Community Health Nurses sollen die ambulante Medizin bereichern
Die ambulante Versorgung steht unter Druck
Die Robert-Bosch-Stiftung prognostiziert, dass es im Jahr 2035 20 % weniger Hausärzte und Hausärztinnen geben wird – nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in mittelgroßen Städten. Schon jetzt stehen Arztpraxen sehr unter Druck, vor allem in strukturschwachen Gebieten. Dort sind sie manchmal die einzigen Ansprechpartner in einem größeren Umkreis, wenn Menschen Gesundheitsfragen haben.
Dazu kommt, dass die starre Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen den Herausforderungen des demographischen Wandels nicht gewachsen zu sein scheint. Immer mehr Patientinnen treffen auf ein Gesundheitssystem, das schon jetzt unter einem zum Teil gravierenden Fachkräftemangel leidet – quer durch alle Versorgungsbereiche und Berufsgruppen. Deshalb sind innovative Konzepte gefragt.
In dieser Situation könnten Community Health Nurses die Arztpraxen entlasten und einen anderen Ansatz in die primäre Gesundheitsversorgung einbringen. Sie können ein niedrigschwelliges Angebot machen, vor allem für Patienten, die regelmäßig Begleitung brauchen, wie z. B. chronisch Kranke.
Die Aufgaben von Community Health Nurses
In Ländern wie Finnland und Kanada arbeitenCommunity Health Nurses (CHN) schon lange im System und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Zu den Aufgaben von CHN gehört, die Menschen durch das Gesundheitssystem zu lotsen, sie zu beraten, ihren Gesundheitszustand zu überwachen und interdisziplinäre Behandlungen zu koordinieren. Sie sind Ansprechpartner für Patienten und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen gleichermaßen.
CHN sind in den Quartieren der Menschen präsent. Ähnlich wie die früher weit verbreitete Gemeindeschwester ist sie in unterschiedlichen Lebenslagen eine Ansprechpartnerin: bei Pflegebedürftigkeit, vor und nach der Geburt eines Kindes, bei Behinderung und chronischen Erkrankungen. Ein Setting, in dem CHN gut arbeiten können, sind Stadtteil-Gesundheitszentren, in denen ein multiprofessionell zusammengesetztes Team aufeinander bezogene, integrierte Versorgungsangebote macht.
Damit das Potenzial der CHN ausgeschöpft werden kann, muss jedoch sichergestellt sein, dass sie auch heilkundliche Aufgaben übernehmen kann. Hier besteht in Deutschland noch Regelungsbedarf, denn im Moment können Pflegefachpersonen und CHN nur eingeschränkt selbstverantwortlich tätig werden.
Um als CHN zu arbeiten, braucht man eine akademische Ausbildung und einen Master-Abschluss. In Deutschland gibt es bereits einige Studiengänge, die CHN auf ihre Tätigkeit vorbereiten.
Stadtteil-Gesundheitszentren als Ergänzung zu Arztpraxen
Stadtteil-Gesundheitszentren werden derzeit an verschiedenen Orten in Deutschland erprobt, z. B. im Hamburger Stadtteil Veddel. Hier wohnen viele Menschen mit Migrationshintergrund. In einer ersten Phase bieten 2 CHN einmal pro Woche eine Pflegesprechstunde an. Mindestens einmal im Monat machen sie Hausbesuche. Sie beantworten Fragen der Bürgerinnen zu bestimmten Erkrankungen, z. B. was bei der Einnahme von Medikamenten zu beachten ist und wie man Wunden richtig versorgt. Außerdem unterstützen sie die Menschen dabei, die ärztlich empfohlene Therapie im Alltag umzusetzen.
Da Hausbesuche und intensive Begleitung von chronisch kranken Patienten für Hausarztpraxen aufgrund von Überlastung immer schwerer umsetzbar sind, können CHN Versorgungslücken ausgleichen. Sie stärken mit ihrem Angebot auch die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung und ermöglichen so den Menschen, sich bei Bagatellerkrankungen besser selbst zu helfen.
Ausführliche Informationen über das Berufsbild und sein Potenzial bietet eine Broschüre des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe.
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