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Gewalt in der Praxis

Die verbalen und körperlichen Übergriffe auf Beschäftigte im Gesundheitswesen nehmen zu. Auch Arztpraxen sind immer häufiger betroffen. Durch ihre präsente Position am Empfang gehören vor allem MFAs und ZFAs zu den Leidtragenden.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen hat kürzlich bei Arztpraxen nach ihren Erfahrungen gefragt. Das Ergebnis: Viele Praxisteams berichten, dass das Ausmaß an Enthemmung und verbaler sowie körperlicher Gewalt ein noch nie dagewesenes Ausmaß angenommen hat. 
 

Mangelhafter Gesetzentwurf

Die Vorstände der KV Bremen, Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurz Josenhans, fordern daher mehr Unterstützung für Arztpraxen. „Wir sind bestürzt, dass die Praxen bei der jetzt geplanten Verschärfung im Strafgesetzbuch nicht berücksichtigt werden.“ Sie beziehen sich dabei auf einen aktuellen Gesetzentwurf, in dem Angriffe auf „dem Gemeinwohl dienenden Personen“ härter verfolgt und bestraft werden sollen.

Namentlich genannt sind in diesem Entwurf neben ehrenamtlich tätigen Menschen auch bestimmte Berufsgruppen wie Polizei- und Vollstreckungskräfte, Berufspolitiker oder Journalisten. Die KV Bremen möchte, dass auch Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Mitarbeiter explizit in den Gesetzesentwurf aufgenommen werden. „Wir sind bestürzt, dass die Praxen bei der jetzt geplanten Verschärfung im Strafgesetzbuch nicht berücksichtigt werden“, so die KV-Vorstände. Sie warnen außerdem davor, dass die zunehmende Gewalt den Fachkräftemangel weiter verschärfen könnte. „Wir sehen einen besorgniserregenden Trend: Unsere Praxen verlieren wertvolles Personal, weil sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern.“ Jeder Übergriff auf medizinisches Personal sei ein Angriff auf die gesamte Gesundheitsversorgung. „Wir müssen klare Zeichen setzen und unsere Praxen zu sicheren Orten machen.“
 

Selbst aktiv werden

Ihre Mitarbeiterinnen und sich selbst schützen – das hat sich HNO-Ärztin Dr. Manuela Denzler vorgenommen, wie die Ärztezeitung berichtet. Auch in ihrer Praxis in Achern, einer kleinen badischen Stadt, haben bedrohliche Vorfälle mit Patienten zugenommen. Konsequenzen zog die Ärztin nach einem besonders eindrücklichen Erlebnis. Dabei wurde ein Patient aggressiv, griff über den Empfangstresen und beschimpfte die MFAs. Das ganze Praxisteam erlebte die Situation als sehr bedrohlich.

Manuela Denzler nahm Kontakt zum Polizeipräsidium Offenburg auf. Daraufhin kam ein Polizeihauptkommissar in die Praxis, um gemeinsam mit dem Team Präventionsmaßnahmen zu besprechen. 
 

So reagieren Sie richtig auf Gewalt

Die Tipps, die Manuela Denzler von der Polizei erhalten hat, lassen sich auch in anderen Praxen gut umsetzen:

  • Versuchen Sie, aufgebrachte Patienten verbal zu beruhigen. Keinesfalls sollten Sie den Patienten abkanzeln, anschreien oder provozieren. 
  • Entfernen Sie spitze und schwere Gegenstände aus der Reichweite von Patienten. Dazu zählen u. a. Scheren, Skalpelle, Briefbeschwerer oder Blumenvasen. Alles, was sich zum Zustechen oder Werfen eignet, sollte in geschlossenen Schränken oder Schubladen untergebracht sein.
  • Vereinbaren Sie mit den Kolleginnen ein Codewort, mit dem man anderen verschlüsselt mitteilen kann, dass man Hilfe braucht oder die Polizei gerufen werden sollte.
  • Wenn möglich, sollte nie eine Kollegin mit einem potenziell gefährlichen Patienten alleine sein. Schaffen Sie natürliche Situationen, in denen eine dritte Person anwesend ist, z. B. zur Assistenz oder zum Einlernen. 
     

Manuela Denzler ging noch einen Schritt weiter. Sie und ihre Mitarbeiterinnen besuchten einen Selbstverteidigungskurs. Dort lernten sie, wie sie sich verbal und körperlich behaupten können. Ansonsten setzt die badische Ärztin in ihrer Praxis auf eine positive Grundstimmung. In der Praxis hängen Schilder mit dem Hinweis „Ab hier bitte lächeln“. „Wir wollen von Beginn an, eine positive Stimmung erzeugen, die sich auf die Patienten übertragen soll“, sagt Manuela Denzler, betont aber auch: „Niemand soll sich schämen, Hilfe zu holen. Wenn man das nicht macht, ist es falsch verstandener Stolz. “

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