| Magazin

Karrierewege für MFAs: VERAH, NäPA und EVA

Vielerorts ist die ambulante Versorgung zu einer knappen Ressource geworden. Diese Entwicklung bietet aber auch Chancen für MFAs. Denn Ärzte suchen nach Wegen, Aufgaben zu delegieren. Mit einer Fortbildung zur Versorgungsassistentin (VERAH) oder nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPA) bzw. entlastenden Versorgungsassistentin (EVA) können Sie sich für den zunehmenden Bedarf an ärztlicher Entlastung fit machen.

Versorgungs- und Praxisassistentinnen: Unterschätztes Potenzial

Der demografische Wandel ist eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem: Immer mehr ältere, chronisch kranke Menschen brauchen wohnortnahe medizinische Versorgung. Diese Entwicklung trifft auf eine andere: den Ärztemangel. Dieser ist inzwischen auch in Ballungszentren spürbar. Die Ampel-Regierung plant deshalb 1.000 Gesundheitskioske für sozial benachteiligte Quartiere und schafft ein zusätzliches Berufsbild: die Community Health Nurse (CHN) . Diese Pläne zeigen aber auch, dass das Potenzial von MFAs von der Politik unterschätzt wird.

Über 15.400 Versorgungsassistentinnen und -assistenten in der Hausarztpraxis (VERAHs) gibt es in Deutschland bereits, und rund 12.000 Nichtärztliche Praxisassistentinnen und -assistenten (NäPAs, EVAs). Die NäPA wird in den KV-Bezirken Nordrhein und Westfalen-Lippe unter der Bezeichnung „Entlastende Versorgungsassistentin“ geführt, kurz EVA. Die Fortbildung zur VERAH wurde vom Deutschen Hausärzteverband initiiert und richtet sich speziell an MFAs in Hausarztpraxen. Das Curriculum für NäPAs (EVAs) stammt von der Bundesärztekammer und richtet sich auch an MFAs anderer Facharztrichtungen.

MFAs, die eine Fortbildung zur VERAH gemacht haben, können sich durch weitere Kurseinheiten zur NäPA (EVA) weiterbilden. Wer bereits eine Weiterbildung zur NäPA (EVA) absolviert hat, kann diese bei einer Fortbildung zur VERAH anrechnen lassen. Die Leistungen der VERAH werden nicht über den EBM, sondern über Hausarztverträge abgerechnet. Für die Leistungen der NäPAs (EVAs) gibt es im EBM eigene Abrechnungsziffern.

VERAHs und NäPAs (EVAs) übernehmen im Fallmanagement an der Schnittstelle zwischen Ärztin, Patientin, Pflegediensten, Sanitätshäusern, Apotheken und Krankenhäusern koordinierende Aufgaben. Sie machen Hausbesuche bei chronisch kranken Patienten und in Pflegeheimen. Sie sind in Sachen Prävention und Gesundheitsmanagement geschult, erstellen Versorgungspläne, versorgen Wunden und sind in die telemedizinische Versorgung der Praxen integriert.

Damit können VERAHs und NäPAs (EVAs) eine Reihe von wichtigen Aufgaben übernehmen, die in Arztpraxen anfallen. Der große Vorteil: MFAs sind mit den Abläufen in den Praxen und anderen Gesundheitseinrichtungen vor Ort schon vertraut und kennen die Patienten persönlich. Die Weiterqualifizierung ist zum einen eine Entlastung für Ärzte, zum anderen ein wichtiger Karriereschritt für MFAs, der auch mit einem besseren Gehalt verbunden sein kann.
 

Kosten für Fortbildung machen sich für die Praxis schnell bezahlt

Die Fortbildung zur VERAH umfasst 200 Unterrichtseinheiten und ist in Module unterteilt. Die Weiterbildung kostet, wenn alle Module zusammengebucht werden, 2.900 Euro. Die Praxis kann die Kosten für die Fortbildung innerhalb eines Quartals wieder reinholen, wenn sie einen großen Anteil an Patienten hat, die in die hausarztzentrierte Versorgung (HzV) eingeschrieben sind, da die VERAH-Leistungen über die Hausarztverträge vergütet werden. Außerdem gibt es einen Zuschlag auf die Chronikerpauschale P3 (besondere Betreuungspauschale für die Behandlung eines Patienten mit chronischer Erkrankung bei kontinuierlichem Betreuungsaufwand). VERAH-Hausbesuche werden extra vergütet, sie bringen im Schnitt ca. 510 Euro pro Quartal. Genauso telemedizinische Leistungen, sie bringen pro Quartal bis zu 320 Euro.

Zu den abrechnungsfähigen Leistungen gehören z. B. auch Sturzrisikoanalysen, Gesundheitsanalysen per Fragebogen, beispielsweise bei Depression, und Wundanalysen. Für die einzelnen Positionen gibt es Höchstgrenzen, die pro Quartal abgerechnet werden können. Dazu muss die Praxis mindestens eine VERAH beschäftigen und sie bei der hausärztlichen Vertragsgemeinschaft gemeldet haben. Die Zuschläge werden dann ab dem ersten Folgequartal nach abgeschlossener Weiterbildung gezahlt.
 

Akademisierung von VERAHs und NäPAs

VERAHs und NäPAs (EVAs) haben seit Kurzem auch die Möglichkeit, ein Studium im Fach „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ anzuschließen, das mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science“ abschließt. Das Studium umfasst 5 Semester und kann derzeit in Dortmund und München berufsbegleitend absolviert werden. Weitere Studienstandorte in Leipzig und Hannover sollen dazu kommen. Außerdem ist die Einrichtung eines dualen Studiengangs geplant, das Schulabgänger mit höherem Bildungsabschluss ansprechen soll. Inzwischen haben 90 VERAHs und NäPAs (EVAs) diese Weiterqualifizierung begonnen.

Akademisierte VERAHs können zusätzliche Aufgaben im Praxismanagement übernehmen: Beratungen, Basisuntersuchungen, sektorübergreifendes Case-Management, Prozessmanagement und Qualitätsmanagement. Gerade in größeren Praxen sind die Qualifikationen, die das Studium vermittelt, sehr wertvoll, da hier zum Teil sehr komplexe administrative Aufgaben anfallen.

© 2024 PKV Institut GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Sämtliche Texte und Bilder in unserem Online-Magazin sind urheberrechtlich geschützt. Bitte beachten Sie, dass auch dieser Artikel urheberrechtlich geschützt ist und nur mit schriftlicher Genehmigung des PKV Instituts wiederveröffentlicht und vervielfältigt werden darf. Wenden Sie sich hierzu bitte jederzeit unter Angabe des gewünschten Titels an unsere Redaktionsleitung Silke Uhlemann: redaktion(at)pkv-institut.de. Vielen Dank!

Qualitätsmanagement

Werden Sie zur Qualitäts­management­beauftragten und machen Sie Ihre Praxis effizienter – flexibel neben dem Beruf!