Einkommen beeinflusst Gesundheitszustand
Die Zahlen aus dem Sozialbericht 2024 belegen, wie sehr die sozialökonomische Lage der Menschen mit dem Gesundheitszustand zusammenhängt. Wer in Deutschland ein niedriges Einkommen verzeichnet, leidet beispielsweise häufiger unter chronischen Erkrankungen wie koronaren Herzerkrankungen, Lungenkrankheiten und Depressionen. Je nach Krankheitsbild haben diejenigen ein bis zu 4-fach höheres Risiko als Gutverdienende.
Ganzes Leben betroffen
Die Unterschiede werden bereits im Kindesalter deutlich. Für den Sozialbericht wurden Heranwachsende zwischen 3 und 17 Jahren untersucht. Dabei kam heraus, dass diejenigen, die aus Elternhäusern mit niedrigen Bildungsabschlüssen stammen, ein fast 3-mal erhöhtes Risiko haben, eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Adipositas tritt bei ihnen 3,6-mal häufiger auf als bei Kindern und Jugendlichen aus Familien mit höheren Bildungsabschlüssen.
Menschen mit niedrigem Einkommen haben außerdem eine kürzere Lebenserwartung. Frauen aus der niedrigsten Einkommensgruppe leben durchschnittlich um 4,4 Jahre kürzer als einkommensstarke Frauen. Bei den Männern sind es sogar 8,6 Jahre.
Verschiedene Ursachen
Als Ursachen sehen die Autoren des Sozialberichtes 2024 bei einkommensschwachen Menschen u. a. schlechtere Arbeits- und Wohnbedingungen, soziale Faktoren wie Stress und Sorgen um die Zukunft sowie einen allgemein gesundheitsriskanten Lebensstil. Zudem könnten gesundheitliche Probleme auch verantwortlich für sozialen Abstieg und mangelnde Aufstiegschancen sein.
Um die Probleme zu lösen, sei eine politikübergreifende Arbeit nötig, bei der, neben Akteuren aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft, auch Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen einbezogen würden.
Negative Zukunftsaussichten
Zukunftssorgen und Abstiegsängste quälen immer mehr Deutsche. Dazu erreicht der Anteil der Menschen, die hierzulande in Armut leben, einen neuen Höchststand. Das geht aus dem Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Die Coronakrise und die hohe Inflation haben tiefe Spuren hinterlassen. So sei die Gruppe der Armen seit dem Jahr 2020 größer geworden, deren sozioökonomische Situation im Vergleich zur gesellschaftlichen Mitte noch verschärfter.
2020 lebten 14,2 % der Menschen in Armut, 2021 waren es schon 17,8 %. Als arm gilt man, wenn das Haushaltsnettoeinkommen weniger als 60 % des Einkommensmittelwerts beträgt. Laut dem WSI liegt damit die Grenze für einen Singlehaushalt bei maximal 1.350 Euro im Monat. Für einen 4-Personen-Haushalt mit 2 Kindern unter 14 Jahren bei 2.840 Euro.
Betroffene Bürger wenden sich ab
Die Zukunftssorgen der Bürger haben weitreichende Folgen: Expertinnen und Experten befürchten ein daraus resultierendes mangelndes Vertrauen in staatliche und politische Institutionen. So findet weniger als die Hälfte der Armen und Menschen mit prekärem Einkommen, dass die Demokratie in Deutschland gut funktioniere. Rund ein Fünftel vertraut dem Rechtssystem sogar nur in geringem Maß. Die Betroffenen sähen keine Möglichkeit, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
„Wir sehen in den Daten, dass Deutschland in einer Teilhabekrise steckt, die sich in den vergangenen Jahren verschärft hat“, sagt WSI-Forscherin Spannagel. Ein Teil der Menschen wende sich deshalb „relativ deutlich vom politischen System ab“.
Die Autoren fordern eine Stärkung verschiedener Institutionen, um der Entwicklung entgegenzutreten. Dazu gehören Tarifverträge, die gesetzliche Rente und die öffentliche Infrastruktur wie Verkehrswege, Energienetze, Bildungs- und Gesundheitssystem. Zur Finanzierung beitragen würde demnach neben einer Reform der Schuldenbremse auch eine wirksamere Besteuerung sehr großer Vermögen.
© 2025 PKV Institut GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Sämtliche Texte und Bilder in unserem Online-Magazin sind urheberrechtlich geschützt. Bitte beachten Sie, dass auch dieser Artikel urheberrechtlich geschützt ist und nur mit schriftlicher Genehmigung des PKV Instituts wiederveröffentlicht und vervielfältigt werden darf. Wenden Sie sich hierzu bitte jederzeit unter Angabe des gewünschten Titels an unsere Redaktionsleitung Silke Uhlemann: redaktion(at)pkv-institut.de. Vielen Dank!
Die Nutzung der Inhalte des Online-Magazins für Text und Data Mining im Sinne des § 44b UrhG ist ausdrücklich vorbehalten (§ 44b Abs. 3 UrhG) und daher verboten. Die Inhalte dieses Werkes dürfen nicht zur Entwicklung, zum Training und/oder zur Anreicherung von KI-Systemen, insbesondere von generativen KI-Systemen, verwendet werden.
Unsere Online-Seminare
Entdecken Sie jetzt unsere Online-Seminare und bleiben sie immer up-to-date!