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In Nordwest-Mecklenburg impfen die ersten Hausärzte gegen das Coronavirus

Weites Land – das ist ein typisches Bild für das dünn besiedelte Mecklenburg-Vorpommern. Im Landkreis Nordwest-Mecklenburg, der an die Ostsee grenzt, impfen bundesweit die ersten Hausärzte. Gemeinsam mit dem Landkreis erkämpften sie sich die Genehmigung, indem sie einen Trick anwandten: Die Hausarztpraxen wurden formal zu „Außenstellen der Impfzentren“.

Personen aus Nordwest-Mecklenburg, die eine Einladung zur Impfung bekommen, können bei der Hotline als Wunschort eine der zehn impfenden Hausarztpraxen angeben. So können sie relativ wohnortnah geimpft werden, ohne dass die Impfreihenfolge ignoriert wird. Initiator des Pilotprojekts war der Hausarzt Fabian Holbe aus der Kleinstadt Neuburg. Er gehörte schon zu den ersten mobilen Impfteams.

Kühlung funktioniert dank schneller Impfung

Gegen SARS-CoV-2 zu impfen, setzt in den Hausarztpraxen einige organisatorische Änderungen voraus. Die zu impfenden Patienten werden zu einem Zeitpunkt einbestellt, zu dem keine anderen Patienten in der Praxis sind – beispielsweise am Mittwochnachmittag. Der Impfstoff trifft wenige Stunden zuvor aus dem Zentrallager ein. Da die Transportzeit kurz ist und die Dosen schnell verimpft werden, ist keine Kühlung bei minus 70 Grad Celsius notwendig. Es reicht ein normaler Kühlschrank, in dem der Impfstoff sogar mehrere Tage halten würde. Für die Abrechnung der Impfung gibt es einen separaten Honorarvertrag, der unabhängig von der vertragsärztlichen Tätigkeit gilt.

Erste Erfahrungen

Inzwischen liegen erste Erfahrungen zum Impfen in Hausarztpraxen vor. Auch Praxisteams mit großer Impferfahrung sollten geschult werden. Denn der Hersteller Biontech/Pfizer liefert sechs Dosen des Impfstoffs pro Ampulle. Die Einzeldosen genau abzumessen und aufzuziehen, erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Es ist von einer Vorbereitungszeit von 25 Minuten für vier Ampullen auszugehen. Hausarzt Fabian Holbe empfiehlt 1-Milliliter-Spritzen mit exakter 0,1 ml-Skalierung. An ihnen sind die nötigen 0,3 ml gut abzulesen. Auch sollten die Patienten nach der Impfung gut beobachtet werden. Häufig treten Druckstellen und Hautrötungen an der Einstichstelle auf, die unangenehm sein können. Auf sie sollte schon im Vorgespräch hingewiesen werden.

Ohne die Hausarztpraxen geht es nicht

Mecklenburg-Vorpommern meistert die Coronakrise im Vergleich zu anderen Bundesländern gut. Mit 3,82 Prozent hat das kleine Land im Norden bundesweit die höchste Impfquote. Auch lagen die Infektionszahlen dort lange unter dem Bundesdurchschnitt. Allerdings liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nun mit 84 recht hoch, da es an der Grenze zu Polen ein starkes Infektionsgeschehen gibt.

Inzwischen haben auch Hausärzte aus anderen KV-Bezirken angeboten, gegen das Coronavirus zu impfen, darunter der Thüringer Hausärzteverband. Auch die Mehrheit der 2.700 Hausärzte in Sachsen ist dazu bereit. Im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land ist ein kleines Pilotprojekt gestartet. Dort suchten mobile Impfteams zwei Hausarztpraxen auf.

Inzwischen setzt sich die Erkenntnis durch, dass die ehrgeizigen Impfpläne der Bundesregierung ohne die Unterstützung der Hausärzte nicht umsetzbar sind. Ohne sie und ihre Praxisteams geht es nicht.

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