Immer mehr Jugendliche leiden unter Diabetes
Beim Diabetes-Kongress 2024 wurden viele Studien, Zahlen und Fakten rund um die Zuckerkrankheit vorgestellt. So vermeldet das Diabetes-Inzidenzregister deutlich mehr Neuerkrankungen bei jungen Menschen unter 20 Jahren – und zwar sowohl mit Diabetes vom Typ 1 als auch vom Typ 2.
Jungen stärker betroffen
Pro Jahr stiegen die Neuerkrankungen von Typ-1- und Typ-2-Diabetes um 2,7 % bzw. 6,4 %. In der Gruppe der Jungen waren die Erhöhungen mit 3,2 % vs. 2,3 % (Typ-1-Diabetes) und 7,6 % vs. 5,4 % (Typ-2-Diabetes) stärker als bei den Mädchen.
In allen Altersgruppen stiegen die Fälle eines Typ-1-Diabetes. Am wenigsten waren die 0–4-Jährigen betroffen, mit einem jährlichen Plus von 1,8 %. Bei den 5–9-Jährigen erhöhte sie sich um 3 %, bei den 10–14-Jährigen um 3,1 % und bei den 15–19-Jährigen um 2,9 %.
In den Pandemiejahren 2020 und 2021 wurde ein besonders starker Inzidenzanstieg verzeichnet.
Welche Rolle spielen Emulgatoren?
Einen möglichen Faktor, der bei der Entwicklung von Diabetes eine Rolle spielen könnte, zeigt eine aktuelle französische Studie, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet. Sie fand heraus, dass Menschen, die häufiger Emulgatoren in der Nahrung aufnehmen, öfter an Diabetes Typ 2 erkranken. Mit Emulgatoren verbindet die Nahrungsmittelindustrie Fette und Kohlenhydrate, um Lebensmitteln eine bestimmte Textur zu geben. Sie sind daher in so gut wie allen industriell produzierten Nahrungsmitteln enthalten, von Süßigkeiten wie Speiseeis und Schokolade, über salzige Snacks wie Chips und Cracker bis hin zu Fertiggerichten für die Mikrowelle.
Bisher gibt es nur wenige aussagekräftige Studien und Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Emulgatoren und Diabetes-Typ-2-Erkrankungen. Daher muss diese Studie mit Vorsicht betrachtet werden. Kritiker meinen z. B., es könne daran liegen, dass Menschen, die viele fertige Nahrungsmittel konsumierten, generell ungesünder lebten und daher ein höheres Risiko hätten, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Jeder Schritt zählt
Die Ärztezeitung berichtet von einer spannenden Podiumsdiskussion beim Diabetes-Kongress, die sich um die Frage drehte, ob Sport oder ein gespritztes Antidiabetikum bei Typ-2-Diabetikern effektiver für die Gewichtsabnahme ist. Die beiden Referenten Prof. Christine Joisten von der Sporthochschule Köln und Prof. Matthias Blüher vom Universitätsklinikum Leipzig kamen überein, dass Sport und Bewegung in Kombination mit einem geeigneten Medikament die besten Ergebnisse für Adipöse und/oder Patienten mit Typ-2-Diabetes erzielen würden. Damit bestätigen Sie eine Studie, die ebenfalls zu diesem Ergebnis kam.
„Sport und Bewegung sind etwas Omnipotentes, weil wir in die ganzen Systeme eingreifen“, erklärte die Sportmedizinerin. Denn körperliche Betätigung sei ein kurzer, inflammatorischer Reiz. Dadurch komme es sowohl zu akuten als auch dauerhaften Effekten auf die Organsysteme.
Diese Meinung vertritt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), deren Motto seit 2022 lautet: Jeder Schritt zählt. „Etwas körperliche Aktivität ist besser als keine!“, erinnerte die Referentin.
Spaß an Bewegung
Doch viele Patienten haben kein gutes Verhältnis zu körperlicher Betätigung, vor allem, wenn sie adipös sind. Es müsse daher erst wieder Spaß und Freude an Bewegung vermittelt werden. Als körperliche Aktivität definiert sie dabei schon „jede Form von Energieverbrauch, die durch Muskeltätigkeit erzielt wird.“ Eine gute Motivation sei, dass Sport und Bewegung vor allem zu Beginn besonders stark die Fitness und somit die Gesundheit erhöhten.
Matthias Blüher betonte, dass man mit einer Änderung bei Sport und Ernährung eine Gewichtsreduktion von 3 bis 5 % erzielen könne. Heutige Medikamente seien diesbezüglich effektiver. Mit neuen Substanzen wie Semaglutid oder Tirzepatid könne man zukünftig für die Patienten mit Typ-2-Diabetes noch bessere Ergebnisse erreichen. Idealerweise in Kombination mit einem gesunden Lebensstil.
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