App erkennt Frühzeichen leichter kognitiver Beeinträchtigungen
Mit dem demografischen Wandel und der alternden Gesellschaft geht eine zunehmende Zahl von Demenzerkrankungen einher. Bisher werden Vorstufen jedoch zu selten erkannt. Aktuell sind in Deutschland weniger als 200.000 Personen mit einer leichten kognitiven Störung dokumentiert. Die Forschung schätzt, dass bundesweit 1,5 bis 3,7 Millionen Patientinnen und Patienten betroffen sind. Zudem wird mit mehr als 3 Millionen Menschen mit diagnostizierter Demenz im Jahr 2050 gerechnet. 80 Prozent davon sind auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen.
Leichte kognitive Störung (ICD Code F06.7) bezeichnet eine Beeinträchtigung der Denkleistung, die über das Normale in Bezug auf Alter und Bildung des Betroffenen hinausgeht, jedoch im Alltag keine wesentliche Beeinträchtigung darstellt.
Diagnostische Tests nur von Profis aussagekräftig
Ein Hauptsymptom der Alzheimer-Demenz ist ein gestörtes Erinnerungsvermögen. Besteht der Verdacht darauf, führen professionelle medizinische Fachkräfte Gedächtnistests mit den Betroffenen durch. Dabei müssen sich diese beispielsweise Wörter merken und wiederholen, spontan möglichst viele Begriffe zu einem bestimmten Thema nennen oder vorgegebene geometrische Figuren zeichnen. Allein durchgeführt sind die Ergebnisse nicht aussagekräftig.
Test per Smartphone oder Tablet erkennt Gedächtnisprobleme
Ein internationales Forschungsteam konnte jetzt in einer Studie nachweisen, dass sich mit speziellen Testaufgaben auf dem Smartphone „leichte kognitive Beeinträchtigungen“ mit hoher Genauigkeit erkennen lassen. Beteiligt waren das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE),die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und die University of Wisconsin-Madison sowie das Magdeburger Unternehmen neotiv.
Die gemeinsam entwickelte App neotivCare ist ein digitales CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt zur klinischen Einschätzung kognitiver Funktionen. Sie ermöglicht eigenständige Gedächtnistests ohne professionelle Betreuung. Die Software läuft auf Smartphones und Tablets und ist wissenschaftlich validiert. Angewendet wird sie in der Alzheimer-Forschung und Arztpraxen nutzen sie im Rahmen der diagnostischen Demenzfrüherkennung.
Wie es funktioniert
neotivCare ist aktuell nicht im DiGA-Verzeichnis vertreten. Die App kann im Google- oder Apple-App-Store kostenfrei heruntergeladen werden. Im Google-Playstore waren in der 14. Kalenderwoche 2024 1.000 Downloads verzeichnet. Ganz ohne ärztliche Mithilfe kann die für Menschen ab 60 Jahren gedachte App jedoch noch nicht genutzt werden. Es ist ein Vorgespräch erforderlich, nach dem die behandelnden (Haus-)Ärzte einen Freischaltcode zur Verfügung stellen können. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten – derzeit nach Angaben des Unternehmens neotiv GmbH im Rahmen von Selektivverträgen und lokalen Erprobungsprojekten – wird über 12 Wochen im häuslichen Umfeld einmal wöchentlich eine Testaufgabe absolviert. Eine Abschlussbesprechung des Befundbriefes ist obligatorisch – die Testergebnisse unterstützen diagnostische und therapeutische Entscheidungen. Zahlt die Krankenkasse nicht, können per Mail Erstattungsmöglichkeiten erfragt werden. Auch Demo-Versionen für Arztpraxen sind erhältlich.
Weiterführende Forschungen laufen
In die jetzt veröffentliche Studie waren 199 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Deshalb laufen fortführende Untersuchungen und klinische Studien mit größeren Gruppen. Die Forschenden wollen auch herausfinden, ob sich mit dem neuen Gedächtnistest die Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung über einen längeren Zeitraum verfolgen lässt.
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