Bosch Stiftung hält heutige Hausarztversorgung für nicht zukunftsfähig
Die Robert Bosch Stiftung strebt nichts weniger als einen Neustart in der Primärversorgung an. Es gehe darum, tradierte Rollenmodelle aufzubrechen. Statt eines Hausarztes, der vor allem durch seine MFAs unterstützt wird, solle es bundesweit etwa 1.000 Zentren geben, in denen durchschnittlich fünf Hausärzte tätig sind. Zum Praxisteam sollten außerdem zwei akademisch qualifizierte Pflegekräfte, mehrere MFAs sowie Angehörige anderer Sozial- und Gesundheitsberufe gehören. Die Stiftung ließ ausrechnen, dass etwa 10 % der Hausärzte in PORT-Zentren arbeiten könnten, um die Versorgung flächendeckend zu verbessern. Das wären 5.400 Sitze.
Gesellschaftlicher Wandel erfordert andere Hausarztversorgung
Wie kommt es zu der Idee, das Hausarztsystem komplett umzubauen? Hintergrund sind vor allem zwei Entwicklungen in unserer Gesellschaft: Der Fachkräftemangel bei Ärzten und medizinischem Fachpersonal sowie die Zunahme älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen. Beide Entwicklungen werden sich in den kommenden Jahren eher verschärfen. Gegenmittel wie finanzielle Anreize oder die Landarztquote reichten nicht aus, um die Situation zu verbessern. Die Robert Bosch Stiftung geht davon aus, dass unser Gesundheitssystem die Patienten nicht mehr ausreichend versorgen kann, wenn es so bleibt wie bisher.
Multiprofessionelles Team
PORT-Zentren sollen anders strukturiert sein als Hausarztpraxen. Angebote zur Gesundheitsförderung wie z.B. Kurse und Prävention sind zentrales Merkmal. Im Team arbeiten nicht nur MFAs. Es ist von Multiprofessionalität die Rede. So könnten auch Sozialarbeiter, Diabetesberater und Therapeuten dazu gehören – je nach Bedarf in der Region des Zentrums. Es ist sogar daran gedacht, engagierte Bürger in die Zentren zu holen, die die Gesundheitsversorgung mitgestalten. Nicht zuletzt sollen die Möglichkeiten der e-Health, also der digitalen Versorgung, stärker genutzt werden. Vorbild sind Gesundheitszentren in Schweden, Spanien, Brasilien und Slowenien. In Deutschland hat die Stiftung bereits Fördergelder für 13 PORT-Zentren ausgezahlt, darunter in Berlin, Büsum, Hohenstein und Willingen-Diemelsee. Dort werden bereits heute vor allem chronisch kranke Patienten aus einer Hand versorgt.
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