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Für mehr Zufriedenheit im Job: Was Arzt- und Zahnarztpraxen jetzt für MFAs und ZFAs tun können

Obwohl Medizinische Fachangestellte und Zahnmedizinische Fachangestellte zu den beliebtesten Ausbildungsberufen bei Frauen in Deutschland gehören, fällt es Arzt- und Zahnarztpraxen zunehmend schwer, neue Teamkolleginnen zu finden. Wir haben MFAs und ZFAs gefragt: Wie attraktiv ist der Beruf derzeit? Und was können Praxen tun, um gute MFAs und ZFAs zu halten?

Tatsächlich gab ein Großteil der Befragten (45 Prozent) an, aktuell unzufrieden in ihrem Job zu sein. Ebenso viele haben laut unserer Online-Umfrage in den vergangenen 12 Monaten Kündigungen von Teamkolleginnen miterlebt. „Unser Beruf war schon immer stressig. Aber seit Beginn der Pandemie arbeiten MFAs und auch ZFAs an der Grenze der Belastbarkeit“, sagt Beatrix Wackerhagen, die als Medizinische Fachangestellte in einer Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie und Radioonkologie in Hildesheim tätig ist. Die regelmäßige und systematische Erhebung der Mitarbeiterzufriedenheit passiert laut Umfrage nur in etwa 20 Prozent der Praxen. Viele verpassen also die Chance, aus wertvollem Feedback Verbesserungen abzuleiten und sich als Praxis weiterzuentwickeln. Auch regelmäßige Zielvereinbarungs- und Mitarbeitergespräche stehen nur bei jeder fünften Befragten auf dem Plan. „Auch wenn das in stressigen Zeiten besonders schwer ist: Wer sich Zeit nimmt und die Mitarbeiterperspektive einnimmt, der kann nur profitieren“, so Wackerhagen, die seit 39 Jahren im Beruf ist. In ihrer Praxis sind regelmäßige Fortbildungen für jedes Teammitglied vorgesehen, sie selbst nimmt jedes Jahr am MFA-Tag und ZFA-Tag in München teil.
 

„Es braucht dringend bessere Rahmenbedingungen“

MFAs und ZFAs bei niedergelassenen Ärzten und Zahnärzten verdienen oft weniger als ihre Berufskolleginnen in Kliniken. Auch Verwaltungsberufe im Gesundheitswesen werden allgemein höher vergütet. Wenn im September 2022 der neue Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte mit einjähriger Ausbildung in Kraft tritt, werden auch diese ein besseres Einstiegsgehalt haben als so manche MFA. Dabei gehört zum Beruf der Medizinischen Fachangestellten wie auch der Zahnmedizinischen Fachangestellten eine dreijährige staatlich anerkannte Ausbildung im dualen System nach Berufsbildungsgesetz. „Es besteht die Gefahr, dass auch ausgebildete Fachkräfte in geringer qualifizierte Jobs wechseln, um ihren Lebensunterhalt besser bestreiten zu können“, sagt vor diesem Hintergrund Abrechnungsexpertin Jasmin Wenz, die freiberuflich für Praxen in ganz Deutschland tätig ist: „Es braucht dringend bessere Rahmenbedingungen für den Beruf, um die hervorragende ambulante Versorgung weiter sicherzustellen.“
 

Mehr Wertschätzung für einen vielseitigen und anspruchsvollen Beruf

Nur 35 Prozent der Befragten erleben ihre Praxisleitung als wertschätzend. Viele MFAs und ZFAs berichten zudem von zunehmend respektlosem Verhalten durch Patienten. Auch die aktuelle gesellschaftliche Anerkennung ihres Berufs empfinden 55 Prozent der befragten MFAs und ZFAs als gering, 17 Prozent gar als sehr gering. „Die wenigsten Menschen wissen, was wir alles beherrschen müssen, damit die Praxis funktioniert. Telefondienst und Terminvereinbarung sind nur ein Bruchteil unserer Arbeit“, sagt Wackerhagen: „Wir leisten Erste Hilfe bei einem Herzstillstand und beschwichtigen am selben Tag ungeduldige Patienten. Wir haben das medizinische Wissen, um zu jeder Untersuchung und Behandlung die richtigen Utensilien bereitzulegen und auch selbst Untersuchungen vorzunehmen. Wir haben die psychologischen Fähigkeiten, um jeden Patienten gut zu betreuen. Wir haben die notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um die Praxis zu führen.“ Mehr Anerkennung für ihren Beruf wünscht sie sich auch von der Politik: „Wir bekommen keinen Bonus, unsere Mehrleistung wird marginalisiert. MFA ist immer noch mein Traumberuf, aber die Rahmenbedingungen müssen sich dringend ändern, damit wir auch in Zukunft junge Menschen für diesen Berufsweg gewinnen und halten können.“ Immerhin 24 Prozent der Befragten schätzen die gesellschaftliche Anerkennung für ihren Beruf als hoch ein, lediglich 4 Prozent als sehr hoch.
 

Individuelle Weiterentwicklung fördern und das Team stärken

Etwa 50 Prozent der Befragten gaben an, Zusatzleistungen wie etwa betriebliche Altersvorsorge, Gesundheitsförderung oder Fahrtkostenzuschüsse zu erhalten. 37 Prozent der Befragten erfahren von ihrer Praxisleitung Unterstützung bei Fort- und Weiterbildung. 35 Prozent arbeiten laut Umfrage in Praxen, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. Für kaum ein Drittel der Befragten stehen regelmäßige Teamevents auf dem Plan. „Um diesen Job gut zu machen, braucht man Rückhalt im Team“, sagt Wackerhagen. „Deswegen ist es so wichtig, das Team zu stärken – mit gemeinsamen Fortbildungen, mit Teamevents, mit gemeinsamen Ausflügen und Festen.“
 

Praxisleitungen sind wichtige Impulsgeber für gesellschaftliche Anerkennung

MFAs tragen hohe Verantwortung, sie müssen Management- und menschliche Qualitäten unter einen Hut bringen, wie Iris Schluckebier, ausgebildete MFA mit 28 Jahren Berufserfahrung und Teilnehmerbetreuerin beim PKV Institut, betont: „Wer dann noch Geringschätzung von Patienten oder gar der Praxisleitung erfährt, neigt natürlich eher dazu, dem einstigen Traumberuf den Rücken zu kehren.“ Sie sieht Praxisleitungen und Patienten als potenzielle Impulsgeber für die gesellschaftliche Anerkennung des Berufs: „Wenn die Praxisleitung wertschätzend und respektvoll mit den Mitarbeitenden umgeht, dann nehmen das auch die Patienten wahr. Unser aller tagtägliches Verhalten gegenüber MFAs und ZFAs ist ein politisches Statement und wichtige Voraussetzung für eine veränderte Wahrnehmung und gesellschaftliche Anerkennung dieses vielfältigen und hochrelevanten Berufs.“

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