Corona als Berufskrankheit: Verdachtsanzeigen steigen stark
Omikron treibt die Verdachtsanzeigen in die Höhe
In der ersten Hälfte dieses Jahres meldeten besonders viele Menschen bei Berufsgenossenschaften und Unfallkassen einen Verdacht, dass sie aufgrund einer Covid-19-Erkrankung, die sie sich während der Arbeitszeit zugezogen hatten, ihren Beruf gar nicht mehr oder nicht mehr im vollen Umfang ausüben könnten – nämlich über 175.000. Damit wurden von Januar bis Juni 2022 schon mehr Verdachtsfälle angezeigt als im gesamten Jahr 2021.
Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden insgesamt gut 80.000 Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit gestellt, im Jahr 2020 waren es schon mehr als 106.000 und im Jahr 2021 dann fast 230.000. Die dynamische Entwicklung der Zahlen zeigt, dass Covid-19 eine der Ursachen für die Zunahme ist. Insbesondere seitdem die Omikron-Variante aufgrund ihrer Fähigkeit zur Immunflucht für hohe Infektionszahlen sorgt, erkrankt auch wieder mehr geimpftes Gesundheitspersonal – und bleibt offenbar dauerhaft krank.
Covid kann als Berufskrankheit angezeigt werden, wenn man im Gesundheitsdienst, in einem Labor, in der Wohlfahrtspflege oder in einem anderen Bereich des Gesundheitswesens arbeitet, in dem man in einem ähnlichen Ausmaß der Gefahr einer Infektion ausgesetzt war. Nicht jeder angezeigte Verdachtsfall endet mit einer Anerkennung als Berufskrankheit. Seit Beginn der Pandemie erkannte die Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) mehr als 195.000-mal Covid-19 als Berufskrankheit an. Dazu kamen mehr als 20.000 Fälle, in denen Covid als Arbeitsunfall anerkannt wurde.
Die steigende Zahl der anerkannten Fälle von Berufskrankheit haben aber nicht nur mit Corona zu tun. Seit Anfang 2021 sind Menschen, die einen Verdacht anzeigen, nicht mehr gezwungen, ihre Tätigkeit aufzugeben, um eine Chance auf Anerkennung zu haben. Bis zu dieser Änderung mussten sie das bei 9 von 80 Berufskrankheiten noch tun. Seitdem wird die Statistik anders geführt.
Zweite Auffrischungsimpfung erhöht den Schutz vor einer Omikron-Infektion
Im Angesicht der Sommerwelle stellt sich die Frage, wie es im Herbst mit den Corona-Infektionszahlen und der -Krankheitslast weitergehen wird. Die meisten Expertinnen rechnen damit, dass die Inzidenzen in der kalten Jahreszeit wieder deutlich steigen werden. Umso wichtiger ist die Frage, ob sich die Krankheitslast und die Zahl der schweren Verläufe durch eine zweite Auffrischungsimpfung mit den zurzeit verfügbaren Impfstoffen reduzieren lässt.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den zweiten Booster bisher nur für Menschen ab 70 Jahren sowie Risikogruppen und Gesundheitspersonal. Die Europäische Infektionsschutzbehörde (ECDC) und die Europäische Arzneimittelkommission raten allen Menschen ab 60 Jahren zur vierten Impfung. Das verwirrt viele. Sie fragen sich: Welchen Nutzen hat eine zweite Auffrischungsimpfung mit nicht an Omikron angepassten Impfstoffen, wenn ich noch nicht 70 bin und nicht direkt zu einer Risikogruppe gehöre?
Die US-amerikanische Infektionsschutzbehörde (CDC) hat diese Frage untersucht und herausgefunden, dass man nach dem zweiten Booster besser vor einer Krankenhauseinweisung geschützt ist als mit nur einer Auffrischungsimpfung. Die Forscherinnen werteten gut 59.000 Hospitalisierenden in 10 US-Bundesstaaten über mehrere Zeiträume hinweg aus, unter anderen auch von April bis Juni 2022 als die Omicron-Varianten BA.2 und BA.2.12.1 vorherrschten. Die untersuchten Patienten waren entweder gar nicht, einmal, zweimal, dreimal oder viermal gegen Corona geimpft.
Das relative Risiko für eine Krankenhauseinweisung sank bei viermal Geimpften um 80 Prozent. Beide Male wurde das Risiko für eine Krankenhauseinweisung eine Woche nach der Impfung mit dem Risiko für eine stationäre Behandlung verglichen, wenn die dritte Impfung bereits 3 Monate zurücklag. Konkret heißt das: Die dritte Impfung senkt auch noch nach 3 Monaten das Risiko für eine Hospitalisation um 52 Prozent, eine vierte Impfung reduziert dieses Risiko direkt nach der Impfung noch einmal um 80 Prozent. Diese Daten beziehen sich auf die oben genannten Varianten.
Daten für die Wirksamkeit der Impfstoffe gegenüber den Subvarianten BA.4 und BA.5, die derzeit in Deutschland dominant sind, gibt es leider noch nicht. Aber die Ergebnisse der CDC könnten darauf hindeuten, dass die herkömmlichen Impfstoffe gegen mehrere Omikron-Subtypen einen zusätzlichen Nutzen bieten – auch schon für Menschen ab 50 Jahren und für Jugendliche ab 12 Jahre, wenn sie immungeschwächt sind.
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