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Bosch Stiftung hält heutige Hausarztversorgung für nicht zukunftsfähig

54 % aller Allgemeinmediziner praktizieren in einer Einzelpraxis. Ihre wichtigste Stütze: MFAs. Doch der Generationswechsel ist in vollem Gange. Viele ältere Ärzte gehen in den Ruhestand. Von den Universitäten kommen nicht genug junge Ärzte in die Hausarztpraxen, schon gar nicht auf dem Land. Praxen verwaisen. Der Robert Bosch Stiftung zufolge hat die Hausarztlandschaft in der heutigen Struktur keine Zukunft. Die Stiftung empfiehlt sogenannte Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung (PORT).

Die Robert Bosch Stiftung strebt nichts weniger als einen Neustart in der Primärversorgung an. Es gehe darum, tradierte Rollenmodelle aufzubrechen. Statt eines Hausarztes, der vor allem durch seine MFAs unterstützt wird, solle es bundesweit etwa 1.000 Zentren geben, in denen durchschnittlich fünf Hausärzte tätig sind. Zum Praxisteam sollten außerdem zwei akademisch qualifizierte Pflegekräfte, mehrere MFAs sowie Angehörige anderer Sozial- und Gesundheitsberufe gehören. Die Stiftung ließ ausrechnen, dass etwa 10 % der Hausärzte in PORT-Zentren arbeiten könnten, um die Versorgung flächendeckend zu verbessern. Das wären 5.400 Sitze.

Gesellschaftlicher Wandel erfordert andere Hausarztversorgung

Wie kommt es zu der Idee, das Hausarztsystem komplett umzubauen? Hintergrund sind vor allem zwei Entwicklungen in unserer Gesellschaft: Der Fachkräftemangel bei Ärzten und medizinischem Fachpersonal sowie die Zunahme älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen. Beide Entwicklungen werden sich in den kommenden Jahren eher verschärfen. Gegenmittel wie finanzielle Anreize oder die Landarztquote reichten nicht aus, um die Situation zu verbessern. Die Robert Bosch Stiftung geht davon aus, dass unser Gesundheitssystem die Patienten nicht mehr ausreichend versorgen kann, wenn es so bleibt wie bisher.

Multiprofessionelles Team

PORT-Zentren sollen anders strukturiert sein als Hausarztpraxen. Angebote zur Gesundheitsförderung wie z.B. Kurse und Prävention sind zentrales Merkmal. Im Team arbeiten nicht nur MFAs. Es ist von Multiprofessionalität die Rede. So könnten auch Sozialarbeiter, Diabetesberater und Therapeuten dazu gehören – je nach Bedarf in der Region des Zentrums. Es ist sogar daran gedacht, engagierte Bürger in die Zentren zu holen, die die Gesundheitsversorgung mitgestalten. Nicht zuletzt sollen die Möglichkeiten der e-Health, also der digitalen Versorgung, stärker genutzt werden. Vorbild sind Gesundheitszentren in Schweden, Spanien, Brasilien und Slowenien. In Deutschland hat die Stiftung bereits Fördergelder für 13 PORT-Zentren ausgezahlt, darunter in Berlin, Büsum, Hohenstein und Willingen-Diemelsee. Dort werden bereits heute vor allem chronisch kranke Patienten aus einer Hand versorgt.

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