Der Beruf der MFA und der ZFA sind Engpassberufe
In immer mehr Berufen entstehen ernsthafte Mangellagen
Eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit bewertet einmal im Jahr die Lage der Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Die aktuelle Analyse bestätigt, was schon längere Zeit in der Praxis zu Problemen führt: In den Berufen Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte herrscht ein ernsthafter Engpass. Freiwerdende Stellen können nicht ausreichend besetzt werden und der Nachwuchs aus den Auszubildendenjahrgängen reicht nicht aus, um die Zahl der in Rente gehenden Fachkräfte auszugleichen. Längst ist bei niedergelassenen Ärzten eine Mangellage entstanden.
Die Einschätzung, ob es sich um einen Engpassberuf handelt, nimmt die Agentur für Arbeit anhand von 6 Indikatoren vor: Wie lange dauert es, bis eine Stelle nachbesetzt werden kann (Vakanzzeit)? Wie viele Arbeitssuchende gibt es im Vergleich zum Stellen-Angebot? Wie hoch ist die berufsspezifische Arbeitslosenquote? Wie verändert sich der Anteil sozialversicherungspflichtiger Fachkräfte aus dem Ausland? Wie viele Menschen kommen aus der Arbeitslosigkeit in den Beruf? Wie entwickelt sich die Bezahlung (Mittelwert)?
Im Jahr 2021 zählten anhand dieser Indikatoren 148 Berufe zu den Engpassberufen, in der aktuellen Analyse für das Jahr 2022 waren es schon 200. Am größten Mangel an Fachkräften leidet die Pflege, direkt gefolgt von den ZFAs. Beide bekommen einen Wert von 2,8, wenn man alle Indikatoren zusammennimmt. Der MFA-Beruf bekommt einen Wert von 2,5 und belegt damit auch einen der oberen Plätze. Bei den MFAs hat sich die Lage gegenüber 2021 weiter verschärft. Vor einem Jahr lag der Wert für diesen Beruf noch bei 2,2.
Auch andere medizinische Berufe zählen zu den Engpassberufen und erleben ebenfalls eine Zuspitzung der Lage, z. B. Physiotherapeuten (von 2,6 auf 2,7) und Ergotherapeuten (von 2,4 auf 2,5). Auch der Arztberuf ist in vielen Regionen Deutschlands zu einem Engpassberuf geworden (Wert: 2,0).
Beispiel: Kinderarztpraxen
Auf der Jahrestagung des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) wurde ein düsteres Bild der Lage gezeichnet. In den nächsten 5 Jahren geht ein Viertel der knapp 8.000 ambulant tätigen Kinderärzte in Rente. Der Verband rechnet damit, dass die nachrückende Zahl an Pädiatern diesen Verlust in keiner Weise wird ausgleichen können. Es gäbe zu wenig Medizinstudienplätze insgesamt und die finanziellen Anreize für die Weiterbildung in Pädiatrie seien zu gering. Der Fachbereich könne aufgewertet werden, indem man die Finanzierung an die der Allgemeinmedizin angleiche.
Eine der Hauptforderungen der Pädiaterinnen: Kinderarztpraxen müssten in die Lage versetzt werden, MFAs analog zu den Gehaltssteigerungen in den Kliniken zu bezahlen. Viele Kinderarztpraxen könnten MFA-Stellen nicht besetzen, weil sie die berechtigten Forderungen nach einem höheren Gehalt nicht gegenfinanzieren könnten. Die 2. Bundessprecherin des BVKJ, Tanja Brunnert, mahnte: „Wir steuern auf ein Desaster zu.“ Die pädiatrische Versorgung sei derzeit nicht zukunftsfähig gestaltet. Daran ändere auch die Entbudgetierung nichts, weil sie ein längst überfälliger Schritt gewesen sei.
Die Lage ist auch in anderen Fachgebieten sehr angespannt. Die demographische Entwicklung hat einen großen Anteil an der Entwicklung. Es bleibt zu hoffen, dass solche Statistiken dazu beitragen, dass die schon lange bemängelten Missstände von der Politik effektiver bearbeitet werden.
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