

Gesundheitskompetenz der Deutschen sinkt

Vielleicht haben Sie und Ihre Kolleginnen auch den Eindruck gewonnen, dass immer mehr Patientinnen und Patienten sich schwer damit tun, den eigenen Gesundheitszustand zu beurteilen und mit Gesundheitsinformationen richtig umzugehen. Das bestätigt nun eine repräsentative Studie der Technischen Universität München (TUM).
Zu hohe Informationsflut
Eigentlich müssten wir heutzutage so aufgeklärt sein wie nie zuvor, wenn es um unsere Gesundheit geht. Schließlich steht uns eine Flut an unzähligen Informationen zu fast allen Themen rund um Medizin, Krankheiten, Gesundheit und Prävention zur Verfügung. Doch viele Menschen haben Schwierigkeiten dabei, darin gewisse Informationen zu finden, zu verstehen, einzuordnen und korrekt anzuwenden. In Zeiten, in denen es immer mehr Falsch- und Fehlmeldungen bzw. finanziell motivierte Informationen gibt, ist es schwer, seriöse und evidenzbasierte Fakten herauszufiltern.
Die Teilnehmer der Umfrage empfanden besonders den Bereich der Krankheitsbewältigung und -versorgung sowie das Beurteilen gesundheitsrelevanter Informationen als schwierig. Auch die Recherche nach dem Umgang mit psychischen Erkrankungen empfanden viele als Herausforderung, so die Studienautoren.
Gesamtgesellschaftliches Anliegen
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten sich die Folgekosten der mangelnden Gesundheitskompetenz auf 3 bis 5 % der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen belaufen. Bezogen auf das Jahr 2022 wären das bis zu 24 Milliarden Euro. Vermindern ließen sich diese Beträge, wenn die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt würde.
Die Studienmacher Prof. Orkan Okan und Prof. Kai Kolpatzik haben 10 wichtige Punkte zusammengefasst, die das bewirken könnten. Mehr als 30 Organisationen aus der institutionellen und gesellschaftlichen Ebene des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystems unterstützen diese.
- Schon in Kindergarten und Schule soll die Basis für die Gesundheitskompetenz gelegt werden.
- Außerdem soll die Schulung der Medienkompetenz junge Leute dazu befähigen, Fakten und Fake News zu unterscheiden.
- An Kinder gerichtete Werbung und Influencer-Marketing für ungesunde Lebensmittel soll eingeschränkt werden.
- Mitarbeitende im Gesundheitswesen sollten in Kommunikation geschult werden.
- Durch die Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger soll die Nutzung von digitalen Angeboten verbessert werden.
- Ein Lotsensystem und eine barrierearme Kommunikation sollen die Orientierung im Gesundheitswesen erleichtern.
- In Gesundheitseinrichtungen sollte die organisatorische Gesundheitskompetenz ausgebaut werden.
- Auch am Arbeitsplatz sollte die Gesundheitskompetenz geschult und gefördert werden.
- Öffentliche Kampagnen könnten die psychische Gesundheitskompetenz stärken.
- In allen Politikbereichen sollte die Förderung der Gesundheitskompetenz verankert werden.
Für Ihre Patientinnen und Patienten
Auch als Praxisteam können Sie einiges zur Stärkung der Gesundheitskompetenz Ihrer Patientinnen und Patienten beitragen:
- Vermeiden Sie medizinische Fachausdrücke, versuchen Sie stattdessen einfache und klare Formulierungen zu finden.
- Lassen Sie die Patienten noch einmal kurz in eigenen Worten wiederholen, was sie verstanden haben.
- Benutzen Sie, wann immer es möglich ist, Grafiken, Bilder oder Modelle zur Veranschaulichung.
- Geben Sie am besten schriftliche Erklärungen für Tätigkeiten mit, die die Patientinnen und Patienten zu Hause durchführen sollen, z. B. Vorbereitung auf eine bestimmte Untersuchung oder Anwendung eines 24-Stunden-EKG.
- Geben Sie gegebenenfalls gut verständliches Infomaterial mit nach Hause oder empfehlen Sie gute Internetseiten zum Thema.
- Bieten Sie auch Termine zu Präventionsthemen wie Lebensstil oder Ernährung an.
- Erklären Sie weitere Behandlungsschritte, beispielsweise warum eine Überweisung zu einer fachärztlichen Praxis nötig ist.
- Besuchen Sie als Team regelmäßig Schulungen zu patientengerechter Kommunikation.
MT
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