Corona-Impfungen: STIKO empfiehlt Booster – aber nicht jedem
Empfehlungen für zweite Auffrischungsimpfungen ändern sich mit den bivalenten Impfstoffen nicht
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte Ende August ihre Empfehlungen für eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus auf Menschen ab 60 Jahren erweitert. Diese Empfehlung gilt nun auch für die neu zugelassenen bivalenten Impfstoffe gegen die Omikron-Varianten BA.1 und BA.4/5. Damit folgt die STIKO der Sächsischen Impfkommission, die bereits vor knapp 2 Wochen eine Empfehlung für den Einsatz der neuen Impfstoffe ausgesprochen hatte.
Die bivalenten Impfstoffe sind von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA und der EU-Kommission für alle ab 12 Jahren zugelassen. Die STIKO empfiehlt jedoch allen gesunden Menschen unter 60 Jahren lediglich eine Grundimmunisierung. Dafür gilt die Faustformel: Wer dreimal Kontakt zum Spike-Protein hatte, gilt als grundimmunisiert. Dabei spielt die Art des Kontakts (Infektion oder Impfung) eine untergeordnete Rolle. Allgemein raten die Fachleute allen Menschen ab 12 Jahren zu einer dritten Impfung, wenn sie zweimal geimpft sind und bisher noch keine Corona-Infektion hatten. Für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren weicht die STIKO jedoch von diesem Schema ab. Für diese Gruppe ist eine einmalige Impfung empfohlen.
Die neuen bivalenten Impfstoffe sind nur für Boosterungen zugelassen und empfohlen. Sie enthalten sowohl Antikörper gegen die Ursprungsvariante von SARS-CoV-2 als auch gegen die Omikron-Untervarianten BA.1 oder BA.5. Welcher der beiden Impfstoffe für die Booster-Impfung verwendet wird, macht in den Augen der STIKO keinen Unterschied. Auch die Impfung mit dem BA.1-Impfstofff löse eine gute Immunantwort gegen BA.4/5 aus. Allerdings gibt es bisher nur wenige Daten aus klinischen Studien zu den angepassten Impfstoffen. Die STIKO stützt ihre Empfehlung hauptsächlich auf die Daten aus den Zulassungsstudien, die vor allem aus Tiermodellen stammen. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich: Auch bei den jährlich aktualisierten Grippe-Impfstoffen gibt es kaum Daten aus klinischen Studien, da Vergleichsstudien in einer stark immunisierten Bevölkerung nur schwer zu realisieren wären. Die Zulasungsbehörden gehen aufgrund der zurückliegenden Erfahrungen von der Unbedenklichkeit der nur leicht veränderten Impfstoffe aus.
Gab es zu Beginn der Impfkampagne noch eine Empfehlung, die mehr oder weniger für alle Menschen einer Altersgruppe galt, so lässt sich inzwischen nicht mehr so leicht ausrufen, dass eine Auffrischungsimpfung in jedem Fall empfehlenswert ist. Die Bedeutung der individuellen Beratung nimmt immer weiter zu. Die Frage, wie die allgemeinen Impfempfehlungen im Einzelfall umgesetzt werden sollen, wird zunehmend komplexer, weil jeder Mensch seine eigene Corona-Geschichte hat, die vor der Injektion abgefragt werden muss. Wann war die letzte Impfung? Gab es danach noch eine Infektion. Wie lang ist beides her? Eine Booster-Impfung sollte im Abstand von 6 Monaten nach dem letzten Kontakt mit dem Spike-Protein gegeben werden.
Fachleute versprechen sich von Nasenspray-Impfung stärkeren Schutz vor Ansteckung
Fachleute sind sich einige: Gerade für gefährdete Gruppen reduzieren Booster-Impfungen das Risiko für einen schweren Verlauf oder Tod deutlich. Besonders in den ersten Wochen nach der Auffrischungsimpfung. Doch der Schutz vor Ansteckung nimmt bei den derzeit verfügbaren Impfstoffen im Laufe der Zeit ab. Das Problem verschärft sich zudem mit jeder neuen Variante, die die Immunität unterlaufen kann.
Deshalb liegt die Hoffnung vieler Fachleute auf der Entwicklung von Nasenspray-Impfstoffen. In Indien und China wurde vor Kurzem ein solcher Impfstoff erstmals zugelassen. Sie regen die Antikörperproduktion in den Schleimhäuten der oberen Atemwege an. Auf diese Weise kann ein neu in den Körper eindringendes Virus bereits früh bekämpft und an der massenhaften Vermehrung gehindert werden. Infizierte Menschen werden somit nicht krank.
Wann es in der EU zu einer Zulassung von Nasenspray-Impfstoffen kommen könnte, ist jedoch derzeit unklar.
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