Corona hat das Stresslevel noch erhöht
Corona hat vor allem bei Frauen den Stress erhöht. Davon können Sie in Ihrer Praxis sicher ein Lied singen. Seit Jahren nehmen die Stressbelastungen zu, Corona hat sie weiter verstärkt. Wird der Stress chronisch, birgt er zahlreiche Erkrankungsrisiken. Die Befragten der TK-Studie gaben Erschöpfung (80 %), Rückenprobleme (74 %), Nervosität (62 %), Schlafstörungen (52 %), Kopfschmerzen und Migräne (40 %), Depressionen (34 %) und Tinnitus (26 %) an.
Belastung im Beruf ist Stressfaktor Nummer 1
Stressfaktor Nummer 1 ist für fast jeden Zweiten die hohe Belastung in Beruf, Schule oder Studium. Überstunden, Termindruck, verdichtete Arbeit, Informationsüberflutung, mangelnde Wertschätzung und Hetze kennzeichnen das Berufsleben vieler Menschen – auch im Gesundheitswesen. Die Sorge, dass Freunde und Familienmitglieder an Corona erkranken könnten, setzt ebenfalls vielen Menschen zu. Auch anstrengende Konflikte in der Partnerschaft dürften auf die Pandemie zurückzuführen sein, denn während des Lockdowns waren viele Kitas und Schulen geschlossen. Nur in einem Punkt hieß es für viele Menschen in Deutschland „Stress lass nach“: Im Straßenverkehr.
Frauen haben ein höheres Stressniveau, doch Männer holen auf
Beschäftigte haben mehr Stress als Nicht-Beschäftigte – egal ob Mann oder Frau. Doch nach wie vor ist das Stresslevel der Frauen höher. 2016 gaben 21 % von ihnen an, extrem gestresst zu sein. 2021 waren es schon 30 %. Selbst Frauen, die nicht erwerbstätig sind, fühlen sich im Schnitt so gestresst wie beschäftigte Männer. Gründe könnten Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen sein. Doch die Männer holen auf. Lag ihr Stressniveau 2013 noch um 9 Prozentpunkte unter dem der Frauen, erlebten sie 2021 fast ebenso viel Stress. Laut TK liegt der Schluss nahe, dass der zunehmende Stress für den Anstieg der psychischen Erkrankungen in Deutschland und der damit verbundenen Zunahme der Arbeitsunfähigkeitstage mitverantwortlich ist. Diese AU-Tage verursachten jedes Jahr volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe.
Eine Mammutaufgabe für unsere Gesellschaft
Die gute Nachricht: Viele Menschen, die durch chronischen Stress krank werden, suchen Hilfe. Psychologen, Psychotherapeuten und Hausärzte sind erste Anlaufstellen. Für die MFAs in den Praxen hat das eine Kehrseite: Sie bekommen noch mehr zu tun.
Die Autoren der Studie appellieren an die Arbeitgeber, für eine Arbeitsatmosphäre zu sorgen, die gesund hält. So könnten krankheitsbedingte Ausfälle und Kündigungen, die bereits in vielen Branchen zu Fachkräftemangel geführt hätten, aufgefangen werden. Sie schätzen Stressprävention wie Rückenschulen, Zeitmanagementseminare, Achtsamkeitskurse und Anreize zu gesunder Ernährung und Sport. Doch das reiche nicht aus. Auch die Arbeitsbedingungen müssten sich verbessern. Bereits seit 2013 sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Arbeit so zu gestalten, dass sie die psychische Gesundheit nicht gefährdet. Das müsse noch viel stärker in den Fokus rücken. Das Fazit der Studie lautet: „Alles in allem ist und bleibt die Stressbewältigung eine gesellschaftlich relevante Mammutaufgabe.“
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