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Der Arbeitsalltag als Physician Assistant

Eine relativ neue Weiterbildungsmöglichkeit für MFA ist das Studium zur Physician Assistant. Als Bindeglied zwischen dem ärztlichen Personal und den MFAs kann sie viele wichtige Aufgaben in der Praxis übernehmen.

Bevor Silke Teufel in der Praxis der „Hausärzte am Spritzenhaus“ in Baierbronn als eine von zwei Physician Assistants (PA) angefangen hat, arbeitete sie dort als MFA. Zudem hat sie sich als Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH) und als nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) weitergebildet. Insgesamt kann sie auf eine rund 30-jährige Berufserfahrung zurückblicken. In der Ärzte Zeitung berichtet sie aus ihrem Arbeitsalltag als Physician Assistant. 

 

Abwechslungsreiche Studienzeit

Da sie ihr PA-Studium mit dem Bachelor of Science erst im Oktober abgeschlossen hat, kann sie sich noch gut an ihre Studienzeit erinnern. Das Studium umfasst unter anderem die Bereiche Biochemie, Anatomie und Krankheitslehre, gewährt aber auch Einblicke u. a. in medizintechnische Grundlagen, Anamneseerhebung und Untersuchungsverfahren. Ergänzt wird der theoretische Teil durch praktische Einsätze. „Die praktischen Abschnitte im Studium habe ich unter anderem in der Notaufnahme, im Herzkatheter-Labor oder in der Pädiatrie absolviert“, sagt Silke Teufel. Schon während des Studiums stand für sie fest, nach dem Abschluss weiterhin in der Hausarztpraxis arbeiten zu wollen. Ihre Kommilitonen hätten das oftmals nicht nachvollziehen können. „Da kann man doch nicht viel machen“, habe es oft geheißen. „Das genaue Gegenteil ist richtig“, betont Silke Teufel. „Mein Einsatzbereich ist viel größer, als wenn ich in der Klinik den ganzen Tag nur Bronchoskopien machen würde.“ Hin und wieder auch Tätigkeiten aus ihrem früheren Aufgabengebiet als MFA zu übernehmen, ist für sie kein Problem. „Ich helfe, wenn Not am Mann ist, auch weiterhin mal gerne bei MFA-Tätigkeiten aus“, stellt sie klar.

 

Arzt tritt in den Hintergrund

Ihre neuen Schwerpunkte liegen jedoch in der Versorgung von Infekt-Patienten und der Durchführung von Check-ups. Dabei kann sie weitgehend eigenständig agieren. Sie bereitet beispielsweise eine AU-Bescheinigung oder ein Rezept vor, das ein Mitglied des achtköpfigen ärztlichen Teams dann nur noch freigibt. Da dies in der Regel digital passiert, sieht der Patient den Arzt in dem Fall gar nicht. 

Bei Patienten sollte jedoch nicht der falsche Eindruck entstehen, nun gar nicht mehr unter ärztlicher Aufsicht behandelt zu werden. Die Verantwortung liegt weiterhin bei der zuständigen Ärztin oder dem zuständigen Arzt. 

Professor Dr. Wolfgang von Meißner, einer der Ärzte in der Praxis, hat sich in diesem Zusammenhang bei seiner Arzthaftpflichtversicherung erkundigt. Diese habe ihm mitgeteilt, dass die Arbeit der PA vergleichbar ist mit der Tätigkeit eines Arztes in Weiterbildung. „Die Haftung bleibt somit bei mir“, stellt er fest. 

Besonders froh ist das ärztliche Team darüber, dass Silke Teufel auch einige verwaltungstechnische Aufgaben übernehmen kann, wie z. B. die Anfragen von Sozialämtern. „Sie bereitet die Antworten perfekt vor. Ich musste diesen Job früher am Wochenende in meiner Freizeit machen“, erzählt von Meißner.

Das kann Dr. Susanne Bublitz, Co-Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Baden-Württemberg, gegenüber der Ärzte Zeitung auch bestätigen. In ihrer Praxis hat eine PA die Infektsprechstunde übernommen. „Das ist eine riesige Entlastung für mich“, berichtet sie. Dadurch hätte sie mehr Zeit, komplexe Fälle zu behandeln. 

 

Starker Zulauf

Immer mehr ambulante Praxen entsenden Mitarbeitende zum Studium des Physician Assistant. Laut Susanne Bublitz werden in 2 Jahren bundesweit insgesamt 5.000 Studierende oder Studienabsolventen vorhanden sein. Sie erhalten dann eine Vergütung, die üblicherweise zwischen der höchsten Gehaltsstufe der MFAs und dem Einstiegsgehalt von Ärztinnen und Ärzten liegt. Abhängig von Berufserfahrung, sonstigen Qualifikationen und dem Beschäftigungsort wird das Mediangehalt einer PA von Gehaltsportalen mit rund 49.000 Euro pro Jahr angegeben. Im PKV-Magazin berichteten wir bereits über das Studium zur PA.

PA könnten zukünftig eine wichtige Position im Rahmen des Fachkräftemangels einnehmen. Dadurch, dass sie sowohl mit den Aufgaben einer MFA vertraut sind, aber einen weitreichenderen Kompetenzrahmen haben, könnten viele Praxen profitieren. Noch existiert keine gesetzliche Regelung über das genaue Tätigkeitsfeld und die Grenzen des Einsatzes von PA. Experten setzen sich für eine einheitliche Regelung ein. So hat der Hochschulverband DHPA nach eigenen Angaben im Frühjahr 2024 einen Regelungsentwurf in der Form eines Berufsgesetzes vorgelegt, der sich aber noch in der internen Abstimmung befindet.

MT

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