Kommen mit dem E-Rezept neue Probleme?
Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe sind die ersten Regionen, in denen das E-Rezept ab dem 1. September zunehmend in den Versorgungsprozess integriert wird. So schnell wie möglich sollen hier alle Praxen und Krankenhäuser die neue Rezeptform ausstellen können. Je nachdem, wie schnell die Einführung in diesen Pilot-Regionen vonstattengeht, soll dort das E-Rezept verpflichtend werden. Im Anschluss sollen erst weitere 6 und später dann noch einmal 9 weitere Regionen bzw. Bundesländer dazukommen. Bereits jetzt sind jedoch alle medizinischen Einrichtungen deutschlandweit angehalten, E-Rezepte auszustellen. Die gematik (Anbieter der Telematikinfrastruktur) rechnet damit, dass die bundesweite Einführung bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen ist. Genaue Termine, wann welche Regionen dazukommen und wann Arztpraxen die E-Rezepte verpflichtend ausstellen müssen, nennt sie jedoch noch nicht.
E-Rezept ersetzt rosa Rezept
Erstmal gibt es das E-Rezept nur für die Medikamente, für die die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Sonstige Rezepte, etwa für Privatversicherte (blaues Rezept) oder Verordnungen über selbst zu bezahlende Medikamente (grünes Rezept) müssen Ärzte vorerst weiterhin in Papierform ausstellen. Früher oder später sind dafür jedoch auch elektronische Lösungen geplant.
Ablauf für Patienten
Auch die Patienten müssen sich auf die neue Rezeptform einstellen. Hier kommen sicher einige Fragen auf MFAs und ZFAs zu. Patienten haben 3 Möglichkeiten, das E-Rezept in der Apotheke einzulösen.
- Über die App: Hat der Patient die E-Rezept-App auf seinem Smartphone, kann die Praxis das Rezept direkt dort hinschicken. Darüber kann er es weiter an seine Wunschapotheke senden, die das Medikament vorbestellen oder sogar liefern kann. Die App steht im google play store bzw. im Apple Store zum Download bereit.
- Über die elektronische Gesundheitskarte (eGK): Das Rezept wird auf die eGK geladen, die Apotheke vor Ort kann es darüber abrufen.
- Über einen Ausdruck: Verfügt die Praxis noch nicht über die nötige Infrastruktur, kann sie statt des rosa Rezepts einen Ausdruck mit dem jeweiligen QR-Code des Rezeptes ausstellen. Dieser kann von der Apotheke ausgelesen werden. Diese Methode ist auch für Patienten ohne Smartphone geeignet.
Neue Software, neue Probleme?
Eigentlich soll die Digitalisierung Entlastung im Arbeitsalltag bringen. Doch allzu oft müssen wir uns mit nicht funktionierender Technik beschäftigen. Eine aktuelle Studie des IT-Unternehmens SOTI zeigt: Mitarbeiter im Gesundheitswesen verbringen bis zu 18 Werktage im Jahr damit, technische Probleme zu lösen. Im Schnitt verlieren sie damit rund 3,2 Stunden pro Woche. Diese Zeit fehlt dann folglich in der Patientenbetreuung.
Daher stellt sich vielen Praxisteams die Frage, ob die E-Rezepte und die dazugehörige Hard- und Software neue technische Probleme nach sich ziehen. Gewohnt sind sie das beispielsweise schon von Ausfällen der Telematikinfrastruktur. In Zukunft könnten solche Situationen dazu führen, dass E-Rezepte weder ausgestellt noch eingelöst werden können. Die Beschwerden der Patienten würden dann bei den MFAs und ZFAs auflaufen.
Erste Ergebnisse
Dass diese Sorgen nicht ganz unbegründet sind, zeigt eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Frühjahr. An der Umfrage hatten sich rund 6.000 Arztpraxen beteiligt, die bereits teilweise mit dem E-Rezept und der elektronischen Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung (eAU) arbeiten. Als besonders störend empfanden sie häufige Fehlermeldungen sowie wiederholte Konnektor- und Programmabstürze. Nur jeder zehnte, der bereits das E-Rezept verwendet, gab an, das Ausstellen habe bis auf kleinere Probleme funktioniert. Die Pilotphase wird nun zeigen, welche technischen Schwierigkeiten noch nicht behoben werden konnten und wie man diese lösen kann. Ob die bundesweite Umstellung wirklich im Frühjahr 2023 erfolgt, bleibt abzuwarten. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte des E-Rezepts, dass angestrebte Termine nicht eingehalten werden können.
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