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Azubis finden und professionell begleiten

Im September 2022 blieben 2.950 Ausbildungsstellen für ZFAs und 1.850 für MFAs unbesetzt, wie aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu entnehmen ist. Und das, obwohl beide Berufe zu den beliebtesten zählen. Praxen müssen sich heute etwas einfallen lassen, wenn sie guten Nachwuchs finden und halten möchten.

15.620 Berufsausbildungsstellen für Medizinische Fachangestellte und 15.310 für Zahnmedizinische Fachangestellte führt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit im Zeitraum September 2022 auf – neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Zur Wahrheit gehört auch, dass 940 junge Menschen, die gern eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte begonnen hätten, keinen Ausbildungsplatz fanden. Die Diskrepanz liegt auch daran, dass das Ausbildungsangebot nicht immer dort verfügbar ist, wo es gewünscht wird. Nicht alle jungen Leute wollen oder können für ihre Ausbildung pendeln oder gar umziehen. Azubi-Wohngemeinschaften haben sich an manchen Orten bewährt. Sie schützen vor Einsamkeit in der Fremde, erziehen zur Selbstständigkeit, sparen Geld gegenüber Einzelwohnen und motivieren durch gleiche Ziele.
 

Welche Werbung heute zieht

Mit klassischen Werbeanzeigen in Zeitungen holt man potenziellen Berufsnachwuchs schon längst nicht mehr ab. Viele Werbemaßnahmen haben sich in die sozialen Medien verlagert. Manche Ärztekammern haben Kampagnen gestartet, mit denen sie hoffen, interessierte Azubis zu finden. Hier einige Beispiele:

  • „Ich bin perfekt!“ heißt ein 2019 gedrehtes Video von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg, das den Beruf der Medizinischen Fachangestellten darstellt, wie er ist – mit Pro und Kontra-Argumenten. Das Bundesland Brandenburg freut sich über eine Zunahme der Ausbildungsverträge von 417 auf 520 zwischen 2018 und 2022. Allein 207 künftige MFAs begannen im Jahr 2022 ihre Ausbildung. Nirgendwo in Deutschland begannen mehr männliche Bewerber eine Ausbildung als MFA als im Land Brandenburg. Hier waren es 2022 11,6 % aller Ausbildungsverträge. In Niedersachsen lag die Männerquote mit 2,0 % am niedrigsten.
  • Die Landesärztekammer Sachsen setzte 2021 auf eine landesweite Kampagne unter dem Motto: „Läuft… aber nur mit Dir! #mfasachsen“. Plakate im öffentlichen Personennahverkehr, Werbung in digitalen Medien, in Apps, aber auch in gedruckten Erzeugnissen sollten auf den Ausbildungsberuf der MFA neugierig machen.
  • Auch die Ärztekammer Westfalen-Lippe setzt authentische berufliche Botschafter ein. Die Auszubildenden Yusuf, Amina und Ronja berichten auf Youtube, Instagram, Twitter und Facebook über ihre Tätigkeit. Für Praxen stehen Plakat-Motive, Roll-Ups und Broschüren zur Bestellung und für das Wartezimmer bereit.
  • Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt beteiligt sich am 27. April 2023 am bundesweiten Boys´Day – dem Pendant des Girls’Day, an dem sich Jugendliche in geschlechtsuntypischen Berufen ausprobieren können.

 

Je ansprechender das Gesuch, desto größer das Interesse

Wer Stellengesuche formuliert, ob digital oder analog, muss auf Richtigkeit achten. Heutzutage noch Arzthelferinnen oder Sprechstundenhilfen zu suchen (leider keine Seltenheit), bringt keine Punkte, sondern sagt zwischen den Zeilen etwas über mangelnde Wertschätzung. Ausbildungssuchende wissen zu schätzen, wenn ihnen etwas zugetraut wird. Nicht immer sagen die Schulnoten etwas über die berufliche Eignung. Schnuppertage in der Praxis sind eine gute Möglichkeit, um sich gegenseitig ein Bild zu machen. Die Website traumjob-mfa.de der Bayerischen Landesärztekammer stellt unter anderem eine Checkliste bereit, mit der potenzielle Azubis testen können, ob sie gute Voraussetzungenfür den Beruf mitbringen. Dazu gehören Fragen nach der Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Ordnung, Belastbarkeit, Lernfreude oder der Fähigkeit, die Schweigepflicht einzuhalten, die für sich selbst beantwortet werden können.

Auch Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte wollen sich beweisen. Wenn es mit der Sprachemanchmal noch hapert, kann ein Lerntandem helfen. Die meisten Azubis wollen lernen und nicht als billige Hilfskräfte missbraucht werden. Eine Ausbildungspraxis muss sicherstellen, dass kompetente Ansprechpersonen verfügbar sind und der Ausbildungsplan eingehalten wird.

 

Azubis professionell begleiten

Auszubildende sind vollwertige Mitglieder eines Teams. Zwar können sie erst Schritt für Schritt eigenständige berufliche Tätigkeiten durchführen, aber sie sind in Teambesprechungen und bei Fortbildungen dabei und werden in die Praxisabläufe miteinbezogen. Eine wertschätzende Ansprache, insbesondere vor Patienten, ist unabdingbar. Sätze wie „Das macht die Kleine“, „Unsere Neue nimmt Sie mit ins Labor“ oder „Das weiß Nancy noch nicht“ sind absolut tabu.

Jedem Azubi eine vertrauensvolle Patin oder einen Paten zur Seite zu stellen, ist ein bewährtes Instrument, um schwierige Situationen zu meistern, ganz normale Abläufe zu bewältigen oder auftretende Probleme zu besprechen. Diese müssen gar nichts mit der Praxis zu tun haben, sondern können in der Lebenssituation begründet sein. Im ländlichen Raum kann schon der Weg zur Arbeit Hürden darstellen, wenn der öffentliche Nahverkehr nicht zum Beginn der Arbeitszeiten passt. Hier lassen sich mit gutem Willen individuelle Lösungen finden, die den Praxisablauf nicht beeinträchtigen. Azubis mit Kindern oder mit zu pflegenden Angehörigen benötigen einen zeitlichen Informationsvorlauf und Verlässlichkeit bei den Arbeitszeiten. Aber auch alle anderen sind dankbar, wenn Dienstpläne mindestens 4 Wochen im Voraus feststehen.

Auch diese Punkte fördern die Bindung von Azubis an die Praxis:

  • Einhalten eines strukturierten Ausbildungsplans
  • Regelmäßige Pausen, keine Überstunden
  • Regelmäßige Feedbackgespräche
  • Beteiligung an Veranstaltungen des Praxisteams
  • Wertschätzende Kommunikation und Motivation
  • Etablierte Fehlerkultur
  • Akzeptanz von Vielfalt
  • Freiwillige „Sonderaufgaben“ als Förderinstrument
  • Darstellen von perspektivischen Entwicklungschancen

 


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