Für wen Corona-Auffrischungsimpfungen besonders wichtig sind
Bivalenter Booster für Hämodialyse-Patienten
Hämodialyse-Patienten sind besonders gefährdet für schwere Corona-Verläufe, weil die von den Nieren nicht ausgeschiedenen Stoffwechselprodukte die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. Dazu kommt, dass bei der Dialyse Antikörper mit ausgewaschen werden und die Funktion der Abwehrzellen gestört wird.
Ein Team des Universitätsklinikums Würzburg untersuchte die Auswirkungen der Corona-Impfungen in mehreren Studien an 120 Patientinnen des KfH-Nierenzentrums von der ersten Impfung an. Die Forscherinnen boten allen Patienten nach der vierten Impfung eine fünfte mit einem bivalenten Impfstoff an. 55 Patienten nahmen das Angebot an und ließen sich ein fünftes Mal impfen.
Die Forscher maßen den Antikörperspiegel und die zelluläre Immunantwort dieser Gruppe 2 und 6 Wochen nach der Booster-Impfung mit dem bivalenten Impfstoff. Dabei untersuchten sie nicht nur, wie viele Antikörper im Blutserum zu finden waren, sondern auch wie gut sie die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 neutralisierten.
Die Würzburger Studie zeigt, dass sich bei allen 55 Patientinnen die Antikörper-Konzentrationen verbesserten, aber besonders stark bei den 37 Teilnehmern, die bisher keine Durchbruchinfektion mit Omikron hatten und bei denen die Antikörper deutlich abgefallen waren. Bei ihnen stiegen die Antikörper-Konzentrationen nach 2 Wochen um das 7,3-fache. Bei Hämodialyse-Patienten mit Durchbruchinfektion lag der Antikörper-Wert um das 2,5-fache höher als vor der Booster-Impfung. Auch die Neutralisationsfähigkeit gegen die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 war nach der fünften Impfung signifikant gestiegen.
Das Forscherteam schließt daraus, dass regelmäßige Auffrischimpfungen für Dialysepflichtige empfehlenswert sind. Diese Risikopatienten profitierten besonders von an Coronavarianten angepasste Impfungen.
Dritte Impfung für Krebserkrankte
Eine Studie aus Kanada mit 1,5 Millionen Teilnehmern verglich 289.400 Tumorpatienten, die mindestens 2-mal geimpft waren mit mehr als einer Million Menschen ohne Krebserkrankung, die ebenfalls 2-mal geimpft waren. In der Gruppe der Tumorpatienten hatten knapp 40.000 Patienten eine hämatologische Krebserkrankung. Sie sind besonders anfällig für Impfdurchbrüche und schwere Corona-Verläufe.
Dabei stellte sich heraus, dass auch die Patienten mit einem Krebs des blutbildenden Systems signifikant von der dritten Impfung profitierten. Allerdings gibt es dabei eine Ausnahme: Bei Menschen mit einem hämatologischen Krebs, die zum Zeitpunkt der Impfung eine Anti-CD20-Antikörpertherapie erhielten, bewirkte die dritte Impfung keinen zusätzlichen Schutz.
Am Ende des Beobachtungszeitraums ergab sich für Menschen mit einem Krebs des blutbildenden Systems eine um 33 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine Durchbruchinfektion. Diese Patienten profitierten besonders von einer dritten Impfung: Sie konnte die höhere Wahrscheinlichkeit wieder um 39 % senken. Bei anderen Krebserkrankten sank die Wahrscheinlichkeit einer Durchbruchinfektion nach der dritten Impfung um 44 %.
Die Forscherinnen schauten sich an, wie schwer Covid bei den Beobachteten verlaufen war, ob sie deswegen in die Notaufnahme mussten oder ob es mit Covid assoziierte Todesfälle gab. All diese Dinge waren bei Krebspatienten bis Ende März 2022 signifikant häufiger aufgetreten, insbesondere bei Menschen mit hämatologischen Tumoren. Diese Patientinnen profitierten von der dritten Impfung besonders stark. Nur für Krebserkrankte, die gerade eine Anti-CD-20-Antikörpertherapie machen, war eine medikamentöse Präexpositionsprophylaxe empfehlenswerter, weil ihnen eine dritte Impfung keinen zusätzlichen Schutz bot.
Die Forscher schließen daraus, dass alle Krebspatienten eine dritte Impfung bekommen bzw. – wenn sie gerade eine spezielle Immuntherapie machen – für eine Präexpositionsprophylaxe und antivirale Therapie bevorzugt behandelt werden sollten. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Februar 2021, dass alle Patienten mit einer aktiven hämatologischen Erkrankung oder einer fortgeschrittenen anderen Tumorerkrankung priorisiert Corona-Schutzimpfungen erhalten sollten. Die STIKO empfiehlt dieses Vorgehen auch explizit allen Krebspatientinnen „vor, unter oder nach einer Chemotherapie, einer gezielten Therapie und/oder unter einer Therapie mit Immuncheckpointinhibitoren“.
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