-positive Person würde nur die Hälfte der befragten Menschen küssen. Aus diesem Grund starteten die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) die Kampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“.
HIV noch nicht heilbar, aber gut behandelbar
HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt und Labormeldungen haben nur einen begrenzten Aussagewert bezüglich der aktuellen Ausbreitung des Humanen Immundefizienz-Virus in Deutschland. Fallzahlen werden deshalb mit Modellrechnungen geschätzt. Das Epidemiologische Bulletin 47/2022 des Robert Koch-Instituts nennt eine Zahl von rund 90.800 Personen, die Ende 2021 mit HIV/Aids in Deutschland lebten, davon rund 72.700 Männer und rund 18.100 Frauen. Schätzungsweise 8.600 HIV-Infektionen davon wurden noch nicht diagnostiziert. Die meisten Fälle sind auf Sex zwischen Männern zurückzuführen, 11.200 Fälle durch heterosexuelle Kontakte, 8.700 durch intravenösen Drogengebrauch und ca. 450 durch Blutprodukte. Im Jahr 2021 infizierten sich 440 Personen über heterosexuelle Kontakte, wobei die Anzahl der HIV-Übertragungen bei Frauen seit 30 Jahren bei etwa 300 pro Jahr liegt.
HIV ist heute gut behandelbar, aber noch nicht heilbar. Erhielten im Jahr 2006 etwa 80 % der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion eine antiretrovirale Therapie, waren es im Jahr 2021 96 %. Die antiretrovirale Therapie verhindert, dass sich das Virus im Körper vermehrt. Medikamentös behandelte HIV-positive Menschen erkranken nicht mehr an Aids und das Virus ist unter Therapie auch nicht mehr übertragbar.
PEP für medizinisches Personal
Der Kontakt mit Blut von HIV-Infizierten auf intakter Haut stellt kein Infektionsrisiko dar. Verletzen sich Angehörige medizinischer Berufe bei der Arbeit z. B. durch Kanülen, sollten Durchgangsärzte schnellstmöglich prüfen, ob eine Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) durchgeführt werden muss. Wenn Sie die Verfahrensweise in einem solchen Fall in Ihrer Praxis noch nicht geregelt haben und wenn Sie wissen wollen, welche nächstgelegene Klinik PEP anbietet, finden Sie hier Hilfe: www.kompass.hiv/de
95 % der Menschen mit HIV erleben Diskriminierung
In der 2020 durchgeführten Studie „positive stimmen 2.0“ gaben 90 % der online Befragten an, gut mit ihrer HIV-Infektion zu leben. 95 % berichteten jedoch über mindestens eine diskriminierende Erfahrung innerhalb des letzten Jahres. Von Diskriminierung wird gesprochen, wenn Menschen ohne sachlich gerechtfertigten Grund benachteiligt oder ausgegrenzt werden. Einige Stimmen sind in einem aktuellen YouTube-Video zu hören. Gut zu wissen: Von Menschen mit HIV geht bei der Arbeit keine Infektionsgefahr aus.
Für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben wurde 2019 die Aktion #positivarbeiten ins Leben gerufen. Bundesweit beraten rund 120 Aidshilfe-Organisationen zu allen Fragen rund um HIV und Aids.
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